Du steckst im Gedankenkarussell? Ohfamoose Tipps auszusteigen
Ist es nicht toll, wie gut unser Gehirn funktioniert? Es ist für das Nachdenken geschaffen – und genau das tut es den ganzen Tag, manchmal ganze Nächte. Unser Gedankenkarussell läuft. Was wir im Alltag kaum registrieren, wird uns nachts zum Verhängnis. Nicht nachzudenken, das schaffen wohl nur Meister des ZEN. Und wir denken, wir könnten einfach so nach einem stressigen Tag selig in unseren Bettchen die Nacht durchschlafen. Gastautorin Anne Stosch hat ohfamoose Tipps, was wir für mehr Gelassenheit tun können.
Kaum wird die Welt um uns herum leiser, werden unsere Gedanken lauter. Vor allem nachts. Gerade im Bett gelandet, startet das gefürchtete Gedankenkarussell mit all den (vermeintlichen) Kinkerlitzchen und Lappalien. Wie kommen wir da raus? Dazu habe ich mir Gedanken gemacht und präsentiere Euch gern folgende drei Tipps.
Gedankenkarussell: Drei Tipps
Tipp 1 – Mensch, ärgere dich nicht! 🙂 Es ist normal, dass man denkt. Versuche also nicht nicht zu denken.
Tipp 2 – Die Gedanken (egal ob hochgeistig oder banal) vom Unsichtbaren in die Sichtbarkeit zwingen. Alle Gedanken aufschreiben. Lieber fünf Stunden schreiben, als acht Stunden nicht schlafen. Schreiben ordnet den Kopf – auch wissenschaftlich gesehen.
Tipp 3 – Ab an die frische Luft! Konzentrierst du dich hier auf Dinge, die du in der Denkzone nicht wahrnimmst, kann das Gehirn endlich entspannen. Je entspannter das Gehirn ist, desto eher fallen uns Lösungen ein. Dir ist doch bestimmt schon einmal eine Lösung in einem Moment eingefallen, in dem du gar nicht über das Problem nachgedacht hattest.
Wie hieß noch der Schauspieler mit der großen Nase?
Und: Nicht alle Gedanken sind Kinkerlitzchen. Aber die wenigsten Probleme werden wir in dieser Nacht lösen können. Und dennoch feiern sie in unseren Hirnwindungen eine Party. Nehmen wir z.B. diese Frage: Wie hieß noch der Schauspieler mit der großen Nase, der in James Bond ‚Goldeneye‘ der Bösewicht war? Wenn wir versuchen noch so sehr auf den Namen genau dieses Schauspielers zu kommen, sind wir wie blockiert. Unser wundervolles Organ macht, was es will. Es denkt und denkt – ohne zu einem Ergebnis zu kommen.
Es fehlen Geistesblitze oder der Fingerzeig Gottes – beide haben etwas gemeinsam. Nämlich ihre Entstehung. Wie das?
Normalerweise atmen wir 10-12x pro Minute. Im Gebet oder in der Meditation verändert sich unser Atemrhythmus. Die Ausatmung wird automatisch länger. Entspannungshormone werden ausgeschüttet. Das Gehirn wird in den Bereichen angeregt, in dem die Problemlösung „zu Hause“ ist. Und in alten Zeiten hat man gedacht, dass der Geistesblitz, der während des Gebets entstand, tatsächlich die Verbindung zu Gott ist. Vielleicht ist es das ja auch, wer weiß. Jedenfalls kennen wir alle den Moment, in dem wir gar nicht damit gerechnet haben, dass uns eine Lösung einfällt. Wissenschaftler haben sogar herausgefunden: Die Bereiche des Gehirns, die uns helfen, die Welt positiver und lösungsorientierter zu sehen, wachsen bei regelmäßiger Meditation. Und wenn du nicht meditierst, geht die Welt nicht unter und dir wird auch der Himmel nicht auf den Kopf fallen.
Wenn du dich gestresst fühlst und im Gedankenkarussell mit lauter doofen Gedanken sitzt, dann versuche doch mal, dich einfach auf deine Ausatmung zu konzentrieren.
Und wenn deine Konzentration eine Ausatmung verpasst, ist das nicht tragisch – die nächste Ausatmung kommt bestimmt.
„Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an“, sagte schon Marcus Aurelius. Der beschäftigte sich vor knapp 2000 Jahren mit den Gedanken der Menschen. Also haben auch damals schon die Menschen gegrübelt.
Wie wir wahrnehmen
Und jetzt hole ich Marcus Aurelius kurz in unsere Zeit. Kennst du das, wenn du dir zum Beispiel ein Auto kaufen möchtest und plötzlich siehst du ständig dieses Auto durch die Gegend fahren? Das nennt man selektive Wahrnehmung. Wenn wir uns intensiv mit etwas beschäftigen, dann nehmen wir alles stärker wahr, was wir mit diesem Thema verbinden. Beschäftigen wir uns also sehr stark mit einem bestimmten Problem, dann nehmen wir dieses Problem auch viel häufiger und in weiteren Kontexten wahr. Ich zum Beispiel. An manchen Tagen fange ich an, mich über unhöfliche Autofahrer zu ärgern. Die sind plötzlich überall. Und an anderen Tagen sind auf wundersame Weise viele nette Autofahrer unterwegs. Das kann nicht daran liegen, dass die unhöflichen Autofahrer an solchen Tagen nicht unterwegs sind. Es hängt mit meiner Wahrnehmung zusammen.
Also ergänze ich Marcus Aurelius und sage: Auch die Welt nimmt die Farbe meiner Gedanken an. Wenn ich entspannter sein will, dann versuche ich, die positiven Dinge wahrzunehmen. Das fällt mir dann gar nicht so leicht, aber je öfter ich es versuche, desto besser werde ich.
Ohfamoose Gedanken! Vielen Dank, liebe Anne Stosch.
Gastautorin Anne Stosch ist seit 2017 als Freischaffende in der betrieblichen Gesundheitsförderung aktiv. Dabei beschäftigen sie zwei Themen schon ihr gesamtes Berufsleben: Prävention und gesundheitsbewusste Lebensrituale alltagstauglich und alltagsnah zu vermitteln. Ihr Basiswissen lernte sie als Physiotherapeutin, mit den Schwerpunkten Psychosomatik, Orthopädie und Chirurgie. Gesundheitsbewusste Lebensführung für Körper und Geist – das ist es, was sie heute antreibt. Ihr Know-how vervollständigt Anne kontinuierlich in diversen Weiterbildungen, zum Beispiel in gewaltfreier Kommunikation oder mit einer Ausbildung in Mediation. Denn sie weiß: Gesunde Lebensführung sollte dreidimensional verstanden werden. Sie freut sich, wenn sie noch viel mehr Menschen vermitteln kann, wie viel Wert, Kraft und Eigenkompetenz sie in sich selbst bereits angelegt haben.
Foto: Pixabay und M. Tiemann
Erstaunlich. wie nurzwei Menchen eine so lange Reise mit dem Fahrrad machen können – ein unglaubliches
Naturerlebnis und wunderschön,
beneidenswert