Kanada – (k)ein Traum
Warum Kanada? Nach einer beendeten Beziehung und einem gekündigten Job brauchte Gastautorin Andrea Ziegelmüller erst mal Abstand. Die Entscheidung fiel nach kurzem Blick auf ihre Weltkarte. So flog sie Anfang Juni nach Quebéc, von Vancouver aus sollte es zurückgehen. Dazwischen lagen über 6.000km und 9 Wochen.
„Im Flieger hatte mich das Reisefieber endgültig und wieder gepackt, der Lonely Planet wurde durchgestöbert, und ich skizzierte die Reiseroute anhand der Canadian Rail. Neben Gütern werden fast nur Touristen mit dem Zug befördert, entsprechend schön ist die Streckenführung.
Letztendlich ging es hauptsächlich mit Bus und Bahn von Quebéc über Halifax und Cape Breton Island nach Montréal, weiter nach Toronto mit Abstecher zu den Niagarafällen, anschließend nach Calgary, von dort in die Rocky Mountains, danach schweren Herzens weiter ins Okanagan Valley und im Endspurt nach Tofino auf Vancouver Island, Whistler und Vancouver selbst.
Was waren die Highlights? Ich versuche es.
Die Reise war intensiv und ich vollkommen entschleunigt. Wer würde sonst 20 Stunden für eine kleine Etappe im Bus verbringen? Ich war wieder ‚Herr meiner selbst’ und es zählte das Jetzt.
Auf Anhieb habe ich sofort wieder folgende Momente präsent: Fotoshooting von Hunderten von Highschool-Absolventen in großer Robe im Victoria Park in Halifax; der Genuß von fangfrischem Lobster – bitte nicht verwechseln mit der McLobster-Season bei McDonalds; die Tam Tams Drumming Session und das Jazzfestival in Montréal, darunter Diana Krall, auch wenn ich diese aufgrund ihrer kalt-berechnenden Professionalität enttäuschend fand…
Feuerwerke in Toronto anlässlich des Nationalfeiertags, dem Canada Day, sowie mein erstes Baseballspiel, Toronto Blue Jays gegen Milwaukee Brewers – die Regeln haben sich mir leider nicht erschlossen…
In Calgary die Stampede, nur die “greatest outdoor show on earth”, mit einer wirklich beeindruckenden Rodeo-Show, der Erwerb eines Cowboyhuts mußte sein.
Auch die Begeisterung für die WM im ganzen Land und das Endspiel in einer mit Deutschen (?!) überfüllten Bar in Lake Louise.
Kanada hat auch im Sommer Schnee
In Shorts durch Schneefelder wandern; auf Sonnenuntergänge warten, der Orca im Hafen von Tofino; meinen Zeh sowohl in den Atlantik als auch in den Pazifik zu stecken, beide saukalt, daher auch nur der Zeh; das unverhoffte Wiedersehen mit einer ehemaligen Kollegin in Vancouver, den Grouse Grind in weniger als einer Stunde geschafft zu haben, yes!; …und das meist in T-Shirt, Shorts und Flipflops. Ja, es war auch noch richtig Sommer.
Ganz entscheidend waren die Menschen: seien es die irritierend höflichen, hilfsbereiten und entspannten Kanadier, seien es die Backpackers in den Hostels. Was haben wir gelacht, Essen und Wein geteilt, Touren unternommen, Tipps gegeben und uns über ein unerwartetes Wiedersehen nach Wochen und Tausenden von Kilometern gefreut.
Ich finde es immer wieder faszinierend und bereichernd, wen man trifft, wenn man auf diese Art reist.
Schmunzeln muss ich noch heute, wenn ich an den älteren Herrn denke, der meinte, er fahre jetzt von Banff nach Mexiko und werde voraussichtlich in 3 Monaten dort ankommen, er fahre ja mit dem Fahrrad.
[slideshow_deploy id=’1696′]
Und was wäre Kanada ohne Weite, Wälder, Berge, Gletscher, Seen und Wildlife!
Knapp 3 Wochen habe ich in den Rocky Mountains verbracht und mich in diese verliebt. Ausgangspunkt war Banff, das touristische Zentrum der Rockies. Glücklicherweise kann man dem Touristenstrom sehr schnell entkommen und die Berge alleine genießen, Moskitos mal außen vor.
Weiter ging es zum Lake Louise mit dem Victoria Gletscher und dem naheliegenden Moraine Lake. Von dort gelangt man über den Icefields Parkway, einer 230km langen Panoramastraße, nach Jasper. Das kleine Städtchen ist ideal für zahlreiche Hikes und wartet ebenfalls mit einer ganzen Reihe an Seen auf, darunter der Medicine Lake und der Maligne Lake. Mit etwas Glück sieht man auch Schwarzbären, Grizzlies und Wild.
Irgendwie hatte ich dort das Gefühl, angekommen zu sein und verlängerte meinen Aufenthalt Tag um Tag. Aber auch das geht zu Ende, rückt doch der Tag der Rückreise näher und kollidiert mit dem, was man noch alles machen möchte…
Der Bericht ließe sich beliebig fortsetzen, 9 Wochen lassen sich einfach nicht in einige Zeilen pressen. Ich hoffe jedoch, dass etwas von meiner Begeisterung zu spüren ist. Den nächsten Kanadatrip habe ich jedenfalls fest vor Augen: Kajak fahren auf dem Maligne Lake, ein Mehrtages-Hike zum Tonquin Valley und der Westcoast Trail auf Vancouver Island. Und dann wäre da noch mein Lieblingscafe in Vancouver, das 49th Parallel, und und und 😀
Kommt jemand mit?
ohfamoos-Gastautorin Andrea Ziegelmüller kommt aus Bayern (Donau-Ries-Kreis) und lebt seit 2001 in München. Sie reist und fotografiert (dabei) leidenschaftlich gern, liebt Kulinarisches und ist seit Kanada Hobby-Barista.
Text und Fotos: Andrea Ziegelmüller
Kanada stelle ich mir auch sehr schön vor. Mein Nachbar hat dort mal urlaub mit einigen Freunden in einer Hütte tief in den Wäldern gemacht. Sie wurden dann mit einem Flugzeug dort hin gebracht, das dann auf einem großen See landete. Dort waren se dann 2 Wochen auf sich allein gestellt.
Hallo Markus,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich habe verglichen zur Größe des Landes nur einen kleinen Teil bereist, aber der war schon fantastisch. Ich hoffe, dass ich noch einmal die Möglichkeit habe, dort hinzufahren. Definitiv stünden wandern in der Wildnis und Kajak fahren ganz oben. Kürzlich habe ich den Film „Mit dem Floss durch Kanada gesehen“ – sehr zu empfehlen! Am liebsten hätte ich gleich meine Sachen gepackt…
Grüße, Andrea
und… hast du inzwischen wieder gepackt? Wo bist du denn?