Kloster Sankt Peter: Halt die Klappe!
Reisen tun wir ja alle gerne. Auch gerne weit weg, exotisch muss es sein und anders als zuhause. Aber wer kennt sich eigentlich im Heimatland aus? Warum denn immer gleich in die Ferne schweifen, das Gute liegt ja bekanntlich so nah. Das ist mir jetzt kürzlich auch wirklich passiert, als ein Bekannter mich fragte, ob ich denn schon mal im Kloster in Sankt Peter im Schwarzwald war? „Nö, ist das denn so toll?“ war meine Frage. Seine Antwort: „Du wirst Dich wundern!“.
Also machte ich mich an einem schönen Sonntag auf nach Sankt Peter im Breisgau. Kunsthistorische Führungen finden um 11 Uhr statt, und ich war erstaunt, wie viele Menschen schon im Vorhof versammelt waren. Laut den Erklärungen geht die Gründung des Benediktiner-Klosters St. Peter auf das Jahr 1093 zurück. Die Herzöge von Zähringen errichteten im 11. und 12. Jahrhundert ihr Machtzentrum in St. Peter im Breisgau und gründeten eine selbständige Benediktinerabtei, die als Hauskloster und Gruft der Fürstenfamilie diente.
Kloster Sankt Peter
Den Anfang der Führung machte die Pfarrkirche, in der gerade der sonntägliche Gottesdienst zu Ende gegangen war. Von außen erscheint sie recht unscheinbar, in rotem Sandstein mit zwei Zwiebeltürmen, innen wird sie dem Barockstil aber vollkommen gerecht. Sie gilt im gesamten südwestdeutschen Raum als grandioses Zeugnis der Baukunst des Barock.
In einer solch prunkvollen Kirche wundert man sich auch nicht über den Hochaltar, dessen Hauptbild über dem Altartisch als Wechselbild ausgetauscht werden kann, um den einzelnen Abschnitten des Kirchenjahrs zu entsprechen.
Soweit zum vorderen Teil der Kirche, welcher, etwas seltsam, durch ein filigranes Gitter vom hinteren Teil abgetrennt war.
Durch einen Seitengang gelangt man dann in den hinteren Teil der Kirche, und hier gab es rechts und links jeweils 3 Reihen Chorgestühl zu entdecken. Unsere Führung erklärte uns, dass der vordere Teil der Kirche von der Dorfbevölkerung genutzt wurde, während der hintere Teil den Mönchen und Ihren Ritualen vorbehalten war. Zu deren Ritualen gehörte natürlich auch das sehr frühe Beten in der damals unbeheizten Kirche. Dazu hatte man eigens Fächer in den Fußleisten eingebaut, die mit einer Klappe zu öffnen waren. In diese Fächer legten die Mönche heiße Steine, um Ihre kalten Füße zu wärmen. Oft kam es dann dazu, dass sich die langen Kutten der Mönche an den Klappen verfingen und diese laut zuschlugen. Ein Geräusch, was in der Kirche einen gewaltigen Lärm verursachte. Daher kommt auch der uns allen bekannte der Spruch: „Halt die Klappe“.
Und wieder was gelernt!
Hättet Ihr’s gewusst:
- Das gesamte Kloster ist in dieser Region die einzige in der Barockzeit neu errichtete Anlage, die bis heute weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten ist.
- Im Zuge der Aufklärung wurde die Abtei Sankt Peter 1806 aufgelöst. Die gesamten Besitztümer gingen an den Staat.
Text und Fotos: Sonja Ohly