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AfD: In der Flüchtlingskrise versagen unsere Eliten — 9 Kommentare

  1. Stefan Möller gelingt es einmal mehr, in diesem Interview sachlich und klug zu argumentieren und so seiner Partei nachvollziehbare Positionen und anscheinend verantwortungsbewusstes Handeln zu attestieren. Wer jedoch die anderen Akteure und die Basis der AfD in den Medien, in Fernsehdiskussionen oder gar real auf Veranstaltungen, beispielsweise bei PEGIDA erlebt, erkennt, was unter dem verhüllenden Schafspelz steckt: Ein scharfmachender Wolf, der dort Aggressionen weiter schürt und zupackt, wo entsprechende Tendenzen bereits gegeben sind und so am rechten Rand der Gesellschaft weiter Stimmenfang erfolgreich möglich ist. Dieser perfide Spagat wird zwar immer wieder offenbar und eigentlich für jeden vernünftigen Bürger sichtbar – wenn er mit wachem Verstand und nicht bereits indoktriniert hinsieht. Ich kritisiere hiermit keineswegs, dass man der AfD in diesem Blog ein weiteres Forum bietet – dies muss in unserer Demokratie erlaubt sein. Ich bedaure vielmehr nur, dass wohl bei manchen Lesern eine Verwässerung und Verharmlosung des wahren Gedankenguts hinter der AfD erfolgen könnte – und hoffe bei möglichst vielen auf einen breiteren Blick auf diese Partei. Nicht einzelne, smarte Interviews sollte man als Maßstab nehmen, sondern das gesamte, für mich eher erschreckende und abstoßende Profil und Handeln.

    • Lieber Herr Dr. Dieter R. Fuchs,

      es ist stets interessant zu beobachten, wie unterschiedlich Wahrnehmungen sein können. Persönlich teile ich Ihre Sicht der Dinge und würde dem scharfmachenden Wolf gern „einen Maulkorb verpassen“. Mit Hinblick auf dieses Interview lese ich zwei Passagen, die mir den Wolf deutlich zeigen (s. u.). Journalistisch betrachte ich diese Art der Fragestellung als feine Einladung, die Zähne zu zeigen – distanziert-demokratisch-fragend. Und die hat das Schaf angenommen.

      Herbstgruß, Cornelia Katinka Lütge

      1. Sorgt Sie eine mögliche Aufladung des rechtsextremen Meinungsspektrums nicht?
      Ich sehe es so: Es muss doch möglich sein, für den Erhalt unserer nationalen Identität einzutreten, ohne gleich sozial geächtet zu werden! Negative Aspekte der Zuwanderung, wie z.B. Kriminalität und das Festhalten an inakzeptablen archaischen Regeln, hat man häufig versucht kleinzureden. Im Gegenzug werden die vermeintlich positiven Aspekte der Zuwanderung überbetont.

      2. Sie meinen die Chancen einer qualifizierten Zuwanderung?
      Für mich ist das schlicht ein Märchen, mit dem versucht wird, die Migrationsbewegungen auch noch als nützlich darzustellen.

      • Liebe Cornelia,
        danke für Ihre Meinungsäußerung, ja, viele erkennen wie Sie auch in der Wortwahl und an den Zwischentönen solcher rhetorisch geschulter Politprofis deren wahres Denkgebilde. Aber ganz viele andere eben leider nicht, da bleiben nur die deren eigenen Ängste und Vorurteile gezielt ansprechenden Parolen hängen und wirken nach. Was ohne Gegenwehr liberaler und demokratischer Menschen bedenkliche Folgen haben könnte.
        Ich wünsche noch einen sonnigen Rest-Herbst,
        beste Grüße
        Dieter

    • Sie unterstellen der Partei, dass sie insgeheim Forderungen hat, die Möller hier nicht nennt. Welche sollen das denn bitte sein? Mein Eindruck ist vielmehr, dass die AfD genau für diese Forderungen, die hier in dem Interview gestellt werden und die Sie vernünftig nennen, von den politischen Gegnern scharf angegriffen werden. Ob die AfD mehr „Wölfe im Schafspelz“ und Scharfmacher in ihren Reihen hat als ihre politischen Gegner(man denke an Fahimi, Stegner, Beck, Söder …), ist eine reine Ansichtssache.

      • Sehr geehrter Herr Jankalert,
        ich erlaube mir hiermit, richtig zu stellen, dass ich die Forderungen von Herrn Möller keineswegs „vernünftig“ genannt habe. Ich habe lediglich festgestellt, dass er durch seine Argumentation „…der AfD nachvollziehbare Positionen und anscheinend verantwortungsbewusstes Handeln attestiert.“ Er, nicht ich! Außerdem unterstelle ich keinesfalls „insgeheime Forderungen“, dies ist nicht nötig, man muss nur die bestens bekannten AfD-Parolen zitieren, die uns leider nicht erspart bleiben und eine unerträgliche weitere Aufhetzung von ausländerfeindlichen Tendenzen darstellen. Es darf Sie daher nicht wundern, dass ich auch in Ihrer Entgegenhaltung nur einen weiteren Beleg dafür sehe, dass die AfD und ihre Sympathisanten Sachverhalte immer wieder (mehr oder weniger geschickt) bewusst verdrehen.

        • Nun mit „allseits bekannt“ und „ausländerfeindlich“ liefern Sie eine recht schwammige Argumentation. Die AfD lehnt wahrscheinlich die meiste Migration ab, die gerade stattfindet, und vorher schon die Armutseinwanderung. Außerdem ist die AfD sicher islamkritisch. Ist das für Sie ausländerfeindlich?

          • Danke für die Präzisierung und Bestätigung. Und dafür dass Sie erneut an meiner Formulierung vorbei zitieren: Ich hatte die AfD nicht als ausländerfeindlich bezeichnet, sondern darauf hingewiesen, dass AfD-Parolen eine „… weitere Aufhetzung von ausländerfeindlichen Tendenzen darstellen“. Aber dies scheint symptomatisch zu sein. Im übrigen verharmlost der Ausdruck „islamkritisch“ eine diskriminierende Haltung dieser Religion gegenüber, indem indirekt gefährlicher und verabscheuungswürdiger Islamismus damit gleichgesetzt wird. Die AfD ist damit im Dunstkreis von PEGIDA zur Rettung unseres ach so christlichen Abendlandes bestens beheimatet! Damit verabschiede ich mich aus unser beider Geplänkel und hoffe auf weitere Meinungsbilder von anderen Lesern dieses Blogs.

  2. Liebe Diskutanten,
    ich freue mich über die im ganzen sachliche Debatte über das Interview mit Herrn Möller. Das ist in diesen Zeiten nicht selbstverständlich.
    Ich finde die Neigung interessant und aufschlussreich, dass man jetzt in Sachen AfD sehr schnell mit Unterstellungen über eine „hidden agenda“ bei der Hand ist. Die Äußerungen (z.B.) von Herrn Möller seien nur Tarnung, in Wahrheit gehe es um etwas anderes (das ist ja mit „Wolf im Schafspelz“ gemeint). Da hülfe es, vielleicht doch noch einmal genauer hinzuschauen. Was die AfD-Fraktion im Thüringer Landtag (für die ich arbeite, Vorsicht also) treibt, ist öffentlich und nur einen Mausklick entfernt. Etwa hier:

    http://afd-thl.de/2015/10/21/diffamierungsversuche-befoerdern-spaltung-der-gesellschaft/

    @ „islamkritisch“: Kritik ist ein Zentralbegriff der europäischen Aufklärung (Kant: Kritik der reinen Vernunft etc.; Karl Popper: Kritischer Rationalismus; Adorno et al.: Kritische Theorie etc.), und es war Karl Marx, der die Religionskritik als Voraussetzung aller Kritik bezeichnete. Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber ganz gewiss gehört Kritik zur Aufklärung und zu unserem freiheitlichen Selbstverständnis. Warum also sollte man ausgerechnet den Islam nicht kritisieren dürfen? Nur, weil es viele Muslime nicht wollen? Also nehmen wir dann alles so hin, weil der Prophet es so mitgeteilt hat?
    Einen schönen Gruß!

    • Michael: schämst du dich nicht doch ein wenig, dich hier auch noch auf Kant, Adorno und Popper zu berufen?! Eine Partei, die bei Lichte betrachtet volksgemeinschaftliche Sehnsüchte bedient und unterstützt, mag sich auf alles Mögliche berufen – aber sicher nicht auf die Traditionen und Ideale der Aufklärung!

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