Männerschnupfen – gibt es etwas Schlimmeres?
Mein Mann ist krank… und das kommt zum Glück sehr selten vor! Mädels, ahnt Ihr, wovon ich schreiben will? Und werdet Ihr Männer Euch wiedererkennen? Gastautorin Beate Keppel* gibt im Folgenden ihr Urlaubs- und Schnupfen-Tagebuch zum Besten. Tränen vor lauter Lachen, Sonne und eben Schnupfen vorprogrammiert…Ein Männerschnupfen der besten Art.
Tag 1 – Das Unheil kündigt sich an.
„Ich glaube, ich kriege eine Erkältung.“ – Nies – „Das wäre jetzt aber blöd!“ Ohrenbetäubendes Niesen, dann ein Stöhnen der Erleichterung. Am ersten Tag unseres Kurzurlaubs hält Mike sich, trotz Niesreiz, noch ganz gut. Mit ein bisschen Glück ist es nur eine spontane allergische Reaktion – hoffe ich zu diesem Zeitpunkt!
Tag 2 – Das Grauen nimmt seinen Lauf.
Mike wacht mit Halsschmerzen auf. Die Nase läuft, genauer gesagt, sie “tropft“! Ich habe glücklicherweise Tempos zur Hand, wenn auch natürlich nicht genug: Wir werden unseren Vorrat unbedingt auffüllen müssen. Nachdem das geklärt ist, höre ich von den Schrecken der Nacht: “Stell Dir vor, ich musste mir ein Handtuch holen!“ – Demonstrative Pause – „Weil mir die Tränenflüssigkeit aus den Augen geschossen ist“.
Ich lache herzhaft und denke beim Blick auf das Handtuch erleichtert: Ganz so schlimm wird es nicht sein, er hat immerhin nicht das Badetuch gewählt. Doch weit gefehlt! Jetzt beginnt ein typischer Dialog, den wir in den folgenden Tagen in Variationen führen werden:
Er, laut die Nase hoch ziehend: “Ich versteh nicht, warum ich gerade jetzt krank werde.“
Ich, beruhigend: “Dein Körper kommt zur Ruhe, jetzt kannst Du offenbar krank werden.“
Er, ungläubig: “Meinst Du? Wenn es wenigstens ein normaler Schnupfen wäre, aber mir läuft das Wasser richtig aus der Nase. Und zwar nur auf einer Seite, das ist doch komisch! Mit einem normalen Schnupfen hätte ich kein Problem…“
Ich, auch an seine Tränenflüssigkeit denkend: “Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Schnupfen wässrig beginnt.“
Zum Frühstück trinkt Mike einen Pfefferminztee. Ein untrügliches Zeichen: Mein Mann ist krank! Er fragt mich, ob Schnupfen drei Tage lang komme und in drei Tagen gehe, was ich bejahe und zugleich denke: “Oh Gott, 5 Tage in denen unsere Gesprächsthemen bereits vor dem Aufstehen gesetzt sind“.
Wir verbringen einen entspannten Sight-Seeing-Tag und erörtern nebenbei dezidiert folgende Themen: Schnupfen, Erkältung, ausgewachsener grippaler Infekt, tränende Augen, Niesen, Medikamente, Tempos… Letztere besorgen wir in der Apotheke. Mir graut es vor morgen, wenn die Erkältung erfahrungsgemäß ihren Höhepunkt erreicht…
Tag 3 – Es kommt noch dicker!
Mike erwacht mit „einem ganz dicken Kopf“ und versteht die Welt nicht mehr: „Warum ist das bei mir immer so schlimm? Eigentlich bin ich nie krank, aber wenn doch einmal, dann erwischt es mich so richtig. Warum geht es anderen Leuten nicht genauso?“
Ich halte es für sinnlos darauf hinzuweisen, dass sich andere ähnlich fühlen. Stattdessen suche ich ein Handtuch heraus (für die Tränenflüssigkeit!). Ich bin übrigens nicht von allein auf die Idee gekommen! Dank Aspirin Complex besuchen wir, wie geplant, am Mittag ein Museum.
Anschließend gibt es Ingwertee, Tee mit Zitrone und natürlich Tee mit Rum: “Das hilft immer!“ Wir schlafen heute Nacht in getrennten Betten. Er will mich nicht stören… Zur Sicherheit benutze ich Ohropax und erwache erholt am nächsten Tag.
Tag 4: Der Männerschnupfen klingt nicht ab.
Ich erinnere mich, behalte es aber für mich: Schnupfen kommt drei Tage, bleibt mindestens einen Tag und geht (hoffentlich) in drei Tagen vorbei. Auch der Männerschnupfen. Während der Patient niest, rotzt und über die Medikation sinniert, genieße ich die ungeplante Auszeit. Das Programm ist abgeblasen. Ich muss nicht an jeder Ecke etwas essen oder trinken gehen, lebe einfach in den Tag hin.
Wie zuhause liegt mein kranker Mann auf dem Sofa (nicht etwa im Bett). Er schläft viel und ich verbringe meine Zeit mit einem guten Buch. Ich frage ab und an, ob es schon etwas besser geht und mir kommt das Kinderbuch von Janosch in den Sinn: “Ich mach dich gesund, sagte der Bär“ (zum kleinen Tiger).
Am Abend kuschele ich mich schließlich zu meinem Liebsten unter die Decke. Nun werden auch seine Füße “endlich warm“ und ein sehr gemütlicher Tag geht zu Ende.
Tag 5: Die Augen tränen immer noch.
Wir beschließen vorzeitig abzureisen. Ich fahre, während Mike sich schonen darf. Schließlich hat er nach meiner Theorie mindestens noch zweieinhalb Tage vor sich. Wie sich zeigt, wäre es auch gar nicht anders gegangen: “Meine Augen tränen immer noch, wenn ich in die Sonne sehe.“
Vielleicht tue ich ihm ja doch unrecht? Aber Moment mal, wie ist das denn bei mir, wenn ich in die Sonne sehe? Wie auch immer, alles in allem hat Mike sein Bestes gegeben. So auch sein Resümee unseres Kurztrips: “Ich bin am zweiten Tag sogar noch mit Dir spazieren gegangen.“
Von der Praxis (meiner Einzelfallstudie) zur Theorie: Der Männerschnupfen bleibt mindestens 2 Tage und geht nach, nun ja … Im Schnupfenendstadium an Tag 7 kommt der Husten dazu und ich kann Euch sagen – so einen Husten habt Ihr noch nicht erlebt…
*Beate Keppel heißt im wahren Leben anders, schont aber ihren Mann nicht nur beim Männerschnupfen. Sie ist Wahl-Kölnerin, hat die Kinder fast aus dem Haus und findet sich gerade in einer neuen Lebensphase zurecht. Weil sie Lust hat, sich und Neues auszuprobieren, liest und schreibt sie jetzt für ohfamoos.
Text: Beate Keppel
Illustration: Gerold Graw, arts-unique.de
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