Was macht eine Frau, wenn ihr geliebtes Unternehmen bedroht wird? Wenn sogar der eigene Mann das gemeinsame Projekt beenden will? Sie – Béa Beste –kämpft um ihr Unternehmen. Wie eine Löwin. Am Ende verarbeitet sie den Konflikt, der Firma und Ehe betrifft, in einem neuen Kinderbuch. In ‚Oli Löwenfutter’ geht es ihrem Geschäftspartner und Ehemann an den Kragen. Spannend, oder? Aber lest erst mal unser Interview mit Oliver Beste!

Zum Hintergrund: Béa und Oliver Beste sind vor allem in Start-Up-Kreisen keine Unbekannten. Beide sind kreative, erfolgreiche Unternehmerpersönlichkeiten, doch ihre gemeinsame Firma Tollabox rutscht im Frühjahr dieses Jahres in die Insolvenz. Und Oliver trifft Entscheidungen, die das Aus von Tollabox bedeuten. Béa ist zutiefst verletzt. Ihre negativen Gefühle (sie will ihn „am liebsten wilden Tieren zum Fraß vorwerfen“) bekommt sie erst in den Griff, als sie darüber schreiben, ihre Gedanken in einem neuen Kinderbuch kanalisieren kann: Kleine, große und ewige Kinder als Zielgruppe.

Oliver, wie fühlt man sich als Löwenfutter?
Als nicht gefressenes Löwenfutter wieder ganz gut, weil die Kindergeschichte ein Happy End hat.

Auf Xing bietest Du „inspirierende Erfahrungsgeschichten von den Höhen und Tiefen des Gründens“. Nun hat Deine Frau ihre/Eure sehr persönliche veröffentlicht, was sagst Du dazu?
Unsere persönlichen Partnerschaftskonflikte von Béa veröffentlicht zu sehen ist mir etwas peinlich. Ich habe es als Teil von Béas Verarbeitungsprozess akzeptiert.

Wie hast Du das Scheitern des gemeinsamen Projekts empfunden und spielt es dabei eine Rolle, ob man Frau oder Mann ist?
Scheitern ist meist ein langer Kampf. Nach Jahren des harten und vergeblichen Ringens um wirtschaftlichen Erfolg war die Insolvenzanmeldung für mich ein Befreiungsschlag; anders als für Béa, die ihr Baby um jeden Preis am Leben halten wollte.

Würdest Du als Paar wieder gemeinsam gründen?
Béa würde wegen meiner Entscheidung gegen Tollabox mit mir wohl nicht mehr gründen wollen, ich mit ihr schon. Ich habe durch Tollabox viele ihrer unternehmerischen Fähigkeiten erst kennen und sehr schätzen gelernt. Legendär sind ihre Kreativität, ihr Social-Media-Talent, Ihre Fähigkeit, Teams zu motivieren und die Teamstimmung hoch zu halten, ihr Optimismus, ihre Vertriebspower usw.

Welche Handlungsweisen sind wichtig, wenn tiefgreifende Schwierigkeiten sowohl im Beruf als auch im Privatleben auftauchen?
Häufig und wohlwollend miteinander sprechen, um die Gefühle des anderen zu verstehen, statt sich zu entfremden und sich in Konflikten und Rechthaberei zu verlieren.

Wie siehst Du Deine Frau, nachdem sie das Buch und die Geschichte dazu veröffentlicht hat?
Ein Kinderbuch als Konfliktverarbeitung ist liebenswert und kreativ, also typisch Béa. Béa wählt generell statt Eskalation im Streit lieber „Wiedergutmachungsleistungen“. Auch wenn mir die persönlichen Offenbarungen zu weit gingen, finde ich diesen nicht-konfrontativen und sich dennoch abreagierenden Umgang mit einem tiefgreifenden beruflichen Partnerschaftskonflikt bewundernswert und vorbildlich.

Wusstet Ihr?

• Hier geht’s zum Buch: Oli Loewenfutter – das Buch

• Das E-Commerce-Unternehmen Tollabox konnte in 2013 kurzfristig 600.000 Euro Kapital einsammeln, landetet damit auf Platz 1 der erfolgreichsten deutschen Crowdfunding-Unternehmen – bis in diesem Januar eine Finanzierungsrunde platzte: http://www.deutsche-startups.de/2015/02/14/tollabox-insolvent/

• Die Illustrationen im Kinderbuch stammen von Béas großer Tochter Carina, die Architektur studiert.

Das Interview führte Elke Tonscheidt.
Fotos: privat