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Macht Alkohol endlich teurer! — 8 Kommentare

  1. Elke, das ist ein wichtiger Artikel. Alkohol ist ein so schleichend darin in die Abhängigkeit zu führen. Sagt man jemandem, der jeden Abend sein Feierabendbierchen genießt, das per klinischer Defintion der regelmäßige Konsum von Alkohol bereits einen Alkoholiker ausmacht, so bekommt man zur Antwort, dass das kleine Bierchen doch nicht in Abhängigkeit führt.
    Niemand nimmt Alkohol als Droge wahr. Auf jeder Speisekarte ist Bier oft günstiger als ein Saft, kostet aber mindesten ebenso wenig wie ein Softdrink. Alarmierend, gell?

    • Liebe Michèle, danke für Dein Feedback. Wir sind ein bisschen überrascht, wie wenige Kommentare sich zu diesem Thema finden, das doch eigentlich so viele betrifft. Weil es immer noch ein Tabuthema ist? Oder viele nicht wahrhaben wollen, dass sie zur Risikogruppe zählen? Weil sich keiner outen will? Oder erwartet man von uns mehr Schönes, also nicht ein solches Problemthema?

  2. Hallo Elke, ich bin immer wieder erschrocken, wenn meine Tochter (14) von ihren Klassenkameraden erzählt, für die es selbstverständlich ist, auf Parties zu trinken. Wenn sie dann auch erzählt, dass die Eltern für Feiern den Alkohol einkaufen, dann wird mir schlecht.
    Was mich vor allem erschreckt, dass es nicht mehr das Radler oder Bier ist, sondern Mischgetränke mit Schnaps und Wodka.
    Ich bin ganz bei Dir, dass der Preis steigen sollte für alkoholische Getränke.

    • Da fällt mir noch was ein, Heike und Elke … eine sehr beliebte Verschärfung des Ganzen: obwohl hier beschrieben wird wie preiswert Alkohol leider ist, kaufen einige Jugendliche VOR einer Feier noch schnell ein… zum VORGLÜHEN. Denn, außer es ist eine Feier ohne Eintritt(sgeld), kostet ja so ein Abend recht viel bzw. mit kleinem Taschengeld, wird man später eben nicht soooo gut drauf sein. Diese ‚Startmenge‘ wird zudem meistens recht schnell ‚eingenommen‘ – von Genuß sind diese sowieso weit entfernt. Irgendein ein Rahmen, rechtlich angesiedelt zwischen deutschen und skandinavischen Gesetzen, das hätte schon ‚was.

  3. Das Problem ist weniger die Gefährlichkeit von Alkohol, als die Struktur des Umfeldes, in dem sich dieser gesundheitsschädliche Konsum vollzieht.
    Sowohl bei Alkohol, als auch zuvor bei Tabak und nun auch bei Zucker (Liste ist nicht abschliessend) haben wir es mit einem Umfeld zu tun, welches die „Freiheit“ des Konsumenten hervorhebt. Gleichzeitig wird jedoch über die Beeinflussung von Politk, Wissenschaft und Öffentlichkeit (Lobbyarbeit) verhindert, dass die Grundlage, auf der Freiheit in Verantwortung überhaupt ausgeübt werden kann, nicht gefestigt entstehen kann: Information.
    Einzelne Stimmen, die einzelne Maßnahmen vorschlagen (hier Preiserhöhungen) werden hart attackiert. Ihnen wird Bevormundung (der Nanny-Staat) vorgeworfen. Gleichzeitig werden Universitäten über die Abhängighkeit von Drittmitteln tendenziell davon abgehalten, unabhängige Forschung zur Verbreiterung der Erkenntnis zu machen. Forschung, die Zweifel verstärken kann, wird dagegen von Interessensgruppen (Verbände wie Unternehmen) belohnt. Das war beim Thema Tabak und Passivrauch jeweils so und ist gleichfalls so bei Alkohol und Zucker.
    Krebsforschung ist die Instanz, die noch am ehesten in der Lage ist, die Gefahren zu artikulieren. Q.e.d. Doch weil es in der Natur der Sache liegt, dass Krebs an der Spitze des Eisbergs steht, vergeht viel Zeit, bis die Datenlage so stark ist, dass sich regulatorische Maßnahmen quasi erübrigen, weil die Bevölkerung selbst durch Information problembewusst geworden ist.
    Tabak, Zucker und Alkohol haben mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick scheint: sie sind industriepolitisch vernetzt und eng abgestimmt. Es handelt sich jeweils um Suchtmittel (auch Zucker!), die durch Veränderung des Hirnstoffwechsels Abhängigkeit erzeugen und damit die „Freiheit“ des Konsumenten zur Illusion werden lassen.

  4. Ich bleibe ja am Thema dran, vor allem deshalb weil ich bemerke wie tabuisiert es immer noch ist und für wie selbstverständlich die Folgen stets hingenommen werden. erst kürzlich erzählte mir wieder ein Freund, wie schlimm sich Alkoholsucht in seinem Freundeskreis auswirke und wie wenig langfristig (!) unterstützende Therapien überhaupt vorhanden seien. Was mich vor allem auch immer wieder bestürzt, ist: Das Risiko an Demenz zu erkranken steigt bedrohlich. Fragt Ihr Euch nicht auch schon mal, warum es so viele vergessliche Menschen gibt? Klar, der Stress spielt eine gewichtige Rolle. Aber eben auch das: https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/demenz/article/962847/allem-maenner-betroffen-alkohol-fuehrt-frueh-demenz.html

  5. Hallo Elke, es ist richtig, dass übermäßiger Alkoholkonsum viele negative Folgen hat, sozial wie gesundheitlich. Doch die Forderung nach Preiserhöhung greift viel zu kurz und beseitigt die Ursachen nicht. Sie würde nur bewirken, wie man schon in Amerika zu Zeiten der Prohibition gesehen hat, dass schwarz gebrannt bzw. gebraut wird, was erst recht Todesfälle zur Folge hat. Es gibt für jede Droge eine Ersatzdroge, Menschen sind erfinderisch. Und der Ersatz ist oft schädlicher als das legale Produkt. Die Frage ist, welche gesellschaftliche Funktion Alkohol hat, welche Vorbilder Kinder und Jugendliche daheim erleben, wie das Selbstbewusstsein von Menschen gestärkt werden kann, damit sie in einer trinkenden Gruppe „nein“ sagen etc. Wer hat ein Interesse daran, dass Menschen trinken, wer verdient daran? Was suggeriert die Werbung? Das muss man ansetzen, nicht mit „Moralpredigten“ und erhobenem Zeigefinger. Sagt eine, die als Erwachsene über 15 Jahre keinen Alkohol getrunken hat und deshalb auffiel…

    • Hallo Barbara, mir gefällt mein Appell, der sich durch die Überschrift ausdrückt, auch nicht mehr. Da gebe ich dir total recht. Gebe deshalb gern zu, dass ich zu allen Äußerungen in meinem Artikel zu 100% stehe, den Titel würde ich aber anders wählen und das Thema Preiserhöhung nur als eine Möglichkeit erwähnen. Ich danke Dir dafür, dass ich dazu so Stellung beziehen kann, denn ehrlich, mir war kurz nach der Veröffentlichung schon nicht mehr ganz wohl bei der Wahl des Titels. Er lenkt sogar ab von den viel wichtigeren Thesen, wie krank Alkohol macht und wie sehr die Gesellschaft ihn fördert bzw. als „normal“ begreift. Liebe Grüße, Elke

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