Von der Hand in den Mund: Designertaschen für Afrika
Sie heißen ‚Happiness Shopper’ oder ‚Beauty Clutch Gold’ – stylische Designer Handtaschen aus Hamburg, die gleich mehrfach gut tun sollen. Verspricht beliya, 2012 von Annika Busse und Andrea Noelle gegründet. Das Start-Up macht gerade als 1. Sozialunternehmen in der Modeindustrie von sich reden. Was steckt dahinter und wie wichtig ist ein gutes Shopping-Gewissen?
Bildung ist der Schlüssel zum Erfolg. Ein alter Schuh. Neuerdings sollen auch Mode, Charity, Nachhaltigkeit und Erfolg zusammen gehen. Dafür jedenfalls arbeiten Annika Busse und Andrea Noelle, die sich bereits seit der Schulzeit kennen. Heute ist ihr Onlineshop voller edler Produkte, sie helfen mehr als 500 Kindern in Afrika und sie verwerten Überschüsse aus Prêt-à-Porter Kollektionen und Ledersofa-Retouren. Ohfamoos hat eine der beiden Geschäftsführerinnen befragt.
Annika, Armut in Entwicklungsländern ist jedem ein Begriff. Helfen wollen viele, Du hast es zusammen mit Andrea umgesetzt. Was braucht man dafür in 1. Linie? Den unbedingten Willen wirklich etwas zu bewegen. Außerdem viel Leidenschaft und Engagement. beliya verbindet die Leidenschaft zu Taschen und Accessoires mit dem Engagement und dem Willen, Kindern in Afrika eine Schulbildung und so die Chance auf eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Was war ausschlaggebend, sich in einer Branche durchzusetzen, die nun neben „schön“ offensichtlich auch „gut“ kann? Wir haben beide unsere Doktorarbeit über Mikrokredite geschrieben. Seitdem ist uns klar: Bildung ist oft der Schlüssel zu einer besseren Zukunft. Nach der Uni war Andrea bei Mulberry tätig, doch ihr fehlte das Gute in der Fashion-Branche.
So entstand das beliya-Konzept? Genau. Denn Gutes zu tun und zugleich stylisch zu sein, ist kein Gegensatz!
Unsere Kundinnen tragen Ihre beliya Tasche nicht nur, weil sie schön ist! Sondern weil sie auch stolz sind, einem Kind die Schulbildung für ein Jahr zu ermöglichen.
Wo genau macht Ihr den Unterschied? Unsere Produkte unterscheiden sich durch den Charity- und Nachhaltigkeits-Aspekt von anderen Designerkollektionen. Wir fertigen in inhabergeführten Manufakturen innerhalb der EU und stehen mit denen im engen Kontakt. Da wir Ressourcen schonen möchten, benutzen wir hochwertige Sofaleder-Retouren und eben Überschüsse.
Bei jedem Kauf einer beliya Tasche oder Accessoire geht eine Spende an eine Eurer Partnerschulen. Was finanziert Ihr konkret wie? Es gibt 6 Spendenkomponenten. Je nach Größe der Tasche werden das Schulessen, der Bus, die Uniform, die Bücher, die Schulgebühr oder ein schulisches Projekt finanziert. Das ist ganz persönlich:
Welches Kind der Kunde unterstützt, zeigt der Taschenanhänger. Auf unserer Website erhält der Kunde noch mehr Infos zu seinem Taschenpatenkind.
Sind die Kinder vor Ort ebenfalls eingebunden? Vor Ort betreuen unsere Partnerorganisationen die Projekte. Das ist eine sehr enge Zusammenarbeit. Mit der Organisation ‘steps for children’ teilen wir uns z.B. unser Hamburger Büro. Und die ehrenamtlichen Mitarbeiter an den Schulen sorgen dafür, dass die Kinder nicht nur eine gute Schulbildung bekommen sondern schaffen einen Ort, an dem die Kinder gerne spielen, sich kreativ ausleben können.
Und Eure Kinder? Ihr seid ja selbst Mütter… Unsere Kinder sind zwischen 3 und 5 Jahre alt. Sie wissen ungefähr, was wir beruflich tun – „etwas mit Taschen und Kindern“.
Wir versuchen unseren Kindern beizubringen, dass sie das, was sie haben, zu schätzen wissen und mit Ressourcen verantwortungsvoll umgehen. Soweit das in diesem Alter natürlich möglich ist …
Du hast vor kurzem Namibia besucht, wie kehrt man zurück? Die Lage vor Ort hat mich sehr berührt. Zu sehen, was Bildung für unsere Schützlinge bedeutet. Der Alltag ist hart und von Armut und Gewalt geprägt. Oftmals ist die Schule der einzige Ort, an dem sie ausgelassen spielen und lernen können. Die Kinder freuen sich darauf, täglich in die Schule gehen zu dürfen und für ein paar Stunden am Tag dem Alltag zu entkommen. Zurück im Büro arbeiten wir daher mit doppeltem Einsatz und Elan.
Ihr habt sowohl mit Luxus als auch mit Armut zu tun. Wie kriegt man da eine gute Balance auch für sich selber hin? Wir versuchen nachhaltig zu leben – beispielsweise achten wir auf natürliche Zutaten, kaufen auf Flohmärkten ein und fahren Fahrrad, wenn es geht. „Jeder Schritt von jedem hilft“, ist unser Motto. Das bedeutet für uns:
Wenn jeder eine Sache in seinem Leben nachhaltiger gestalten würde, könnten wir sicherlich schon sehr viel bewegen. Damit verurteilen wir auch niemanden, der sich mal etwas gönnt.
Die beliya-Gründerinnen, Dr. Annika Busse und Frau Dr. Andrea Noelle, sind beide 36 Jahre alt und Mütter. Mit 16 lernten sie sich in der Schule kennen. Nach ihren Studien und Auslandsaufenthalten war Andrea bei Mulberry, Jil Sander und Beiersdorf, Annika bei NIVEA und Schwarzkopf Professional.
Mehr über beliya – auch ein Crowdfunding hat das Start-Up bereits erfolgreich hinter sich.
Und das finden wir richtig ohfamoos!
- Überschüsse für das Upcycling „de luxe” bezieht beliya von Süddeutschlands größtem Polstermöbelhersteller Himolla. Durch einen Riss oder eine Verletzung der Lederhaut werden die Sofas nicht mehr verkauft.
- Diese Schulkinder in Afrika unterstützt beliya.
Das Interview führte Elke.
Fotos: beliya