Mit Kindern die Welt verändern
Die Unsicherheit, die wir heute im Außen erleben, ist größer, als die meisten von uns sich das in den letzten 60 Jahren hätten jemals vorstellen können. Schreibt unsere heutige ohfamoose Gastautorin Katharina Winkler. Ihre Botschaft: Wir können die Welt verändern – am besten gleich MIT Hilfe unserer Kinder. Und indem wir neue Wege für Kinder ermöglichen. Anlässlich des Weltkindertages bringen wir einen Beitrag aus München, der unter die Haut geht – auch weil Katharina Winkler die Weisheit „Ich suche meinen Stamm“ eingeflochten hat…
Seit sich Ende der 60-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Flower-Power Bewegung für Love & Peace einsetzte und sich für komplett neue Werte aussprach, haben wir viele starre gesellschaftliche Muster vermeintlich hinter uns gelassen und suchen seither immer öfter nach Antworten, die man nur im Innen finden kann. Mit einem Mal jedoch änderten sich quasi über Nacht die äußeren Verhältnisse rasant. Uns beschäftigen Themen, die Angst, Unsicherheit und neuerdings immer mehr tiefes Misstrauen ineinander auslösen. So paradox es klingen mag:
Meiner Meinung nach ist das j e t z t die Zeit, auf die wir alle gewartet haben. Und wir können sie gemeinsam wandeln.
Intrinsisch strebt der Mensch nach Zugehörigkeit, nach einem Stamm, in dem wir uns geborgen fühlen und der uns innere und äußere Sicherheit bietet. Diese Aufgabe ist bisher vor allem den Religionen zugefallen oder mehr noch: der Lehre, der eine Religion folgt. Doch nicht umsonst sagte der Dalai Lama einmal, Religionen seien Gift für die Menschen, denn im Namen von Religion und Glauben sind viele Kriege angezettelt worden (und werden es noch heute) und nicht das eigentliche Licht – die gelebte Liebe – stand im Mittelpunkt, sondern die Macht des einen über den anderen.
Nun treten gehäuft Menschen aus der Kirche aus. Im selben Moment verliert sich auch die gelebte Gemeinschaft – und jetzt?
Ich suche meinen Stamm
Die Leute meines Stammes sind leicht zu erkennen:
Sie gehen aufrecht, haben Funken in den Augen
und ein Schmunzeln auf den Lippen.
Das, was derzeit passiert, bedeutet nicht irgendein Zeitereignis. So, wie ich die Entwicklungen verstehe, stehen wir vor einem massiven Wandel unserer Menschheitsgeschichte. Auch wenn wir gerade jetzt wieder so weit weg von diesem Wunsch und der Sehnsucht nach Love & Peace sind – zumindest auf der äußeren Ebene – , sind wir jetzt mehr denn je aufgefordert, uns wieder mit uns selbst, mit unseren Seelen zu verbinden. Das ermöglicht uns die Zeit jetzt – das Tor zu eben dieser Freiheit.
Es geht darum, den Funken in unseren Augen als Ausdruck unserer Seele endlich wieder zum Leuchten zu bringen.
Nun haben wir die Chance, etwas wirklich Großes zu erleben und verwirklichen. Diesen Schritt miteinander zu gehen haben wir uns vor unserer Inkarnation bereit erklärt, ob wir das bewusst wissen oder nicht.
Neue Wege für Kinder
Ganz tief in jedem einzelnen von uns ist der Wunsch und die Sehnsucht groß, in Frieden und Freiheit leben zu dürfen. Ja mehr noch: in Liebe. Der Ruf danach, sich selbst zu leben, das was uns in unserem Kern ausmacht, was uns begeistert – er wird immer lauter hörbar auf allen Ebenen, ganz besonders aber auch da, wo es um neue Wege der Begleitung unserer Kinder geht. Nicht Bevormundung und Er-Ziehung sondern das Erkennen und Achten der Individualität eines jeden einzelnen Menschen, also auch unserer Kinder, sind das Ziel. Solange wir aber noch alle über „einen Kamm geschert“ werden, werden wir diesem Anspruch nicht gerecht.
Und die Kinder? Sie machen unsere Systeme nicht mehr mit, immer öfter verweigern sich selbst schon Grundschüler, in die Schule zu gehen.
Wir müssen als Gesellschaft neue Lösungen finden. Noch tun wir uns schwer damit. Zu tief sind wir in gesellschaftlichen Strukturen verfangen, die uns glauben machen, das Streben nach Wohlstand und Reichtum sei der Schlüssel zu Lebensfreude und Glück. Um das zu erreichen, sind wir angehalten Leistung zu erbringen.
Dass Leistung und alles Geld der Welt alleine uns jedoch nicht glücklich machen, erkennen die Menschen immer klarer. Wir spüren, dass ein wesentliches Gut nicht vorhanden ist: das pure SEIN, das uns erlaubt, einfach nur aus uns heraus eine Bedeutsamkeit für uns selbst zu erfahren. Die Ursachen für unser Abgeschnitten-Sein können nicht im Außen geheilt werden, sondern sie liegen tief in uns selbst verborgen und möchten ausgegraben werden.
Viele Erfahrungen, die wir in diesem Leben gemacht oder in dieses Leben mitgebracht haben aber auch Erfahrungen, die unsere Ahnen nicht aufgearbeitet haben*, wirken zutiefst unbewusst. Es bedarf Mut hinzuschauen und die „energetischen Abdrücke“ dieser gemachten Erfahrungen durch innere Arbeit (zum Beispiel durch Familienstellen nach Bert Hellinger** oder Theta Healing) zu beseitigen.
Sie halten sich weder für heilig noch erleuchtet.
Sie sind durch ihre eigene Hölle gegangen,
haben ihre Schatten und Dämonen angeschaut,
angenommen und offenbart.
Sie sind keine Kinder mehr,
wissen wohl was ihnen angetan worden ist,
haben ihre Scham und ihre Rage explodieren lassen
und dann die Vergangenheit abgelegt,
die Nabelschnur abgeschnitten und
die Verzeihung ausgesprochen.
Sich den eigenen Dämonen zu stellen, ist ein durchaus schmerzhafter Prozess. Doch es lohnt sich – denn was wir Erwachsenen klären, klären wir besonders für unsere zukünftigen Generationen und ganz besonders für unsere derzeitigen Kinder. Sie stehen vor ganz besonderen Aufgaben in dem Wandel, durch den wir als Menschheit gerade gehen.
Ich bin überzeugt, dass es die Aufgabe von uns Nachkriegsgeborenen ist, diese Brücke zwischen unseren Vorfahren und den uns nachfolgenden Generationen, die immer wachere und bewusstere Kinder hervorbringen, zu bauen und zu gehen.
Erst, wenn wir den Weg derjenigen, in deren Tradition wir aufgewachsen sind, achten und wertschätzen, werden wir in uns frei und ebnen den Weg für die nächsten Generationen.
Immer mehr Kinder sind heute auf die eine oder andere Weise auffällig. Hochsensibilität, ADHS, Allergien und Unverträglichkeiten sind nur einige Begrifflichkeiten, die in den vergangenen Jahren auf diese Kinder zutreffen. Die Kinder werden kategorisiert, verglichen und in Schubladen gesteckt – ihr Verhalten passt nicht in unser noch immer prägendes altes Bild von Kindererziehung.
Ich beobachte jedoch eine junge Generation von Müttern und Vätern, die inzwischen wach sind.
Weil sie nichts mehr verbergen wollen,
sind sie klar und offen.
Weil sie nicht mehr verdrängen müssen,
sind sie voller Energie, Neugierde und Begeisterung.
Das Feuer brennt in ihrem Bauch!
Die Leute meines Stammes kennen
den wilden Mann und die wilde Frau in sich
und haben keine Angst davor.
Sie halten nichts für gegeben und selbstverständlich,
prüfen nach, machen ihre eigene Erfahrungen und
folgen ihrer eigenen Intuition.
Männer und Frauen meines Stammes
begegnen sich auf der gleichen Ebene,
achten und schätzen ihr „Anders“-Sein,
konfrontieren sich ohne Bosheit und lieben ohne Rückhalt.
Sie sind wach, zu erkennen, welche Fähigkeiten und Aufgaben ihre Kinder mitbringen. Sie sind wach, nach Alternativen zu fragen: alternativen Schulen, alternativer Ernährung, alternativen Lebensweisen, alternativen medizinischen Behandlungsmethoden und vieles mehr. Sie sind wach, an sich selbst zu arbeiten zum Wohl ihrer Kinder. Sie sind wach zu erkennen, dass wir in einem Zeitenwandel leben und ihnen die Aufgabe zukommt, ihren Kindern einen inneren Halt zu bieten, der von Liebe, Fürsorge und Geborgenheit getragen ist.
Die junge Elterngeneration bringt meines Erachtens eine ganz andere Seelenstruktur mit, die dringend erkannt werden möchte. Viele Kinder besitzen ein erweitertes, breit gefächertes Wahrnehmungsvermögen: Sie nehmen Energien wahr, können dadurch einordnen, was sich in ihrem Umfeld abspielt. Andere Kinder sehen diese Energien sogar in Form von einer Aura (Energiefeld) um Menschen, Tiere und Pflanzen herum. Dann gibt es Kinder, die mit Wesenheiten in der unsichtbaren Welt kommunizieren und wieder andere Kinder können Energien „sehen“, die von negativen Gedanken und Gefühlen ausgehen.
All diese Fähigkeiten werden nicht nur spezifisch von Kindern erlebt, sondern immer mehr Erwachsene machen ebenfalls bewusstseinserweiternde Erfahrungen bzw. erinnern sich, diese bereits als Kind besessen zu haben. Solche Erfahrungen sind eine wunderbare Voraussetzung für die Begleitung der neuen Generationen.
Von vielen Eltern weiß ich, dass die neuen Generationen eine auffällig hohe Liebesfähigkeit auszeichnet und es sie bedrückt, wenn sie sich in einem Umfeld mit schweren Energien befinden. Daraus schließe ich viele der oben genannten „Krankheits“-Symptome – für meine Begriffe Hinweise darauf, dass diese Kinder ein anders gestaltetes Umfeld benötigen.
Dieses Umfeld sollte getragen sein von Achtsamkeit, Wertschätzung und Liebe. Je mehr wir uns also mit unseren Schatten und Dämonen auseinandersetzen, umso mehr gelingt es uns, diese Werte mit Lebendigkeit zu füllen und ein ausgeglichenes Leben(sumfeld) zu gestalten.
Leute meines Stammes gehen oft nach innen,
um sich zu sammeln,
Kontakt mit den eigenen Wurzeln aufzunehmen,
sich wiederzufinden,
falls sie sich durch den Rausch des Lebens verloren haben.
Und dann kehren sie gerne zu ihrem Stamm zurück,
denn sie mögen teilen und mitteilen,
geben und nehmen, schenken und beschenkt werden.
Sie leben Wärme, Geborgenheit und Intimität.
Getrennt fühlen sie sich nicht verloren wie kleine Kinder und
können gut damit umgehen.
Sie leiden aber an Isolation und sehnen sich nach ihren Seelenbrüdern und -schwestern.
Die Zeit unserer Begegnung ist gekommen.
Viele von uns sehnen sich nach ihren Seelenbrüdern und -schwestern. Ja, die Zeit unserer Begegnung ist gekommen. Sie kann nur liebevoll geschehen, achtsam und wertschätzend. Das ist alles, was das Leben von uns möchte. Hass, Zerwürfnis, Krieg – davon haben wir in den vergangenen Jahrtausenden genug gesehen. Es ist Zeit für die Achtsamkeit, Zeit für das Miteinander, Zeit für die LIEBE. ZEIT FÜR BEGEGNUNG. Wahre Begegnung, in der wir die Schönheit des anderen sehen, erkennen und feiern. Schön, dass du dich mit auf den Weg machst.
Katharina Winkler ist Gründerin und Geschäftsführerin der Kinder- und Jugendsprachschule sphairos in München und Herausgeberin der „Beloved Children Conference„, für die sie inzwischen über 50 Experten zu Themen der Kinderbegleitung interviewt hat. Sie möchte gemeinsam mit Eltern und Kindern die Welt von morgen gestalten. Ihr Credo: Wenn wir uns bewusster aufeinander einlassen, können wir schneller unsere Welt verändern in Richtung einer Kultur der Wertschätzung und Liebe. Um ihren Gastbeitrag noch besser zu verstehen, empfiehlt sie folgende Bücher und Internetseiten:
* Sabine Bode: Kriegsenkel: Die Erben der vergessenen Generationen
** https://www.hellinger.com/familienstellen/
Fotos: via Katharina Winkler, Sabine und Elke Tonscheidt, Pixabay
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