Stolz sein auf Deutschland – gerade jetzt!
Die letzten Tage im September – ein wunderbarer Monat. Der Sommer ist noch nicht vorbei und die Tage verwöhnen uns mit letzter Wärme und Sonnenschein. Und doch liegt die erste Ahnung von Herbst in der Luft. Die Felder sind geleert, die ersten Äpfel geerntet. Das bringt ohfamoos-Gastautorin Michèle Halder auf folgenden Gedanken: Was wird unsere Gesellschaft wohl ernten, wenn wir die Saat der Angst, des Hasses und der Gewalt nicht jetzt sofort ausreißen…
September. Die Nächte werden kühler, die Tage kürzer, die Zugvögel üben sich in ersten Formationen und bereiten ihre Reise in den Süden vor. Die Erntezeit beginnt. Und ich frage mich – und Euch – was unsere Gesellschaft wohl ernten wird. Ich finde: Es wurde viel zu viel Angst und Hass gesät.
Wird dieses Unkraut aus Fremdenfeindlichkeit, Unaufgeklärtheit und Dummheit die fruchtbaren Felder der Demokratie überwuchern und uns ersticken wie schon einmal? Wollen wir das wirklich zulassen?
So viele Mitbürgerinnen und Mitbürger wollen das nicht – und doch bahnen sich undemokratische rechtspopulistische Politiker ihren Weg durch die Republik und nutzen jeden winzigen Krumen Boden dazu, ihr unsägliches Gedankengut immer weiter zu säen. Ich bin sicher, wir möchten nicht ernten, was diese Saat hervorbringen wird…
Stolz auf Deutschland sein
Ich möchte gerne weiterhin stolz sein auf mein Land. Ein Land, das in Sachen Freiheit und Demokratie eine führende Rolle spielt.
Ich möchte zusehen, wie die Generation unserer Kinder die Früchte der Bemühungen unserer Eltern und uns um ein freies, offenes, demokratisches und wohlhabendes Land ernten darf.
Ich möchte mich in einem Land wiederfinden, das sich auf Werte wie Bildung, Intelligenz, Wissenschaft und Innovation stützt und sich nicht von einer Handvoll unzufriedener, ewig gestrigen Gewaltdenkern und -tätern einschüchtern lässt.
Die Ernte meiner Vorstellung ist ein sicheres, weltoffenes Land, dessen Bürger und somit auch dessen Regierung sich ihrer Rolle in der Welt bewusst sind: Vorreiter zu sein in Sachen Demokratie, sozialem Gewissen, Zukunftsorientierung und Erneuerung. Wir waren und sind stolz darauf, herausragende Dichter, Denker, Ingenieure und Philosophen hervorgebracht zu haben. Bleiben wir dabei und sorgen dafür, dass die Freiheit des Denkens und der Kreativität nicht durch Engstirnigkeit und Angst vor dem Anderssein zu Tode getrampelt wird.
Michèle Halder ist Mutter einer 19jährigen Tochter. Eines ihrer liebsten Dinge ist es, das Leben zu beobachten und Schlüsse zu ziehen: Nachdenken über Gott und die Welt und all das, was unsere Welt wirklich ein bisschen besser machen kann. Michèle freut sich, wenn sie ihre Gedanken mit anderen Menschen teilen kann – auch um dabei ihre eigene Sicht auf die Welt prüfen und gern auch neu gestalten zu können. Ihr erster ohoo-Beitrag, der über Heimat, war schon sehr wertvoll.
Fotos: Unsplash (Gaelle Marcel) und Pixabay (Jonny Lindner)
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