Getrennt – welche "Freunde" bleiben?

Das bedrückende Gefühl zurückzubleiben

Jeder, der oder die sich mal getrennt hat, kennt das Gefühl, ehemals gemeinsame Freunde betreffend: Kennen die einen dann noch? Elke beschreibt ein bedrückendes Phänomen und schließt mit einem Appell. Denn falsche Freunde braucht man: Nicht.

Kürzlich rief ich eine Freundin an – sie hatte sich getrennt. Als ich sie fragte, wie es ihr gehe, brach sie fast in Tränen aus. Ich sei die Erste aus dem GEMEINSAMEN Freundeskreis, die das frage.

Meine Meinung dazu ist klar: Ja, wenn eine Beziehung, eine Freundschaft, eine Ehe auseinandergehen, dann ist das in 1. Linie persönlich. Aber wenn sich Freunde ganz zurückziehen, sogar meinen, der oder die Getrennte möge sich doch bitte selbst melden, dann ist das mehr als bedauerlich. Und die Frage ist erlaubt: Sind es echte Freunde oder „nur“ (gute) Bekannte?

Undiplomatisch gesagt, kann man auch an Feigheit denken.
So bedrückend, wenn "Freunde" abrücken

Ich schreibe das mit Vehemenz, weil wir nicht mehr 14 Jahre alt sind und auch nicht mehr 34. Wenn erwachsene, dem Leben zugeneigte Menschen eine Beziehung zu einem Paar kappen, mit dem sie „gut befreundet waren“ und meinen, nur noch „der einen Seite“ anzugehören, wenn sich jemand getrennt hat, dann ist das: Bedrückend.

Natürlich kann man parteiisch sein. Dann darf und ich meine sollte man das aber eindeutig sagen – und nicht hintenrum formulieren oder sich totstellen.

Leider musste ich auch einmal einen Kontakt nach einer Trennung abbrechen. Eine andere Freundin hatte sich getrennt, ich war mit beiden sehr eigenständig befreundet. Der Bruch mit ihm war jedoch nur zum Teil auf die Trennung zurückzuführen. Und vielleicht habe ich es damals nicht hinreichend begründet, es gab jedenfalls einige Gespräche. Dennoch hoffe ich, daraus gelernt zu haben.

Fakt ist: Natürlich verändern wir uns alle im Laufe der Zeit, was ja positiv ist. Wie sagte mal ein Kunde von mir? Bewegung ist Leben und Leben ist Bewegung 🙂

Und natürlich passiert es nicht nur in Ehen, dass wir uns auseinanderleben.

Oder älter werden, manche schnell, manche langsamer. Klar ist: Das offene Gespräch zu führen, das ist immer gut. Was wiederum mit Sprechen, Zuhören und dem Versuch, den anderen zu verstehen, zu tun hat. Und wenn man sich nicht verstanden hat und es keine Einigung gibt, dann hat man es wenigstens versucht.

Einseitig abgesetzte Nachrichten, am „besten“ noch per WhatsApp, der oder die andere könne sich ja wieder melden, wenn es einem besser gehe – das ist sehr verletzend. Und vermutlich auch bewusst adressiert, nach dem Motto: Du hast dich getrennt – jetzt bleib mir bloß fern, ich müsste mich ja involvieren – und, oh nein, das wollen viele Menschen nicht. Bloß kein trouble!

Viele möchten heutzutage etwas benennen („Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“). Aber zuhören? Vielleicht sogar bewusst Partei ergreifen, etwas mittragen?? Besser nicht. Man würde womöglich zwischen die Räder kommen.

Was bedeutet das eigentlich, zwischen die Räder zu kommen?

Die KI ist so freundlich, mit dieser Definition zu helfen: in eine schwierige Lage geraten, durch äußere Umstände oder Konflikte „aufgerieben“ werden oder Schaden nehmen, ohne dass man sich gut wehren kann.“

Und eine dritte Freundin – sie lebt in bester Ehe 🙂 – möchte ich noch benennen. Sie sprach kürzlich davon, in Krisenfällen nicht nur Gesprächsangebote zu machen, sondern ganz bewusst DA zu sein. Zu sagen „Du kannst Dich jederzeit melden“, sei nicht ausreichend. Konkrete Termine zu setzen, sei viel besser und zielführender.

Ein Satz wie „Morgen Abend koche ich für uns, bitte komm um 18 Uhr zu uns“ könne Berge versetzen. Also, aktiv hinschauen, Angebote machen, damit Trauernde nicht alleine sind.

Neue Routinen einzuführen, finde ich ebenfalls sehr hilfreich. Den Menschen, der in einer schwierigen persönlichen Lage ist, sehr regelmäßig – z.B. zu einem vereinbarten Zeitpunkt täglich – anzurufen; auch das hilft enorm, um einen Draht nicht abreißen zu lassen. Und es nimmt den Druck, sich trotz einer schwierigen Situation auch noch aufzuraffen und SELBST aktiv zu werden.

Derjenige, der mir dadurch ganz persönlich sehr geholfen hat, darf sich umarmt fühlen 🙂

Zuletzt: In Deutschland hören wir oft diesen Satz „Ich bin dafür nicht zuständig.“ Diese Einstellung, nicht unterstützen zu müssen, ist faktisch oft ja nicht falsch. Hilfreiches Verhalten sieht jedoch ganz anders aus.

Deshalb: Überlegt doch mal!

  • Was passiert, wenn Menschen sich stets zurückhalten?
    Schnell entsteht eine Kultur, die NICHT auf Gemeinschaft setzt.
  • Was wäre hingegen wirklich ohoo?
    Wir würden uns öfter die Hand reichen – und zwar EGAL, ob man muss oder nicht.
Elke Tonscheidt
Elke Tonscheidt, die selbsternannte Energiebündlerin, liebt und lebt in Köln. Neben ihrer Arbeit bei ohfamoos schreibt sie auch für andere Medien, besonders gern Porträts und Reportagen. Sie vernetzt sich gern, hat ein Start-Up mit gegründet und war einige Jahre in der politischen Kommunikation tätig.
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Dieser Beitrag wurde erstmals am 5. Oktober 2025 veröffentlicht
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