Direkt am Bücherschrank: Köln liest im Advent
Den öffentlichen Raum zum Verschenken von Büchern zu nutzen – diesen Gedanken erfüllen öffentliche Bücherschränke. Ohfamoos hatte kürzlich über die Einweihung des Bücherschrankes in Köln-Widdersdorf berichtet (mehr weiter unten). Genau an diesem Platz gibt es am 22. Dezember ein ganz besonderes Event. Denn „Köln liest im Advent“ steht an – unter freiem Himmel und mit Punschmobil!
Wer organisiert ein solches Event? Dahinter steht die „Stiftung Neuer Raum“ und ihre Veranstaltungsreihe „Köln liest im Advent“: An 24 Tagen treffen Märchenerzähler*innen, Musiker*innen, Schauspieler*innen und Frauenchöre in unterschiedlichen Vierteln Kölns zusammen, gestalten einen neuen Raum. Denn genau das ist die Vision der Stifter: Neue Gemeinschaften zu fördern – gerade jetzt, wo es heutzutage für viele schwieriger sei, sich mit anderen Menschen zu treffen.
„Einfach hingehen und mitmachen“
Corona habe diesen Trend nur verstärkt, berichtet Hans-Jürgen Greve, Vorstand der Stiftung Neuer Raum. Bei allen Veranstaltungen von „Köln liest im Advent“ brauche man weder ein Ticket noch eine Vorbestellung. „Einfach hingehen und mitmachen“, laute die Devise, denn die engagierten Künstlerinnen und Künstler „öffnen ganz bewusst ein Fenster zum Geschichtenerzählen mit den Mitteln des Theaters, der Musik und des Tanzes“, berichtet er weiter.
Martina Pophal von pophal.tv, Mitorganisatorin von „Köln liest im Advent“, im Interview:
Was erwartet die Zuschauer*innen am 22.12. in Widdersdorf?
Martina Pophal: Franco Melis vom Comedia Theater in Köln kommt mit seinen eigenen komödiantischen Texten an den offenen Bücherschrank. Er geht auf sehr lustige Weise der Frage nach, was passiert, wenn man in einem Satz einen Buchstaben vertauscht. Etienne Eben, Singer Songwriter aus Kamerun, wird einige Stücke von seiner neuen CD Ening unplugged spielen. Die Songs sind über und vom Leben. Es ist draußen und mit Abstand und alle singen mit.
Ihr bringt ja auch das Punschmobil mit, ein eigens für dieses Projekt entstandener Servicewagen der urbanlife e.G. Gibt es da auch etwas für Kinder?
Der Kinderpunsch musste bei den letzten Veranstaltungen meistens wieder aufgefüllt werden. Es waren immer wieder viele Kinder da.
Was habt Ihr bereits bei dieser Aktion an anderen Bücherschränken erlebt?
Die Leute sind immer sehr überrascht und erfreut über das Punschmobil. Das Team ist meistens ca. 1 Stunde vor Beginn der Veranstaltung vor Ort. Dann werden die Leute neugierig. Die Stimmung ist wirklich schön, denn das Punschmobil leuchtet richtig und es ist eine sehr besondere Atmosphäre. Erwähnenswert ist noch: Die Künstler waren und sind alle sehr aufgeregt. Sie konnten sich das überhaupt nicht vorstellen, dass so ein Format funktioniert und sie sind nun begeistert. Trotz Kälte und Dunkelheit. Das merkt man auch an ihren Auftritten.
Was plant die Stiftung Neuer Raum für das kommende Jahr?
Wir gehen mit dem Projekt „Stadt liest“ auf Tournee. Wir ziehen mit der großen Bühne und dem Servicewagen los. Die ersten Planungen laufen schon.
Das Projekt „Gedächtnis unserer Stadt“ ist die Plattform, Geschichten zu erzählen und sie auch festzuhalten. Die Verankerung im öffentlichen Raum ist der „Offene Bücherschrank“ im Viertel. Ein Format für das „Gedächtnis unserer Stadt“ ist der “Sprechende Bücherschrank”. Ein QR-Code am Schrank, der den Zugriff auf die Sammlung erzählter Geschichten erlaubt.
Danke für das Gespräch, liebe Martina Pophal!
Mehr über die gemeinnützige Stiftung Neuer Raum:
Sie ist in Trägerschaft der urbanlife e.G. ins Leben gerufen worden, ermöglicht Veranstaltungen, bietet kulturelle Begegnungen und nutzt dabei die Standorte der offenen Bücherschränke in Köln. Denn überall im Stadtgebiet stehen die Schränke bereits und bieten somit ideale Positionen, um Menschen zu versammeln.
Der Grundgedanke der Stiftung ist: Die kölschen Veedel in Zukunft noch lebenswerter zu gestalten und die bereits bestehenden und künftigen Bücherschränke zu Orten zu entwickeln, die verbinden. Schon jetzt sind diese Orte geprägt davon, dass Groß und Klein, Jung und Alt zu diesen Plätzen kommen, dort verweilen und sich austauschen.
In der Präambel der Stiftung Neuer Raum heißt es deshalb auch: „Wir fördern soziokulturelle Projekte z.B. an den offenen Bücherschränken, um so die Gemeinschaft vor Ort zu stärken. Der Austausch von Büchern an den Bücherschränken lädt zum Austausch der Menschen ein. Mit Hilfe von kulturellen Projekten am Bücherschrank wird dies verstärkt.“
Weitere Informationen für die, die mehr über das Entstehen von offenen Bücherschränken wissen möchten.
Hier geht es zur Übersicht aller 24 Tage und Orte.
Zurück zum Bücherschrank in Köln-Widdersdorf, den vor allem die dort ansässige Interessengemeinschaft WIG ermöglicht hat, namentlich Olaf Biethan. Er und die Patinnen, die sich darum kümmern, dass der Schrank stets gut und ordentlich befüllt ist, freuen sich sehr auf das Event am 22.12., 17 Uhr.
„Schon der Bauantrag ging in weniger als drei Monaten durch die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Köln durch“, sagt Olaf Biethan. „Dass wir nun nach wenigen Wochen schon ein Event feiern können, ist richtig klasse.“
Mehr über Olaf Biethan, der das Thema Bücherschrank für Widdersdorf in die Hand nahm und Tempo machte, lest Ihr hier.