Ein Mut-Ausbruch von ganzem Herzen
Es gibt viel zu schreiben über den Mut. Dieses Gefühl, das sicher nicht nur mich schlagartig verlässt, wenn die Angst kommt. Im Dunkeln bin ich beispielsweise ein ausgemachter Angsthase. Andere kriegen Schweißausbrüche, wenn sie über Geld verhandeln sollen oder verlegen das dringend angesagte Gespräch in der Familie immer wieder – denn zuletzt fehlt der: eben, Mut. Aber kann man Mut trainieren? ohfamoos hat zum Mut-Talk geladen. Dabei kam es zu einem echten Mut-Ausbruch…
„Ich liiiiiiiebe solche Abende und freue mich dabei gewesen zu sein!“ Die Frau, die das anderntags auf Facebook postet und sich bedankt, kannte ich vorher nicht. Aber ihre Worte stehen stellvertretend für einige andere, die dabei waren. Und Stephanie Hanhardt lobt:
„Jasmin, dein Mutausbruch kam für mich genau zum richtigen Zeitpunkt – Du hast mein Herz absolut berührt und liebe Tanja: Du bist für mich und viele Frauen ein Mega-Vorbild. Absolut authentisch und super sympathisch.“
Was ist passiert?
Wir hatten zum Mut-Talk geladen. Mit Tanja Peters, der Autorin von „Mutmuskeltraining“, und Jasmin Assen, Video- und Voice Coach. Um über das zu sprechen, was Tanja in ihrem bei dtv erschienenen Buch die Kompetenz nennt, „die Angst zu überwinden und nicht vor ihr stehen zu bleiben.“ Denn Mut kann, davon ist Tanja überzeugt, zu Deinem Ding werden, wenn – ja wenn Du denn los läufst. Wofür es nie zu spät ist! Ich bin sicher, dass so mancher Gast nicht nur tief berührt nach Hause ging, sondern sich noch länger mit so mancher Aussage beschäftigen wird … Wie #ohfamoos! 🙂

Tanja Peters (links) spricht über ihr Mutmuskeltraining. Jasmin Assen (rechts) lauscht noch, bevor sie später selber loslegt. MItte: Moderatorin Elke Tonscheidt.
Mut ist ein Muskel, der sich trainieren lässt
Klar wurde: Wer ein wirklich selbstbestimmtes Leben führt, nutzt seine Angst als Voraussetzung für Mut. Wie aber erkennen wir die Chance, die Mut immer braucht, um dem Leben eine notwendige Wendung zu geben? Bei Tanja war es so: Eine Autoimmunerkrankung zerstörte 2010 ihre Haarpracht – sie wollte jedoch partout keine Perücke tragen. Im Laufe der Zeit nutzte sie die Chance sich via Glatze so zu zeigen, wie sie war. Und entdeckte: Mut ist ein Muskel, der sich trainieren lässt. Die Zurückeroberung ihres Lebens konnte beginnen. Mit einer wichtigen Erkenntnis: Nie wieder würde Tanja das Leben anderer leben; ausschlaggebend wurde ihre eigene Pfeife, sie wollte in 1. Linie ihre Bedürfnisse leben, nicht die der anderen erfüllen.
Wie gut ihr das tut, zeigt die Autorin auch beim Mut-Talk. Wobei ihr der AlltagsMUT (sie unterscheidet gleich sieben Varianten) besonders am Herzen liegt – sind es doch die vielen kleinen Dinge im Leben, die wir tagtäglich so entscheiden dürfen, wie sie für uns selbst richtig und wichtig sind.
Tanja strahlt, wenn sie meine Fragen beantwortet. Sie ist im Gleichgewicht. Mit großer Ernsthaftigkeit, aber auch mit Witz. So lässt sie sich von Sabine Asgodom inspirieren, zitiert diese auch gern. „Manchmal“, lacht Tanja, „verwechseln mich die Leute mit ihr – sie kriegen es nicht auf die Reihe, dass gleich zwei füllige Frauen zu ähnlichen Themen unterwegs sind.“
Mit ihrem eigenen Körpergewicht – für manche Menschen ewiger Anlass, sich selbst nicht zu lieben – hadert sie manchmal übrigens noch. Über KörperMUT könne sie, schreibt die frühere Chefeinkäuferin mutig im Mutmuskeltraining, ein eigenes Buch schreiben. Und gibt anderen Mut, wenn sie darauf verweist: „Hab ich noch nicht im Griff, aber ich werde jeden Tag besser mit mir und ich höre nicht auf zu trainieren.“ Dran bleiben – denn Tanja ist überzeugt: Wenn wir eine neue Fehlerkultur etablieren und durch Grenzerweiterungen Ressourcen aktivieren, können wir jeden Tag ein bisschen mutiger werden.
Jasmin Assen wirkt im Mut-Talk wie ein Riesenpaket Sonnenstrahlen!
Jasmin legt die tiefen Schatten ihres Lebens offen – erstmals in einem #Mutausbruch, den sie vorher via Facebook angekündigt hatte. So leise ist es im Event-Café nie! Gebannt verfolgen alle jedes Wort ihrer kleinen Lesung.
Tränen kullern, manche Zuhörer wirken ein bisschen paralysiert.
Wer Jasmins ansonsten feste Stimme kennt, ahnt, wie schwer es ihr jetzt fällt („Leute, hab ich Herzklopfen!!!“) die dramatischen Jahre ihrer Kindheit vor uns auszubreiten. Und wie viel Mut nötig war – nicht nur damals das Verhältnis zur einst verhassten Mutter in ein liebevolles zu drehen sondern genau davon zu erzählen! „Schön, wie sichtlich befreit Jasmin danach wirkte“, bemerkt eine Teilnehmerin und lobt: „Ihr Gesang ging dadurch umso mehr unter die Haut und ließ tief innendrin spüren, was Mut mit uns macht.“ Ja, Jasmin, Du hast uns auf eine sehr besondere Art eingeheizt!
Und wer also noch nicht wusste, WIE innig und COOL Jasmin Assen singen kann, der weiß es jetzt. Wir hätten noch Stunden zuhören können. Was für eine kleine aber feine Kostprobe im Rhythm & Shake. Natürlich war bekannt, DASS sie singt, eigene Songs schreibt und Gesang auch lehrt. Aber so umwerfend gut?! Wow. Oder um es mit Cyndi Lauper zu sagen:
But I see your true colors
Shining through
I see your true colors
And that’s why I love you
So don’t be afraid to let them show
Your true colors
True colors are beautiful
Like a rainbow
Fotos: Jo Francis, Peter Höffner, Melissa Askew (Unsplash)