Letzte Weihnachtstipps: Damenprogramm und andere Bücher
Noch kein passendes Geschenk zu Weihnachten? Dann wird es Zeit für letzte Weihnachstipps. Wir haben drei Bücherempfehlungen: 1. Den witzigen Roman von Michael Hasenpusch über die Irrungen und Wirrungen einer modernen Partnerschaft. 2. Einen humorvollen Krimi über die hohe Kunst des Bankraubs, den Christopher Brookmyre verfasst hat. Und 3. den Tagebuch-Report von Katja Kessler, die mit 4 Kindern ein Jahr in Kalifornien lebte – während BILD-Zeitungschef Kai Diekmann, ihr Ehemann, dort aus seiner Männer-WG das Silicon Valley inspizierte.
Tipp 1: Damenprogramm
„Neue Männer baucht das Land“ ist ein alter Wahlspruch von Ina Deter. Autor Michael Hasenpusch verleiht ihm mit seinem neuen Roman „Damenprogramm“ auf originelle Weise neue Bedeutung.
Michael Hasenpusch wirft für seine Frau die Karriere hin und folgt ihr ins ferne Ghana. Damit nicht genug, er mutiert zur First Lady und managed nicht nur sich, das Leben des Paares und das Personal sondern schon nach 4 Jahren einen weiteren Umzug auf dem schwarzen Kontinent. In sprachlich kongenialer Weise führt er durch die Irrungen und Wirrungen bei Karriereentscheidungen in einer modernen Partnerschaft. Intime Überlegungen des in fremde Länder folgenden Partners werden hier nicht einsam und mit hohem Zeitversatz beim Psychologen erörtert, sondern in Echtzeit schonungslos bis ins Detail geschildert.
Meisterlich ist die Sprache, mit der Michael Hasenpusch seine Bilder – und seien sie noch so banal – inhaltlich ausarbeitet. Die Benutzung von Geldautomaten oder aber Gedankenspiele bei Begegnungen mit Beamten strapazieren nicht nur die Lachmuskeln.
Zusammengefasst ein äußerst gelungener Streifzug durch Melancholie und Wahnsinn einer modernen Partnerschaft am Rande unserer kulturellen Vorstellungskraft – wahrlich ein Damenprogramm, auch für harte Männer.
Text: Uwe Forgber
Foto: Knaur Verlag
Tipp 2: Cooler Krimi über die hohe Kunst des Bankraubs
Ein Gentleman-Gangster, eine taffe Polizistin, Mafiosis und gescheiterte Künstler treffen in dem witzigen Bestseller „Die Hohe Kunst des Bankraubs“ aus Schottland aufeinander.
In einer Mischung aus Marx Brothers und Monty Python strapaziert Christopher Brookmyre unsere Lachmuskeln. Bei einem Banküberfall gelangen fünf Straßenakrobaten mit Clownsmasken und Kapriolen von der Fußgängerzone bis in die Schalterhalle einer Glasgower Bank. Einer wirbelt im Salto über die Schutzabsperrung, alle haben plötzlich Waffen in der Hand, und ihr Anführer verkündet freundlich: „Herzlich willkommen, meine Damen und Herren, Sie nehmen teil an einem Banküberfall.“
Doch die Räuber sind nicht nur Akrobaten, sie haben ihrem »Publikum« auch sonst einiges zu bieten: Die Geiseln werden mit einer Theatervorführung von Warten auf Godot bespaßt, während der Safe-Computer geknackt wird; und am Ende gibt es noch ein lustiges Kunstgemälde-Raten für alle.
Die Polizei findet die Geiselnahme natürlich weniger amüsant. Polizistin Angelique de Xavia – Single, vom Chef gedisst und gerade 30 geworden – hat eh schon einen schlechten Tag und soll nun im Alleingang die Bank verwanzen. Doch dann trifft sie auf Zal, den Anführer der Bande…
Viel mehr verrate ich nicht, aber freuen kann man sich auf herrliche Dialoge, irrwitzige Situationen und die große Frage, was eigentlich Kunst ist.
Text: Sonja Ohly
Foto: Verlag Galiani Berlin
Tipp 3: Strohwitwe auf Familienreise im Silicon Valley
Wer gleich vier Kinder erzieht, weiß: Man muss auf richtig viel gefasst sein. Bestsellerautorin Katja Kessler hat ihre vier eingepackt, um für ein Jahr in Amerika zu leben. Was dort alles passierte, steht in „Silicon Wahnsinn: Wie ich mal mit Schatzi nach Kalifornien auswanderte“.
Kessler drückt es selbst so aus: “So gaga muss man das erst mal hinkriegen: Ich zog einmal um die Erde, meinem Kerl hinterher, um am Ende Strohwitwe zu werden.” In dem amüsanten Tagebuch-Report schöpft sie genüsslich aus dem vollen Familienalltag. Kostprobe: „Ich sage ja immer: Man könnte als Mutter so glücklich sein. Wären da nicht: die eigenen Kinder, andere Mütter, Kopfläuse, Beckenbodenübungen und Elternabende.“
Darüber kann man nicht lachen? Dann vielleicht darüber: „Die Wahrheit ist: Wir Frauen sind ein Leben lang auf der Suche nach zwei Dingen: dem perfekten Mann und der perfekten Jeans. Nun hatte ich den perfekten Mann ja schon klar gemacht. Vielleicht hatte ich den Typ auch erst klargemacht und dann perfekt. Ich will mich da nicht so festlegen.“ Dieser Typ – ihr „Schatzi“ – ist übrigens nicht irgendwer. Kessler ist verheiratet mit BILD-Chef Kai Diekmann, der vor zwei Jahren auf digitaler Expedition im Silicon Valley war. Wer sich nicht gleich erinnert: Genau der Kerl, der sich dort diesen monströsen Rauschebart wachsen ließ – und der gerade jetzt am Nikolaustag medienwirksam abrasiert wurde…
So bekommt die bunte Familienstory zusätzlich Würze, denn Schatzi kommt nicht immer gut weg; „hundsgemeine Sachen“ habe sie notiert, schreibt sie selbst. Klingt dann so zum Beispiel: „Schatzi kann ja gut Druck machen. Im Prinzip wäre auch eine gute Saftpresse aus ihm geworden.“
Respektlos schreibt Katja Kessler auch über sich („Ich fall nicht mit der Tür ins Haus, ich reiße es gleich komplett ab.“). Und Kritiker loben: „Selten war Trivialität schöner.“ Auch uns gefällt das Buch, das aufgrund kurzer Episoden voller Tempo steckt: Katja als treusorgende Mutter im Krankenhaus, Katja mit Jogging-Muttis am Strand („Ein bisschen mehr Bewegung würde mir guttun. Hier in Amerika war ich nur am Fressen.“) oder Katja und die Handwerker. Selbst Probleme mit der häuslichen Kanalisation bringt sie witzig rüber: „Shit! Shit! Shit!“, kam Schatzi angelaufen. Manchmal findet er ja dann doch die richtigen Worte.“
Familienmanagerin und “Profi-Strohwitwe” Kessler war die meiste Zeit mit der Familie allein unterwegs. Ihr Buch versteht sie als Marschbefehl an alle Frauen: „Warte nicht, mach! Warte auf nichts, mach’s selbst. Dann geht es Dir auch gut.“
Katja Kessler im Kurzfilm:
https://www.youtube.com/watch?v=mQYhPCW1T8E
Einige der Verrisse über Ehemann Kai Diekmann:
Text: Elke Tonscheidt
Foto: Ullstein Buchverlage
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