Das Leben als Reise – das Familienbuch HUNDERT

„Willst Du wissen, wie es im Leben weitergeht?“ Die Frage auf dem Buchrücken lässt mich stutzen. Will ich nicht, jedenfalls nicht im Detail. Doch ist das Buch so wunderschön gestaltet, dass ich sofort rein schaue. Das Familienbuch HUNDERT ist ein feines Werk! Sagt es doch so viel in so wenigen Sätzen… 

HUNDERT ist ein Buch, für das Heike Faller, eine Redakteurin beim Zeit Magazin, viele Gespräche geführt hat. Wissen wollte sie immer das eine: „Was haben Sie im Leben gelernt?!“ Sie hat Grundschulkinder genauso gefragt wie 90-Jährige. Und erinnert sich: „Mit dem ehemaligen Generaldirektor eines DDR-Kombinats saß ich in seinem Garten in einem Dorf hinter den Hochhäusern von Marzahn, mit einer syrischen Flüchtlingsfamilie saß ich auf dem Betonfußboden ihrer Kellerwohnung in Istanbul. Die Frage, die ich all diesen Leuten stellte, war immer dieselbe.“

Schon das Cover: Dynamisch.

Nun liegt es vor mir. Quadratisch. Bunt wie ein Blumenstrauß. Und innen genauso liebevoll und üppig illustriert – von Valerio Vidali, einem vielfach preisgekrönten Italiener. Auf dieses „Familienbuch für Kinder und Erwachsene“ machte mich meine Schwester aufmerksam, die gern Schätze wie diesen findet. Und danach habe ich genau das gemacht, was der Buchrücken empfiehlt: Ausgiebig vor- und zurückgeblättert. Mal allein, mal mit anderen und auch das ist wahr:

Man kommt dabei gut miteinander ins Gespräch. Über Themen, die sonst vielleicht nicht auf den Tisch gekommen wären…

Heike Faller, darauf scheint der Verlag Wert zu legen, „serviert uns keine Lebensweisheiten“. Das ist wirklich anders als in so vielen Büchern, die wir ja alle kennen, in denen schöne Bilder und schöne Sätze kombiniert werden.

HUNDERT – das Familienbuch

In HUNDERT fehlt jeglicher Zeigefinger, es ist eine ganz eigene Sprache, die sich entfaltet. Es ist nicht plakativ oder bewusst witzig. Und doch schmunzle ich oft – und die Menschen, mit denen ich es lese, auch. „Ach ja, genau!“, höre ich oft und dann lächeln wir zusammen. Erinnern uns an damals, als wir vielleicht 16 waren und das Küssen lernten. Oder an 44, als wie die ersten Falten auf den Zehen entdeckten. Werden wir die 86 erreichen, wo in jedem Moment alles anders sein kann?

Ein anrührendes Gedicht über das Leben

Jungen und alten Menschen hat Heike Faller zugehört – „und deren Erfahrungen in kurze Sätze gefasst, die sich zusammenhängend lesen wie ein schönes, anrührendes Gedicht über das Leben.“ So empfinde ich es auch. Jedes Alter hat eine Seite, es geht los mit 0, wo es heißt: Du lächelst, zum ersten Mal in Deinem Leben. Bis 99. Da steht: Hast Du irgendwas im Leben gelernt?

Familienbuch
Gute Frage, oder?

In ihren Gesprächen, schreibt die Autorin im Nachwort, habe sie jedenfalls viel gelernt. Zum Beispiel, wie relativ das Glück sei. Vielleicht würden Menschen in den mittleren Jahren deshalb dankbarer – „auch für einen gut gemachten Cappuccino mit toller Aussicht (mit 51) oder für eine durchgeschlafene Nacht (mit 49)“.

Ich empfehle dieses Buch allen, die ihre Gedanken gern schweifen lassen. Die Spaß am Leben, mit all seinen Tiefen und Höhen, haben. Denn viele große Themen werden berührt: Die Liebe wie der Tod, das Kinderkriegen (mit allen Auswirkungen), Freundschaft und Glück. Auch Angst und Schmerz finden Platz, noch mehr jedoch die Hoffnung und das Träumen.

Die Zeitschrift Nido hat über HUNDERT geschrieben:

„Dass Heike Faller mit ihrem Zeitstrahl durchs Leben richtig liegt, merkt man daran, dass man auch beim x-ten Durchblättern noch ins Träumen gerät.“

Für mich ist es keine Frage von richtig oder falsch. Für mich zeigt der Zeitstrahl durchs Leben: Es gibt immer Möglichkeiten. Egal in welchem Alter. Und das ist tröstlich, motivierend, stimmt fröhlich und – Ihr ahnt es – genau: Das Buch HUNDERT, erschienen im Verlag Kein & Aber, ist Teil unserer ohfamoosen Lebensüberzeugung 🙂

Fotos: Valerio Vidali/Heike Faller: Hundert, Kein & Aber 2018

Elke Tonscheidt
Elke Tonscheidt, die selbsternannte Energiebündlerin, liebt und lebt in Köln. Neben ihrer Arbeit bei ohfamoos schreibt sie auch für andere Medien, besonders gern Porträts und Reportagen. Sie vernetzt sich gern, hat ein Start-Up mit gegründet und war einige Jahre in der politischen Kommunikation tätig.
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Dieser Beitrag wurde erstmals am 31. Januar 2019 veröffentlicht
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