„Ich lebe von Plastik“
Kürzlich war ich mal wieder im The Body Shop. Die 1976 in Brighton gegründete Handelskette für Kosmetikprodukte wirbt ja damit, „von der Natur inspirierte, tierfreundliche Kosmetik“ zu verkaufen. Da ich darauf achte, weniger Plastik zu kaufen, war ich neugierig, wie sich dieser Konzern hier mittlerweile aufstellt. Und erfahre tatsächlich Neues.
Neben all den hübsch designten Produkten und Beauty-Verpackungen sehe ich auch das: Ein großes Plakat mit der Aufschrift „Ich lebe von Plastik“, das über der Kasse platziert ist; und einen großen Behälter, in dem ich leere, nicht entflammbare Plastik-Produkte entsorgen kann.
Das ist seit diesem Frühjahr neu bei The Body Shop und die Verkäuferin in der Filiale im Kölner Rhein-Center erklärt mir, dass die dort gesammelten Verpackungen auch recycelt werden. Dafür sorgt das Recycling-Unternehmen TerraCycle. Auf lange Sicht sei beabsichtigt, den Kreis zu schließen und den Kunststoff in Verpackungen oder Ladenbauelementen wiederzuverwenden.
Ich erinnere mich: Früher gab es doch bereits die Möglichkeit, bei The Body Shop leere Produkte aufzufüllen, oder? War das Unternehmen etwa unserer Zeit voraus? Das möchte ich wissen und frage online bei The Body Shop nach. Ein Interview bekommen wir leider nicht, aber Informationen. Zum Beispiel die, dass aktuell Optionen für eine Einführung von wiederauffüllbaren Verpackungen geprüft werden. Leider sei das damalige Refill-Programm „nicht von einer ausreichenden Anzahl von Kunden angenommen worden, so dass wir das Programm nicht fortgeführt haben.“ Aber auch bei The Body Shop weiß man natürlich: „Heute legen die Verbraucher mehr Wert auf Müllreduzierung denn je.“
Weiter erklärt mir The Body Shop auf meine Anfrage:
„Im Mai 2019 haben wir in Partnerschaft mit dem Start-Up-Unternehmen Plastics for Change recyceltes Community Trade-Plastik aus Bengaluru, Indien, eingeführt. Dies ist das weltweit erste Programm der Sammlung von nachweislich fair gehandeltem Kunststoff zum Einsatz im Recyclingbereich. Die verheerenden Auswirkungen von Kunststoffabfällen auf unsere Ozeane sind allgemein bekannt. Darüber hinaus gibt es einen menschlichen Aspekt der Plastik-Krise, über den kaum gesprochen wird. Mehr als drei Milliarden Menschen leben ohne offiziell geregelte Abfallentsorgung – das ist fast die Hälfte der Weltbevölkerung. Daraus ist ein inoffizieller Wirtschaftszweig der Müllsammlerinnen und Müllsammler entstanden. Einige der am stärksten ausgegrenzten Menschen der Welt leben davon, dass sie unter unmenschlichen Bedingungen unbehandelte Abfälle sammeln. Die Müllsammler leben oft unter der Armutsgrenze, werden von der Gesellschaft ausgeschlossen und tragen dennoch mit ihrer Arbeit dazu bei, unsere Flüsse und Meere vor einer Plastikflut zu schützen. 2019 wird The Body Shop 250 Tonnen recyceltes Community Trade-Plastik erwerben und in knapp drei Millionen 250ml-Flaschen für Haarpflegeprodukte verarbeiten. Das ist der Schritt hin zu dem Ziel, innerhalb der nächsten drei Jahre recyceltes Community Trade-Plastik in alle PET-Verpackungsmaterialien zu integrieren. Dies soll mehr als 2.500 Müllsammlerinnen und Müllsammlern zu besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen verhelfen, ihnen einen fairen Preis für das gesammelte Plastik garantieren und ihnen den Respekt und die Anerkennung schenken, die sie verdienen.“
Body Shop Köln
Ich besuche einen weiteren The Body Shop, diesmal den im Kölner Hauptbahnhof. Auch hier ist man sehr offen, mit mir über die Recycling-Bemühungen des Unternehmens zu sprechen. Aber nehmen die Verbraucher*innen das auch an? Ja, sagt die quirlige Verkäuferin (die ich erst später erkenne, denn es ist die bekannte Schauspielerin Jasmin Hahn!) – und gern zeigt sie mir den auch in diesem Laden aufgestellten bunten Behälter, den ich ja schon kenne. Ich schaue rein – knallvoll mit leeren Verpackungen. Und Jasmin Hahn ist optimistisch: Nein, noch sei es leider nicht möglich leere Verpackungen aufzufüllen. Aber sie findet es besser, dass sich das Unternehmen Zeit nimmt, das gut zu bedenken und nicht zu schnell eine dann vielleicht nicht bis zum Ende durchdachte Lösung zu präsentieren.
Vielleicht sind die Rückgabe-Möglichkeit alter Verpackungen und die Recycling-Bemühungen nur kleine Lichtblicke, aber immerhin. Ich finde es jedenfalls ohfamoos, dass The Body Shop offenbar weiter neue Wege sucht und werde das Recycling-Angebot demnächst nutzen. Übrigens, es heißt: Es können auch Produkte von anderen Marken abgegeben werden. Ich bin gespannt.
Dieser Artikel thematisiert nachhaltige Alternativen zu konventionellen Verpackungen, die Müll vermeiden und die Umwelt schonen.
So beschreibt Body Shop den eigenen Umgang mit Plastik.
Text und Fotos: Elke Tonscheidt