Reisetipp Stockholm oder „Über viele Brücken musst Du geh’n“
Ich wollte schon immer mal nach Stockholm. Mir ansehen, wo Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist, die Helden der Millennium-Trilogie, ihre Abenteuer erleben. Die Stadt, die ein Abba-Museum hat und wo die deutsche Silvia als Königin im Palast wohnt. Jetzt war ich da und kann Euch aus erster Hand in unserem Reisetipp Stockholm berichten.
Die Reise nach Stockholm war mein Geburtstagsgeschenk. Eine super tolle Idee, denn ich mag Städtetripps. Der Anflug auf Arlanda, Stockholms Flughafen, über die Schären ließ mich schon ganz hibbelig werden. Da schaut man auf diese kleinen Inseln und denkt: „Ich brauche sofort ein Boot.“ In Arlanda angekommen, fährt man am besten mit dem Arlanda Express mitten in die Stadt. Der Flughafen liegt ungefähr 40 km außerhalb Stockholms und obwohl es viele Taxis gibt, würde ich immer dem Arlanda Express den Vorzug geben: Stockholms Taxifahrer hauen einen Touristen schon gerne mal übers Ohr.
Wir übernachten im Radisson Blu in der Vasagatan in Norrmalm, sehr zentral in der Innenstadt. Aus unserem Hotelfenster kann ich schon Wasser sehen, denn Stockholm erstreckt sich über 14 Inseln, die mit über 53 Brücken verbunden sind. Man ist nie wirklich weit vom Wasser entfernt, da es etwa 30 Prozent der gesamten Stadtfläche ausmacht.
Stockholm per pedes…
Als erstes gehen wir die Kungsgatan hinauf, die ich natürlich aus den Stieg Larsson Büchern bereits wie meine Westentasche kenne ;-). Auf halber Strecke erreicht man das Stockholmer Konserthus mit seinem großen Vorplatz, auf dem sich ein toller Markt befindet. Noch nie habe ich so viele Pfifferlinge auf einmal gesehen – ein gelbes Meer. Nette Cafés rund um den Platz laden ein, das Treiben der Stadt näher zu betrachten. Geht man die Kungsgatan weiter hinauf kommt man zur Schwedischen Nationalbibliothek, die im Humlegarden Park steht. Im Humlegarden tummeln sich Mensch und Hund.
Es ist übrigens sehr angenehm in Stockholm zu Fuß unterwegs zu sein, denn selbst im Sommer wird es hier nie zu warm. Eine viel angenehmere Temperatur als in Dubai. Da macht ein Stadtbummel richtig Spaß.
Am Abend sitzen mein Freund und ich beseelt in der trendigen Skybar des Hotels und genießen den Rundblick über Stockholm. Die Bar scheint sehr beliebt, denn ich sehe viele junge Menschen, die sich nach einem Tag in der City hier noch zu einem Pre-Dinner Drink treffen. Aber Alkohol ist in Stockholm richtig teuer. Ein Glas Bier kostet um die 6 Euro. Ein Glas Wein 8-10 Euro.
Gamla Stan – die Altstadt
Die Altstadt Gamla Stan auf der Insel Stadsholmen ist unser Ziel am nächsten Tag. Über die Nordbrücke gelangen wir, wieder zu Fuß, direkt zum königlichen Schloss – sparen uns aber eine Besichtigung. Uns zieht es eher in die mittelalterlichen Straßen, die von Nord nach Süd über die Insel verlaufen und in die schmalen Gässchen. Überall gibt es kleine nette Ecken und Plätze, und der Duft von Zimt steigt mir immer wieder in die Nase. Schnell entdecke ich woher er kommt.
Die Kanelbullar sind der Knaller! Zimtschnecken, warm und heimelig duftend, schmecken einfach köstlich und sollten bei keinem Besuch in Stockholm fehlen.
Wir gehen weiter, bestaunen die schmalen Häuser des Stortorget Platzes und entdecken kurz darauf die deutsche Kirche Tyska kyrkan. Sie ist der Schutzpatronin der Reisenden gewidmet und definitiv einen Besuch wert. Die kleine aber prunkvolle Kirche ist mit zwei Orgeln ausgestattet, die dem Rest der Innenausstattung in Nichts hinterherstehen. Speziell die Königsloge erstrahlt förmlich durch das viele Blattgold. Als Besonderheit der Kirche gilt das Glockenspiel, das täglich nach dem Glockenschlag um 8 Uhr, 12 Uhr, 16 Uhr und 20 Uhr im Wechsel zwei Kirchenlieder erklingen lässt.
Bus und Boot – eine Stadtrundfahrt
Zurück am Schloss sehe ich, wieviel Zeit schon vergangen ist. Eine kleine Panik kommt auf, denn es gibt doch noch so viel zu sehen und die Zeit rinnt. Da entdecke ich eine junge Frau an einem Stand. Leuchtend rot im Overall bietet sie eine Hop On-Hop Off Bus und Bootstour an – wir sind gerettet. In einem Doppeldeckerbus (Ihr kennt das), der alle 20 Minuten vorbei kommt, haben wir eine atemberaubende Aussicht auf die Ostsee. Die 23 Haltestellen können wir 72 Stunden lang anfahren, um nach eigenem Gusto die Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Unser erster Stopp ist am Dramaten, dem Königlichen Dramatischen Theater. Direkt gegenüber nehmen wir das Boot, das uns einmal um die Halbinsel Djurgården schippert. Die Halbinsel, die früher der königlichen Familie als Jagdgebiet diente, ist heute vorwiegend ein Naturpark und Erholungsgebiet für die Stockholmer. Hier findet man das Vasamuseum.
Die Vasa ist das weltweit einzige verbliebene Schiff aus dem 17. Jahrhundert, ein einzigartiger Kunstschatz und weltweit eine der herausragenden Touristenattraktionen Skandinaviens.
Das mussten wir später selbst feststellen – die Menschenschlange war endlos, so dass wir auf den Besuch verzichteten. Auch das Abba-Museum, das Nordische Museum und der Vergnügungspark Gröna Lund bekamen den Laufpass. Stattdessen besuchten wir Schwedens erstes und größtes Freilichtmuseum Skansen. Hier geht man auf eine Reise durch Schweden. Man durchstreift das Land in mehreren Jahrhunderten, in Gebäuden, die aus allen Landesteilen Schwedens stammen. Hier gehen Handwerker ihrer Arbeit nach, hier sitzen fleißige Bauersfrauen am Spinnrad. Man kann zusehen, wie hauchdünnes Tunnbröd und leckere Kanelbullar gebacken werden. Man begegnet der Vergangenheit, alten schwedischen Traditionen und Handwerkskünsten. Skansen ist auch das einzige Freilichtmuseum der Welt, in dem die Tierarten des Nordens leben. Ich fand es ganz ohfamoos und hätte gerne noch mehr Zeit dort verbracht.
Hippes Stockholm
Der letzte Tag begann und ich hatte die Stadtteile Södermalm und Kungsholmen noch nicht gesehen. Oh je! Wie gut, dass wir unsere Bustickets hatten!!! Mit dem ‚Hop On – Hop Off‘ Bus ging es vorbei an Slussen, dieser riesigen Schleuse, die den Mälaren See mit der Ostsee verbindet. Die hatte ich mir ehrlich gesagt anders vorgestellt. Hier ist es einfach nur wie auf einer großen Baustelle… also gleich weiter nach Södermalm, auch gerne Schwedens Prenzlauer Berg genannt. Ein hipper Stadtteil, Szene, Musik und am Sonntag im Sommer auch Flohmarkt mit Foodtrucks. Kein Wunder, dass Lisbeth Salander hier ihre Wohnung hat. Ja, unser Touri-Busfahrer erwähnte es sogar und nannte ihre Hausnummer in der Fiskargatan. (na, wisst Ihr sie noch?) Der Stadtteil ähnelt Londons SOHO und Fräulen Anker hat in ihrem Blog allerlei kulinarische Tipps.
Der Stadtteil Kungsholmen hingegen ist eher nüchtern: Der Westen der Insel ist Wohngebiet, denn Stockholm wächst und es gibt nicht genug Wohnungen. Während der Osten Sitz der kommunalen Verwaltungseinrichtungen ist, wie z. B. dem berühmten Stadshuset. Aus 8 Mio. Backsteinen gebaut, ist es mit seinem imposanten Turm, eines der Wahrzeichen der schwedischen Hauptstadt. Im Inneren des Stadshuset findet man unter anderem den „Blauen Saal“, in dem alljährlich am 10. Dezember das große Bankett für die Nobelpreisträger stattfindet. Fast überirdisch schön und mit fast 19 Mio. Blattgoldteilchen belegt präsentiert sich jedoch der „Goldene Saal“, in dem alle Preisträger sowie die 1300 Gäste nach dem Dinner das Tanzbein schwingen können.
Kungsholmen ist bei den Stockholmern sehr beliebt, da es nicht so touristisch überlaufen ist. Der Stadtteil hat sich in den letzten Jahren auch immer mehr in Richtung Szeneviertel entwickelt und wer gerne shoppen geht, kommt hier voll auf seine Kosten.
Leider ist ein Wochenende viel zu wenig Zeit, um Stockholm und seine Umgebung genauer zu erkunden, geschweige denn alle Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Ideal wäre wahrscheinlich eine Woche. Aber ich fahre wieder hin. Der nächste ohfamoose Geburtstag kommt bestimmt.
Fotos: Sonja Ohly