Weihnachten – still, schräg, krass und heiß. 4 ungewöhnliche Geschichten.
Wir haben ja noch nichts über Weihnachten geschrieben! Da wird es jetzt aber wirklich Zeit. Wenn man bedenkt, dass man schon seit September Nikoläuse und Lebkuchen kaufen kann. So haben wir reihum gefragt, an welche Weihnachten sich unser Bloggerteam so erinnert… Denn Weihnachten schön zu feiern, ist nicht selten eine Herausforderung.
Eine wirklich stille Nacht erlebte Katrin
Als ich noch nicht selbst Mutter war, hatten wir – mein Vater, mein Bruder und ich – die Idee, Heiligabend zu dritt bei mir zu feiern. Die Vorstellung ist schön: die beiden zu bewirten, die Aussicht auf Familiengefühl zu Weihnachten eben. Ich gebe mir bewusst viel Mühe, es gibt feines Kartoffelgratin aus verschiedenen Kartoffelsorten, dazu Rinderfilet und Gemüse.
Wir sitzen am gedeckten Tisch. Es könnte ein schönes Essen beginnen, aber es wird nicht gesprochen. Mein Bruder und mein Vater können nichts miteinander anfangen, haben nichts zu reden. Am Anfang versuche ich ein Gespräch anzuzetteln, was beide interessieren könnte, rede über dies und das. Mein Vater lächelt gequält, mein Bruder guckt nach unten. Nach den ‚Anstands-Stunden‘ geht erst mein Bruder, kurz darauf mein Vater. Dann sitz ich da. Um noch irgendwo hinzugehen und noch ein Gefühl von Weihnachten zu haben, gehe ich um 22 Uhr in die Christmette. Und danach ins Bett.
Aber das Essen war lecker!
Weihnachten feiern – Sonja liebt`s schräg
Ich liebe Weihnachten, und die Adventszeit zählt zu meinen Favoriten. Gemütlich auf dem Sofa sitzen, Tee trinken, in einem Buch schmökern –einfach ‚nur’ gemütlich. Und dann zog ich nach Dubai und aus war es mit Weihnachtsstimmung. Ein muslimisches Land in ewigem Sonnenschein: Keine Tanne in Sicht. Aber Not macht ja bekanntlich erfinderisch…
Mein Freund ist kein großer Weihnachtsmensch, es ist schwierig ihn für traditionellen Weihnachtsschmuck zu begeistern. Erst vor zwei Jahren ist es mir gelungen ihn umzustimmen. Grund dafür war mein Vorschlag, alternative Deko selbst zu basteln. Kaum gesagt, war er auch schon Feuer und Flamme. Frei nach dem Motto: Je schräger, je lieber sind dann diese Adventskränze entstanden.
Dieses Jahr ist ein weißer Christbaum mit schwarzen Kugeln geplant. Selbst gebastelt natürlich!
Elke erlebte ein krasses Weihnachten mit Abschiedsmail
Vorneweg gesagt: Mittlerweile finde ich Weihnachten wieder schön, aber vor vielen vielen Jahren teilte mir mein damaliger Freund per Email an Heiligabend mit, dass er sich von mir trennt. Kein Teenie-Geplänkel; der Mann war knapp 40, bei einer großen Versicherung angestellt und mit Sack und Pack in meine kleine Single-Wohnung eingezogen. 7 Monate waren wir ein Paar, jeder dachte: Was für ein Pfundskerl. Ein Strahlemann aus dem Bilderbuch.
Für den 2. Weihnachtstag hatten wir wenige Tage vor dem Fest noch zwei Zugtickets reserviert: Silvester zusammen in die Berge. Ein Tag vor Heiligabend endete plötzlich jeglicher Kontakt: Hatte er sich seit unserem Kennenlernen jeden Tag mindestens 3x per SMS und Mail gemeldet, zeigte mein Handy plötzlich zwar noch viele Weihnachtsgrüße von Freunden – mein Partner schien jedoch verschluckt zu sein. Die letzte Nachricht, die er mir vor besagter Mail am 24.12. schickte, berichtete von einer schweren Erkältung. Er müsse jetzt viel schlafen. Da saß ich schon in der Bahn auf dem Weg zu meinen Eltern.
Meine Sorge, dass etwas nicht stimmte, keimte auf, als ich gefühlt das 10. Mal auf seiner Mailbox landete. Richtig krank? Was war passiert? Damals noch nicht im Besitz eines Smartphones, schaute ich am späten heiligen Abend dann doch noch mal am PC meiner Eltern in meinen Email-Account. Und siehe da: Die Abschiedsmail. Leider würden wir wohl doch nicht so gut zueinander passen, ich verkürze mal. Eine tolle Zeit sei es aber gewesen.
Als ich wenige Tage später in meine Wohnung zurück kam, waren 95% seiner Sachen weg – nur seine große Bodenpflanze war wohl zu schwer für den schnellen Abtransport und ein paar seiner Klamotten dümpelten noch im ansonsten leer gefegten Kleiderschrank. Auch die Zeitung, die er abonniert hatte, kam im Januar nicht mehr. Den Wohnungsschlüssel, den ich ihm gegeben hatte, habe ich nie wieder gesehen.
Ach ja, und auch von ihm habe ich nicht wieder gehört. Ich habe dieses Kapitel aber auch längst geschlossen.
Melanie wünscht sich zu Weihnachten Schmuddelwetter
Die down side in Down Under ist Weihnachten. Im ersten Jahr nach unserer Ankunft in Sydney konnte ich es kaum erwarten, der Deutschen Weihnachtstradition endlich zu entfliehen: Schmuddelwetter und spätestens am 26. Dezember träge auf dem Sofa abhängen – es wurde dringend Zeit für einen Wechsel. Ich war neugierig. Wie feiern denn andere Nationen?
Doch dann trifft mich der Schlag. 38 Grad, die Vanillekipferl werden im Kühlschrank für besondere Anlässe gelagert, die Einkaufszentren kühlen auf 10 Grad runter und trotzen mit kitschiger Weihnachtsbeleuchtung der blendenden Sonne. Am 24. Dezember passiert gar nichts und am 25. Dezember versteht man die Welt nicht mehr: Nach Sonnenaufgang überall große Weihnachtspartys.
Bis zu 50 Leute, Freunde und Nachbarn inklusive, kommen dann mit ‚großem Hallo’ zum Christmas Lunch unter der Plastiktanne zusammen. Oder am Strand, wo eine rote Bommelmütze (Es ist ja Weihnachten – wir haben es nicht vergessen) den Kopf vorm Sonnenstich schützt. Für die Kinder kommt dort der Weihnachtsmann mit dem Motorboot, statt Gans gibt es Fisch oder Krabben und … jetzt mach ich Schluss, denn es passte irgendwie alles nicht.
Wir gaben uns Mühe: Importierten Weihnachtsgebäck und eine vertrocknete, aber echte Pinientanne schmückte unser Strandhaus; auf dem Adventskranz waren richtige Kerzen, schmolzen aber langsam dahin; und selbst zusammen mit der lieben, ebenso eingeflogenen Familie stellten wir fest: Besinnlichkeit fühlt sich anders an.
Es gab weitere, ebenso klägliche Versuchen, Weihnachten ‚auf australisch’ zu feiern. Einmal landeten wir am 25. Dezember mit unserer Tochter sogar in der Notaufnahme des Kinderhospitals, einmal verbrachte unser Sohn einen Teil der Weihnachtszeit aus Angst vorm Hitzeschock im Planschbecken. Momente, wo ganz banale Wünsche aufkeimen: nach deutschem Schmuddelwetter, nach vielen süßen Plätzchen, nach einem warmen Wohnzimmer und nach Abhängen auf dem Sofa.
Weihnachten, eben nicht immer ‚normal’, aber was ist schon normal?
Schreibt uns, was Ihr an Weihnachten schon alles erlebt habt. Unsere email: ohfamoos@gmail.com Die beste Story könnt Ihr dann hier auf ohfamoos lesen, wenn Ihr das möchtet.
Oder Ihr kommentiert gleich hier unter dem Text, was Euch zum Thema einfällt.
Text: Sonja Ohly, Katrin Assmann, Elke Tonscheidt, Melanie Blankenstein
Fotos: Privat, pixabay, picjumbo
Oh Tannenbaum.
Ich kam vor 3 Jahrzehnten in die warmen Emirate und wünschte mir „Weihnachten feiern wie in Deutschland“.
Zwar gab es in Dubai schon damals mehr oder weniger frische Tannen zu kaufen, meist aber waren sie nach dem Transport vom Händler ins Wohnzimmer nahezu ohne grüne Blätter.
Meine Mama wusste Rat und kaufte in Deutschland einen künstlichen Weihnachtsbaum fuer meine Familie. Dieser übertraf die Schönheit der Bäume in Dubai bei weitem. Das war 1988. Im Sommer 1989, während unseres Aufenthaltes in Deutschland, schickte ich meinen Weihnachtsbaum, gut verpackt, mit der Paketpost nach Dubai. Die Portokosten betrugen 70 Deutsche Mark. Nach sieben Wochen konnte ich den Baum in der Hauptpost in Dubai abholen und er schmückt seitdem jedes Jahr unser Wohnzimmer in Dubai. Und er ist noch immer grün!