Gespräche, die bewegen. Wie geht das?
Kennst du das? Du triffst eine Person. Und mit dem ersten Satz bist du inspiriert, unterhalten, angeregt. Die Synapsen tanzen Tango, in den Ohren hallt das Echo eindrucksvoller Gedankengänge. Ein spontanes Lachen im Gleichtakt. Widerspruch voller Wohlwollen und Lust auf Verständnis. Abschließend das Gefühl: Wir waren verbunden, meine Wörter hatten Bedeutung, zwischen unseren Gedanken bauten sich Brücken wie von selbst, um uns herum Belang- und Bedeutungslosigkeit. Ach, davon bitte mehr!
Nein, es geht nicht ums Verlieben. Ich meine Gespräche, die nach hallen. Und die bewegen.
Warum gute Gespräche von so großer Bedeutung sind? Etwas, das wir jeden Tag einfach tun näher betrachtet werden sollte? Nun, sie schaffen Verbindung zwischen Menschen. Und das wollen im Grunde alle. Sie sorgen für echtes Verständnis bei Interessenkonflikten. Und das ist mal die Voraussetzung dafür, dass eine Einigung erzielt werden kann. Oder das Gespräch überhaupt fortgeführt wird. Ob in persönlichen (Trennung), politischen (Tarifverhandlungen) oder kriminellen Belangen (Geiselnahmen).
Es ist eine hohe Kunst, Gespräche von Bedeutung zu führen. Gespräche, die den Anderen erreichen oder berühren, die ein gewünschtes Ergebnis erzielen.
Auch Trost und Wertschätzung sind „anspruchsvolle“ Gesprächsanlässe. Eine Kündigung, ein Kritikgespräch oder schlicht die Übermittlung von Informationen. Und wie oft ist ein pures Missverständnis der Anlass für einen handfesten Streit?! Die Frage „Habe ich dich richtig verstanden…?“ hätte ihn vermeiden können.
Seid neugierig aufeinander!
Neulich saß ich bei einem herrlichen Fest mit fünf Ladies an einem Tisch. Ungefähr eineinhalb Stunden lang. Eine davon ist mir sehr vertraut. Nur zwei kannte ich ein bisschen. Bevor die Runde sich auflöste, stellten wir erstaunt fest: Wow, das war besonders! Uns gelang eine sehr intensive Unterhaltung, die von Lachen und lockeren Sprüchen begleitet wurde. Es gab keine Belanglosigkeit und keine bedeutungsschwangere Überfrachtung. Wir hörten aufmerksam zu, stellten Fragen. Positionierten uns deutlich zu einem strittigen Thema, gaben uns sogar Feedback! Und dann fanden wir noch einen gemeinsamen Nenner: Interessante und herausfordernde Freundschaften ab dem Punkt, wo es ungemütlich wird. In der Bereitschaft Knackpunkte anzusprechen, zeigt sich ihre Qualität. In der Fähigkeit, Komplimente und Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen übrigens auch.
Wir waren uns nicht alle nah und vertraut, hätten über den Job, das Wetter und „die anderen“ lamentieren und uns über Politik, Finanzen und Bücher austauschen können. Auch das hätte anregend und strittig sein können. Der Nachhall aber entstand durch die gegenseitige Neugierde aufeinander, dieses: „Ich will wissen, wer und wie du bist!“
Seid erstaunt und ein paar weitere Tipps für grandiose Gespräche
Nun entstehen grandiose Gespräche ja nicht nur, wenn es um persönliche Belange geht. Auch sachliche Anlässe (wie oben erwähnt) können auf eine Art und Weise thematisiert werden, die „begeistert“. Die Kommunikationspsychologie lässt sich darüber in ethischer Breite aus. Es gibt zig Methoden. Vom aktiven Zuhören, von Ich-und-Du-Botschaften und Win-Win-Verhandlungstechniken.
Was nützen aber die eindrucksvollsten Methoden, wenn die innere Voraussetzung fehlt? Und was rät uns der gesunde Menschenverstand?
Die amerikanische Kommunikationsexpertin Celeste Headlee bringt es so auf den Punkt:
Bitte kein Multitasking! Wenn du dich unterhältst, mache nichts anderes. Punkt
Erwarte, dass dein Gegenüber eine andere Sichtweise haben könnte!
Formuliere Fragen, die mit wer, was, wann, weshalb und wie beginnen!
Wenn du etwas nicht weißt, dann sag‘ es!
Vergleiche die Erfahrung deines Gesprächspartners nicht mit deiner eigenen in einer ähnlichen Situation! Es geht gerade NICHT um dich!
Wiederholde dich nicht! Insbesondere Eltern neigen dazu, wenn sie mit Kindern sprechen.
Verliere dich nicht in sachlichen Details! Who cares? Menschen interessieren sich für dich, nicht für „Kleinigkeiten“.
Höre zu!
Sei interessiert an deinem Gesprächspartner. Sei neugierig!
Und sei stets offen dafür, dass dein gegenüber dich erstaunt!
Es gibt zudem, wie ich finde, diesen wirkungsvollen, kurzen Satz. Und wer ihn beherzigt, bringt Bewegung in Gespräche!
Fragen statt sagen!
Mich interessiert: Was macht für dich ein Gespräch bedeutungsvoll? Wie muss es sein, damit es nachhallt? Hast du ein konkretes Beispiel?
Text: Cornelia Lütge
Fotos: unsplash (Korney Violin, Toa Heftiba)
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