Wegducken macht keinen Sinn

... denn der Tod gehört zum Leben

Passen Gedanken zum eigenen Sterben eigentlich unter unser ohoo-Motto #volldasguteLeben? Klar ist: Das Sterben gehört natürlich und unausweichlich zum Leben. Gastautor Dieter R. Fuchs beantwortet deshalb die Frage mit einem klaren „Ja“. Im Folgenden schildert er im Gastbeitrag seinen ganz persönlichen Umgang mit diesem Thema – hat sogar ein Buch dazu verfasst, das kürzlich erschien. 

Wenn man wie ich über siebzig ist, hat man den Tod anderer im engeren Umfeld schon oft miterleben müssen. Wegducken bezüglich des eigenen Sterbens macht da irgendwann wenig Sinn – sich dem Thema zu stellen ist der bessere Weg!

Manchmal beneide ich religiöse Menschen um ihren Glauben an das ewige Leben, an die Unsterblichkeit der Seele und ihre Überzeugung, dass nach dem irdischen Tod etwas Neues kommt. Mir selbst als Naturwissenschaftler und Agnostiker fehlen diese Argumente, um die Gedanken an das Sterben leichter zu verdrängen.

Besser ohne Bitternis

Ich persönlich gehe davon aus, dass mit dem Tod die eigene Persönlichkeit, Psyche und Seele erlöschen. Aber das macht mich nicht traurig oder mindert die Freude am Leben, auch als alter Mensch. Eher spornt es an, das Beste aus der gegebenen Zeit zu machen und so zu leben und zu handeln, dass man das nahende Ende mit einer möglichst zufriedenstellenden Bilanz, positiven Gedanken und guten Gefühlen – und somit ohne Bitternis –annimmt.

Hierbei hilft es allerdings auch, wenn man eine sachliche Vorstellung davon hat, wie das Sterben physisch und psychisch vonstatten geht und weiß, was einen in der letzten Phase des Lebens in etwa erwartet. Angst hat man bekanntlich vor allem vor dem, was man nicht kennt, was im Dunkeln liegt, was man bisher für sich selbst ausgeblendet hat.

Ein wenig Recherche zu den neurophysiologischen und mentalen Abläufen im menschlichen Körper gegen Lebensende kann selten zu früh kommen. Wissen macht frei, auch angstfrei in diesem Fall. So verschieden unsere Leben jeweils verlaufen, am Ende ist vieles im Kern sehr ähnlich. Dieses bewusste Beschäftigen mit dem Thema kann sehr unterschiedlich erfolgen. Dabei ist wie so oft schon der Weg das eigentliche Ziel.

Was am Ende bei mir persönlich herauskam?
Dieter Fuchs zeigt sein neues Werk.

Ein literarischer Selbstversuch und ein neues Buch! Hierin inszeniere ich das Kopfkino meines späteren Ich, im Greisenalter, während des chronologisch und detailliert beschriebenen Sterbeprozesses, aus meiner eigenen Perspektive heraus.

Es war unglaublich erhellend, die persönliche Erinnerungs-, Gedanken- und Gefühlswelt zu analysieren, zu komprimieren und in die Zukunft zu extrapolieren, so dass eine realistische Fiktion meines irgendwann unausweichlichen Sterbens entstand. Authentizität durch Verarbeitung meiner realen Erfahrungen und Empfindungen und ungeschminkte autobiografische Ehrlichkeit waren ein psychischer Kraftakt, aber in Sachen Selbsterkenntnis hat er sich gelohnt.

Kein Lebensratgeber, kein populärwissenschaftliches Sachbuch

Das entstandene Buch – man kann es wohl dem literarischen Genre eines „Entwicklungsromans“ zuordnen – will weder ein Lebensratgeber noch ein populärwissenschaftliches Sachbuch sein. Ich erzähle einfach eine Geschichte – meine Geschichte – über die letzten Wochen und Tage eines todkranken Menschen, der durchaus ich selbst in einigen Jahren sein könnte.

Chronologisch und dokumentarisch, aber nicht auf den physischen Sterbeprozess und die medizinisch definierten Phasen desselben verkürzt, sondern voller großer Gefühle und aufblühender Erinnerungen. Mit Rückbesinnungen des Sterbenden gewürzt, die am Ende ein Gesamtbild des aus dem Leben scheidenden und in der Vergessenheit verschwindenden Protagonisten ergeben.

Eingeflochten sind einige dem heutigen Stand des Wissens entsprechende neurophysiologische Erklärungen. Vielleicht regen sie manche LeserInnen zu weiteren Recherchen an, da diese kleinen Exkurse das Geschehen zwar beleuchten, ohne aber fachlich zu überfordern. Ich wurde oft gefragt:

Hat es starke Überwindung gekostet, meinen eigenen Tod literarisch zu inszenieren?

Ganz ehrlich: Das Schwerste für mich war nicht meine eigene Rolle in der Handlung, sondern die meiner Frau. Es gibt bereits unzählige Romane mit dem Fokus auf die Trauer von Angehörigen – genau das wollte ich aber in meiner Geschichte nicht thematisieren.

Die Liebe zur Ehefrau steht ganz im Zentrum

Die Perspektive sollte ganz beim Sterbenden selbst liegen und damit wollte ich literarisches Neuland betreten. Also musste in der Erzählung meine Frau vor mir verstorben sein, im Plot sollte der Protagonist einsam sein. Wäre noch ein liebender und geliebter Mensch an seiner Seite, würde das die gesamte Gefühls- und Seelensituation völlig verändern und die Behandlung des Themas unausweichlich breiter werden, ihren Fokus verlieren.

Meiner Frau dies zu vermitteln und ihr Einverständnis einzuholen war für uns beide nicht leicht. Wobei es half, dass viele andere Kapitel im Buch meine Liebe zu ihr deutlich zum Ausdruck bringen, ja aus Sicht mancher Leser*innen sogar besonders bewegende Teile des Textes darstellen.

Das Buch ist ein Versuch, Fakten, Beschreibungen und Gefühle im Gleichklang schwingen zu lassen.
Einzelfall, ja – aber Unterstützung auch für andere

So entstand eine angenehm zu lesende Gesamterzählung zum Thema „Sterben“. Natürlich stellt diese Geschichte einen Einzelfall dar. Denn so wie jedes Leben ist auch jedes Sterben einzigartig. Aber die Art der Annäherung an das Thema könnte anderen helfen, ihren eigenen individuellen Ansatz zu finden.

Das Kernanliegen meines Gastbeitrages hier ist daher auch nicht die Werbung für mein neues Buch. Er soll vielmehr die Leser*innen dazu anregen, sich selbst mit dem Thema des eigenen Todes auseinanderzusetzen, in welcher Form auch immer. Hierbei wünsche ich Allen gute Einsichten und einen angstfreien Umgang mit diesem Thema!

  • Mehr über das Buch
    Im Duft der Maronen – die Chronik eines Sterbens Autor: Dieter R. Fuchs Erschienen am 27. Oktober 2025 im Tredition Verlag Ahrensburg/Hamburg Softcover: ISBN: 978-3-384-74011-3. Preis: 14,90 € E-Book: ISBN: 978-3-384-74012-0. Preis: 9,99 €

Hier findet Ihr eine Leseprobe

Dieter R Fuchs
Dieter R. Fuchs

Dieter R. Fuchs liebt die Vielfalt und das Leben. Nachdem ihn sein bewegtes Berufsleben als Forschung-Manager und Wissenschaftler fast durch die ganze Welt geführt hat, geniesst er es nun im Ruhestand in München, seine Erfahrungen und Begegnungen literarisch aufzuarbeiten und andere hieran teilhaben zu lassen. Was für ihn neben der Partnerschaft mit seiner Frau Ulla wertvoll ist: Fremde Kulturen, Kunst und ein immer wieder neu belebender Austausch mit Menschen aus der ganzen Welt!

Dieser Beitrag wurde erstmals am 16. November 2025 veröffentlicht
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