Dschibuti kennenlernen
Dschibuti ist ein kleines Land am Horn von Afrika, umschlossen von Äthiopien, Eritrea und Somalia. Die ehemalige französische Kolonie ist sehr arm, aber von wichtiger strategischer Bedeutung. Denn Dschibuti liegt direkt an der Meerenge „Bab al Mandab“ (Tor der Tränen), das den Eingang zum Roten Meer und zum Suezkanal bildet. Sonja hat Dschibuti besucht und sich ein wenig umgeschaut.
Obwohl jährlich über 25000 Flüchtlinge aus Tigray über Dschibuti nach Saudi-Arabien und in den Jemen fliehen, wird in Deutschland nicht viel über dieses arme Land am Horn von Afrika berichtet. Dschibuti ist ein muslimisches Land, nur etwa halb so groß wie die Schweiz und hat ungefähr eine Million Einwohner. Die Lage direkt am „Tor der Tränen“ macht es strategisch und geopolitisch hoch interessant, da es den Zugang zum Roten Meer und zum Suezkanal bildet. Kein Wunder also, dass Frankreich, Amerika, Italien, China und auch Deutschland Truppen in Dschibuti stationiert haben.
Unter Tauchern ist Dschibuti, dank Jacques-Yves Cousteau, schon länger bekannt. Entlang des Golfs von Tadjoura gibt es herrliche Tauchgebiete, und wer schon immer mal einen Walhai sehen möchte, der ist hier genau richtig.
Ankunft in Dschibuti
Von Dubai aus fliegt die Billigfluglinie FlyDubai in dreieinhalb Stunden direkt nach Dschibuti. Der Flughafen ist ein kleines Gebäude. Kein Gepäckband in Sicht und mein brandneuer Tauchkoffer sieht schon ein bisschen ramponiert aus, als er durch eine Luke vom Rollfeld in den Ankunftsbereich geschoben wird. Ich bin mit meiner Freundin Jacqueline Duvoisin unterwegs. Die quirlige Schweizerin lebt seit vielen Jahren in Dubai und ist ebenfalls eine abenteuerlustige Taucherin. Für sie ist es schon der fünfte Besuch in Dschibuti. Jacqueline ist von den Sehenswürdigkeiten, dem Pioniergeist der Menschen und natürlich dem Tauchen voll begeistert.
Große Gegensätze
Wir steigen im Kempinski Palace Hotel ab – wunderschön am Meer gelegen, ähnelt es den ersten 5 Sterne Hotels in Dubai. Auf der Fahrt zum Hotel habe ich immer wieder Flashbacks an Sharjah und Dubai in den 70er Jahren. Die Häuser sind mit weißen Mauern umgeben und nur die Hauptstraßen sind geteert. Aber im Gegensatz zu Dubai und Sharjah sehe ich hier viel Armut. Laut Welternährungsprogramm (WFP) leben 42 Prozent der Bevölkerung Dschibutis in Armut.
Dschibuti als Geheimtipp
Am Abend treffen wir Dawit Michael Gebreab, ein guter Freund von Jacqueline. Der 57-jährige Entrepreneur versucht seit 2012 den Tourismus in Dschibuti anzukurbeln, um so neue Arbeitsplätze für die Bevölkerung zu schaffen. Seine Firma Siyyan Travel bietet Ausflüge ins Landesinnere an, und da er selbst ein begeisterter Taucher ist, hat er sich mit einem eigenen Schiff auf Liveaboard-Tauchreisen spezialisiert. Dschibuti gilt als absolutes Traumrevier und wird unter Tauchern als Geheimtipp gehandelt. Mit einer Küstenlinie von über 300 Kilometern Länge findet man hier zahllose Unterwasser-Vulkane, Atolle und Korallenriffe. Ein besonderes Schauspiel kann man von Oktober bis Januar in der Bucht von Goubet erleben. Dann kommen Walhaie dicht an die Küste heran und Taucher und Schnorchler können die Giganten der Meere aus der Nähe erleben. Das wollen Jacqueline und ich uns natürlich nicht entgehen lassen. Aber erst einmal besuchen wir die Sehenswürdigkeiten an Land.
Der tiefste Punkt in Afrika
Gleich am nächsten Morgen reisen wir im voll klimatisierten Bus zum Assal-See, einer der Sehenswürdigkeiten Dschibutis. Der See liegt 157m unter dem Meeresspiegel und ist von schlafenden Vulkanen und dunklen Lavafeldern umgeben. Die Ufer des Assal-Sees bilden den tiefsten Punkt Afrikas. Sofort springen einige Touristen in die Fluten und treiben auf dem Wasser, denn der Salzgehalt des Assal-Sees ist zehnmal so hoch wie der Salzgehalt der Ozeane und sieben Prozent höher als der Salzgehalt des Toten Meeres.
Kinder aus dem nahe gelegenen Dorf verkaufen am Ufer das Salz in kleinen Säckchen an die Touristen. Man kann auch die Schädel von verendeten Tieren, die mit Salz überzogen und kristallisiert sind, erstehen. Doch unser Reisebegleiter rät davon ab. Er meint es gäbe einen fürchterlichen Gestank, sollte das Salz schmelzen ;-). Alles zusammen ergibt die Landschaft ein bizarres Bild. Es bläst ein scharfer Wind und die Sonne steht hoch. Am rechten Ufer steht eine, noch nicht in Betrieb genommene, Entsalzungsanlage.
Die Grube der Dämonen
Auf dem Weg zurück nach Dschibuti halten wir auf einer Anhöhe. Unter uns liegt der Goubet-See, ein Meerwasserloch, das von den Einheimischen als „Grube der Dämonen“ bezeichnet wird. Ein Vulkanhals trennt die beiden Seen voneinander. Auch hier erwarten uns Kinder, die uns kleine Dinge wie Calcid Drusen und aus Stein gebastelte Souvenirs verkaufen.
Abendessen im Jules Verne Restaurant
Den Abend verbringen wir im Jules Verne chez Serge Restaurant. Hier kocht Serge, ein Franzose, der sich in Dschibuti als exzellenter Koch einen Namen gemacht hat. Unter großen Bäumen stehen die Tische und die bunten Lampions verbreiten eine heimelige Atmosphäre. Viele Truppenangehörige schätzen Serges Kochkünste und freuen sich über das Karaoke mit französischen Songs. Das urige Restaurant ist auch die Stammkneipe des Motorradclubs Gearheads, dessen Mitglieder sich hier regelmäßig treffen.
Jacqueline und ich lauschen den witzigen Geschichten der multi-kulturellen Gruppe und freuen uns auf den nächsten Tag. Unser Abendteuer beginnt: Das Tauchschiff Lucy wird für eine Woche unser Zuhause sein.
Meine Abenteuer unterwasser, die Treffen mit dem Walhaien und das Tauchen entlang der Küste Dschibutis gibt es separat 🙂
Fortsetzung folgt…
Fotos: Sonja Ohly