Männerabend – aber dieser Mann redet lieber mit Frauen
Kann ein Buch „Frauen und Männern zeigen, was echte Männerfreundschaften bedeuten“? Gibt es da überhaupt Bedarf? Und fühlen sich viele Männer allein gelassen und wissen nicht, was sie in ihrem Leben wie verändern können? Das jedenfalls behauptet der Autor des Buches „Männerabend“. Ein ohfamooses Interview gibt Aufschluss…
Zunächst: Klar würde ich gern mal einen Männerabend belauschen. Was reden die da? Und wie? Doch deshalb ein Buch darüber lesen, damit ich Männer besser verstehe? Der Betreff des Verlag-Newsletters ist griffig gewählt, dort heißt es: „Drei große Ängste blockieren Männer, sich vor anderen Männern zu öffnen“. Aber, huch, so habe ich das starke Geschlecht selten erlebt… Und frage deshalb einen meiner Männerfreunde (45).
Elke: Würdest Du das neue Buch ‚Männerabend’ lesen?
Er: Ich? Warum? Ich habe doch Männer, mit denen ich mich austauschen kann!
Elke: Worüber redet Ihr dann?
Er: Das Thema ist klar: Frauen! Dabei geht es aber nicht im Detail um die Bettgeschichten sondern eher, wie Frauen ticken. Ist alles biologisch getrieben? Ist alles ganz einfach erklärbar?
Elke: Klingt fast langweilig…
Er: Ja, ein bisschen nach Stuhlkreis, oder… (lacht), aber hehe, natürlich unterhalten wir uns auch darüber, wie sexuell aktiv wir sind, was auf Tinder läuft und was sonst so im Leben abgeht. Welche Begegnungen wir haben, was uns bereichert und was man getrost auslassen kann.
Elke: Was hältst Du von dem neuen Buch?
Er: Für mich ist schon die Art, wie es angekündigt wird, zu harte Kost und auch der Schreibstil, einfach nicht meins. Ich habe mich mal durch „Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest“ gequält. Wer soll bei solchen Büchern eigentlich Zielgruppe sein? Männer wohl nicht. Die meisten kriegen doch keine 1000 Worte am Tag raus. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die sich auf diese Weise mit dem Thema beschäftigen.
Elke: Du bist vermutlich nicht Zielgruppe…
Er: Ja, das glaube ich auch. Männer, die ich kenne, lösen solche Sinnfragen anders. Aber bleiben wir bei mir. Wer mich kennt, weiß, dass ich keine Probleme habe. Ich bejahe mein Leben, versuche allem etwas Positives abzugewinnen.
Elke: Und das klappt immer?
Er: Nö, nicht immer, denn auch in meiner Umgebung gibt es Vollpfosten – aber ich habe es meist selbst in der Hand, wie viel Zeit ich mit denen verbringen muss.
Elke: Bleiben wir bei den Männern, mit denen Du gern sprichst.
Er: Ok, also einer, mit dem ich mich wirklich gut zum Thema Frauen austauschen kann, ist noch nicht einmal ein richtiger Freund von mir. Unsere „Beziehung“ ist sogar ziemlich oberflächlich. Uns trennen ca. 15 Jahre. Aber eben bei diesem Thema können wir sehr gut unsere Ansichten austauschen.
Elke: Das heißt konkret bitte was?
Er: Er hat parallel mehrere Frauen am Start. Da habe ich ihm gesagt, dass „alles im Leben zurückkommt“. Es entspricht meinen Wertvorstellungen nicht. Und er sollte das mal überdenken.
Elke: Und, hat er?
Er: Ja, was dazu geführt hat, das er es mit allen Frauen besprochen und die Karten auf den Tisch gelegt hat. Die Hälfte von ihnen hat wutentbrannt das Weite gesucht und den Kontakt abgebrochen. Drei von ihnen war es egal, weil sie die schönen Stunden genießen und mit einer Freundschaft + leben können. Zumindest für eine bestimmte Zeit.
Elke: Rät er Dir auch was?
Er: Klar. Er redet mir ins Gewissen, dass ich mich bei Tinder wieder abmelde. Er hat die Erfahrungen schon gemacht und meint: Viel schreiben, nix passiert. Aber ich habe auf Tinder schon einige nette Bekanntschaften gemacht.
Elke: Nette Bekanntschaften – so wie man im Zug jemanden Nettes trifft?
Er: Was ich meinte, war: Sex hatte ich mit diesen Frauen nicht. Auch nicht nach sechs Monaten auf dieser Plattform. Aber das war auch nicht mein vorrangiges Ziel.
Elke: Lernt man in der realen Welt schneller jemanden kennen, vor allem doch solche, die besser passen?
Er: Genau das glaube ich, ja. So habe ich zum Beispiel eine kennengelernt als ich Freunde besuchte und noch zwei Tage länger in der Stadt blieb. Wir haben uns zum Frühstück getroffen, zusammen gebacken und den Abend verbracht. Irgendwann gegen 2 Uhr morgens ist jeder in sein Bett gegangen. Ein wundervoller bereichernder Tag. Selbst ohne Sex 😉 Oder bei einer anderen, bei der ich übernachten durfte. Wir haben echt viel gequatscht, geknutscht und sind im selben Bett eingeschlafen. Auch mit ihr hatte ich keinen Sex. Aber einen interessanten Austausch und eine kuschelige Nacht.
Elke: Sprichst Du lieber mit Männern oder Frauen?
Er: Ohne dass man jetzt meint, ich würde mich hier ohfamoos einschleimen, aber tatsächlich tausche ich mich lieber mit Frauen aus.
Elke: Weil?
Er: Weiß nicht genau, aber das war schon immer so. Geht einfach besser. Mit Frauen kann ich sehr offen reden. Ich kann mich da besser öffnen. Und die Frauen öffnen sich mir gegenüber auch. Also, alles bestens.
Elke: Glaubst Du, dass Frauen Dich besser verstehen als Männer?
Er: Ja. Für mich haben Frauen einfach mehr zum Thema zu erzählen. Aber ganz oft höre ich auch zu und stehe mit Rat und Tat zur Seite. Und so hatte ich schon sehr oft interessante Abende.
Elke: Danke für das Gespräch, auch für mich interessant, selbst ohne Männerabend 🙂
Das Buch ‚Männerabend’ aus dem Goldegg-Verlag des Soziologen und Männerberaters Richard Schneebauer ist gerade erschienen und wird derzeit vorgestellt, z.B. bei Thalia in Wien.
Fotos: unsplash (Edward Franklin)