Frauen sind Weicheier…
…wenn es um ihr Gehalt geht. Das klingt krass, aber ich glaube es stimmt größtenteils. Man liest im Moment viel über Gender Gap und Equal Pay. Frauen verkaufen sich unter ihrem Wert, sind oft einfach nur glücklich, z.B. nach einer Babypause überhaupt wieder eine Anstellung zu finden. Woran liegt das? Wo ist Ihr Selbstbewusstsein? Wer ist dran schuld? Nach einer TV-Diskussion bei Günther Jauch habe ich das Thema verfolgt…
Was mir in Deutschland als Erstes auffällt: Fast keiner nennt sein Gehalt. Da ist immer dieses Rumgedruckse: „Och, ich bin eigentlich ganz zufrieden“ oder „Naja, große Sprünge kann ich keine machen“ – diese Aussagen sind für mich sehr befremdlich.
In meinem Freundeskreis in Dubai wird mit dem Thema offen umgegangen. So kann man anderen helfen einen neuen, eventuell besser bezahlten Job zu finden.
In Deutschland ist Einkommen Privatsache, aber mir werden doch viel privatere Dinge erzählt:
Von Affären bis Krankheiten ist alles dabei, warum wird ausgerechnet beim Gehalt so ein Tanz vollführt?
Es gibt eine vertragliche Besonderheit: Man darf, wenn der Arbeitgeber es so wünscht, sein Gehalt nicht veröffentlichen. Das kommt den besser bezahlten Herren und den Arbeitgebern natürlich sehr entgegen. Bei Geheimhaltung ist das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen nur schwer erkennbar. So hat, laut Statistischem Bundesamt, sich am Lohngefälle zwischen Männern und Frauen in Deutschland in den letzten Jahren nichts geändert:
Frauen erhalten für ihre Arbeit durchschnittlich 22 Prozent weniger Geld als ihre männlichen Kollegen.
Kurios ist auch, dass im Westen die Lohnlücke besonders groß ist. Hier bekommen Frauen 23 Prozent weniger, im Osten sind es nur neun Prozent. Wieso? Verhandeln die Damen im Osten besser? Treten sie stärker auf? Fühlen sie sich mehr gleichberechtigt?
Erziehen wir Mädchen zu Weicheiern?
Sind gar die Eltern Schuld? Liegt es an der Erziehung der Mädchen? Mädchen sollen gefallen, liebenswert und unerschütterlich freundlich sein, gute Noten und Intelligenz aufweisen.
Auf Wikipedia finde ich dazu folgendes:„In einer Studie der New Yorker Organisation Girls Inc. aus dem Jahre 2006 gaben 74 Prozent der befragten Mädchen an, dass sie unter großem Druck stehen, es allen recht zu machen. Da die Fähigkeit, mit Konflikten und Kritik umzugehen, nicht gleichermaßen trainiert wird wie z.B. die akademische und soziale Kompetenz, mangelt es Mädchen oft auch an Resilienz. Der Wunsch, beliebt, und der Druck, freundlich und bescheiden zu sein, hindert bis heute viele Mädchen daran, sich in Führungspositionen behaglich zu fühlen. Während Mädchen sich in der Schule mit Intelligenz und Fleiß noch durchsetzen können und Jungen statistisch sogar überlegen sind, spielen im Studium und spätestens im Berufsleben auch ganz andere Erfolgsfaktoren eine Rolle: persönliches Karrieremanagement, Verhandlungsgeschick und die Fähigkeit, Kritik zu absorbieren. Viele junge Frauen sind hierauf schlecht vorbereitet.“ Das sollte Müttern zu denken geben!
Aber es gibt aber auch eine gute Nachricht: Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) hat vor kurzem ein Gesetz angekündigt, das die Gehälter innerhalb eines Unternehmens transparenter machen soll. Ich hoffe dieses Gesetz wird schnell ratifiziert, denn dann könnten sich Angestellte über Gehälter von Kollegen mit gleicher Tätigkeit informieren und bei Benachteiligung klagen.
Aber leider klagt kaum eine Frau gegen die Benachteiligung! Schade, denn so wird das nichts mit der Gleichberechtigung und der Emanzipation.
„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, war der Spruch, den ich von meinem Vater in jungen Jahren oft zu hören bekam. Ein Motto, welches sein Leben begleitet. Ich bin ihm dafür heute sehr dankbar, denn in schwierigen Situationen, und ich hatte einige davon, gab er mir Mut zu kämpfen.
Daher mein Appell an alle Väter: Nehmt in der Erziehung eurer Prinzessinnen größeren Einfluss, damit aus ihnen keine Weicheier werden!
Text: Sonja Ohly
Foto: Pixabay