Mit High Heels zur Rallye – Meine Mille Miglia
Bald ist wieder Cabrio-Zeit. Dann holt Sonja ihren feuerroten Flitzer aus der Garage, pustet die Staubschicht vom Winter runter und freut sich über jeden Sonnenstrahl wie ein Kaktus nach dem Regen. Aber wisst ihr was? Diesen Winter hat sie sich nicht mit deutschen Pfützen und Salz auf der Straße herumgeplagt – sie ist Cabrio gefahren. In Dubai. Bei der Mille Miglia. Jawohl!
Falls du jetzt denkst, „Mille was?“ – keine Sorge. Hätte ich vor einem Jahr auch nicht gewusst. Schuld an allem war meine Freundin Jacqueline. Die ist sowas wie mein persönlicher Ideen-Vulkan. Und als wir 2023 unseren Freund Bernardo beim Start der Mille Miglia UAE Experience besucht haben (Bernardo hatte seinen Jaguar aus Deutschland verschiffen lassen – ja, wirklich), war’s um uns geschehen: Oldtimer, Glanz, Motorengeräusche… und die Aussicht auf Wüstenabenteuer mit Cabrios! Da mussten wir einfach mitmachen.

Wir durften sogar in Bernados Oldtimer sitzen
Was ist die Mille Miglia überhaupt?
Kurz gesagt: Die Mille Miglia ist der Oscar unter den Oldtimer-Rallyes. Ein Rennen mit Stil, Kurven und 1.000 Meilen voller Emotionen. Ursprünglich italienisch, aber mittlerweile mit internationalen Ablegern – so auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Das Event startet jedes Jahr am 2. Dezember, dem Nationalfeiertag der Emirate. Also wenn dort sowieso alle feiern – warum nicht gleich mitfahren?
90 Teams haben 2024 teilgenommen, davon 40 aus dem Ausland. Unterteilt wird in drei schicke Kategorien:
- Originale Mille Miglia Klassiker (Baujahr 1927–1957)
- Jubiläums-Klasse (1957–1971)
- Zeitgenössische „Wow-was-ist-das-für-ein-Auto“-Wagen ab 1971
Unser Traumwagen? Ein Austin Healey 3000, Baujahr 1961. Ein Auto wie ein Espresso: klein, stark und temperamentvoll. Mein eigener Flitzer durfte ja leider in Deutschland bleiben. Jacqueline und ich – also Team „Wüstengirls“ – waren sowas von bereit!
Teamwork ist alles
Die Rollen waren schnell verteilt: Ich fahr, Jacqueline navigiert. Warum? Weil das Auto keine Servolenkung hat und man da schon mal mit den Oberarmen winken muss, wie bei einem Fitnesskurs in der Muckibude. Jacqueline ist präzise, geduldig und kann ein Roadbook lesen, als hätte sie das schon im Kindergarten gemacht.
Und glaubt mir: Das braucht man auch. Die Mille Miglia ist kein „Google Maps sagt links“. Es gibt Kontrollpunkte, Fahrprüfungen, geheimnisvolle Zeitfenster und ein Roadbook, das aussieht wie ein IKEA-Aufbauplan in Hieroglyphen.
- Roadbook
- Jacquelines Navi Kit
Navigation unter Adrenalin
Schon am ersten Tag: Abfahrt, gute Laune – zack, Abzweigung verpasst. Herzlich willkommen im Abenteuer! Zum Glück kennen wir Dubai wie unsere Handtaschen und konnten das wieder ausbügeln. Und dann ging’s richtig los: Mit Stoppuhren, Apps, Tachometern in Meilen und der panischen Frage „Sind wir zu schnell? Oder zu langsam? Oder zu früh abgebogen?!“.
Ab Tag zwei hatten wir Blut geleckt. „Einfach ankommen“ war plötzlich nicht mehr genug. Wir wollten in die Top 50! Ehrgeizig? Vielleicht. Aber so ein Austin Healey entwickelt bei Sonnenuntergang und Rückenwind eine eigene Dynamik. Und wenn dann noch die Konkurrenz mit italienischem Akzent überholt, wächst der sportliche Ehrgeiz ganz von allein.
Sand, Luxus und Rallye-Romantik
Vier Tage, sieben Emirate, vier Hotels – jeden Abend traf man sich mit anderen Fahrern, erzählte, fachsimpelte, lachte über verpasste Abzweigungen oder technische Macken („Warum riecht unser Auto plötzlich nach Toast?“). Die Atmosphäre war einmalig. Wir fuhren auf den Jebel Jais, den höchsten Berg der Emirate, durch Dörfer, über Wüstenpisten und vorbei an Kamelen, die sich von all dem Oldtimer-Zauber nicht die Bohne beeindrucken ließen.
Mission abgeschlossen
Am 5. Dezember rollten wir stolz in Abu Dhabi ein – auf Platz 19! Und standen da wie zwei Rallye-Göttinnen neben den Siegern Roland Hotz und Giordano Mozzi. Ich meine… Giordano hat die Mille Miglia in Italien schon mehrfach gewonnen. Und da stehen wir, mit unseren Rallye-Kappen, Staub im Gesicht und einem Grinsen, das nicht mehr weggeht.
Jacqueline hat zwischendurch auf den längeren Streckenabschnitten alles dokumentiert – Bilder, Videos, Gekicher. Vielleicht mach ich daraus noch einen YouTube-Filmchen: Bis dahin könnt ihr euch den Film vom Veranstalter der Mille Miglia in Dubai mal anschauen.
Also Leute: Wenn ihr irgendwann mal die Gelegenheit habt, an so einer Rallye teilzunehmen – tut es! Es ist wie ein Roadtrip, ein Abenteuerfilm und ein Cocktail mit Turbo – alles in einem.
Bis dahin heißt es: Cabrio auf, Sonnenbrille an – Mille Miglia, wir kommen wieder!