Wieder mit sich in Kontakt kommen
Kreatives Coaching für gestresste Mütter
Ob ich immer noch „diesen Blog“ schreiben würde, fragt mich Nicole Lepold im Yogastudio. Ich freue mich der Nachfrage, nicke. Natürlich. Und im Gespräch darüber stellt sich heraus, dass Nicole viel zu erzählen hat, was sehr gut zu ohoo (der neue Brand für ohfamoos) passt. Nicole bietet kreatives Coaching für Mütter von Kindern mit Handicap. Und ihre eigene Entwicklung lebt davon, dass sie sich aufgemacht hat. Sich befreit hat aus einer herausfordernden Situation, über die sie im folgenden Gastbeitrag erzählt.
Doch bevor Nicole selbst schreibt, stellt Elke ein kurzes Interview mit Nicole voran. Um die Bedeutung klarzumachen, weshalb wir es auch für ohoo „haben“ wollten. Es geht darum, dass Mütter, die sich selbst ein Stück weit verloren haben, sich wieder mehr in den Mittelpunkt stellen und Zugang zu ihren eigenen Bedürfnissen bekommen.

Interview mit Nicole Lepold
Nicole, was genau ist kreatives Coaching?
Nicole Lepold: Kreatives Coaching verbindet Gespräch, kreative Methoden und innere Klärungsprozesse. Es geht nicht um Ratschläge, sondern um das Entdecken eigener Ressourcen, Bedürfnisse und Stärken. Durch Farben, Symbole, Collagen oder das Schreiben können neue Perspektiven entstehen. Mütter erleben sich nicht nur als „Pflegende“, sondern wieder als ganze Person mit Träumen, Grenzen und eigener Lebendigkeit.
Was bewirkt Kunsttherapie?
Kunsttherapie wirkt dort, wo Worte fehlen oder Emotionen zu groß sind, um sie auszusprechen. In einem geschützten Raum entstehen Bilder, die nicht „schön“ sein müssen, sondern ehrlich. Sie helfen, innere Spannungen auszudrücken, loszulassen, Kraft zu spüren oder Trauer sichtbar zu machen. Gerade bei langandauernden Belastungen kann kreatives Arbeiten helfen, wieder in Kontakt mit sich selbst zu kommen.
Warum ist das gerade für Mütter so wertvoll?
Weil sie oft die letzten sind, die auf ihre eigenen Bedürfnisse achten. Ein kreativer Raum gibt ihnen die Erlaubnis, sich selbst wichtig zu nehmen. Viele Mütter berichten, dass sie durch kreatives Tun endlich wieder etwas nur für sich machen konnten – ohne Ziel, ohne Bewertung. Und darin liegt oft der erste Schritt zur inneren Entlastung.
Vielen Dank, liebe Nicole!
Gastbeitrag von Nicole Lepold
Wenn ein Kind mit einer chronischen Erkrankung oder einem Handicap lebt, verändert sich nicht nur sein Alltag, sondern das ganze Familiensystem. Mütter und Väter sind oft rund um die Uhr gefordert: Sie kümmern sich, organisieren, trösten, begleiten.
Diese Erfahrung habe auch ich, Nicole, gemacht. Ich bin selbst Mutter von zwei Söhnen (14 und 16), der Ältere kam mit einem schweren Herzfehler auf die Welt. Es folgten Krankenhausaufenthalte, zahlreiche Arzt- und Therapie-Termine und damit verbunden auch große Sorgen. „Sie werden immer ein krankes Kind haben“ war ein prägender Satz, den ich als damals frischgebackene Mutter vom Kardiologen gesagt bekam, als mein Sohn sieben Wochen alt war.
Dass ich Vieles nicht richtig verarbeitet hatte, unter Verschluss gehalten und einfach nur funktioniert habe, ist mir richtig klar geworden, als ich mit meinen Söhnen zur Mutter-Kind-Kur war, da waren die Beiden vier und sechs.
Ein prägender Moment dort war eine Kunsttherapie Stunde, in der ich mit einer Kugel Ton in der Hand plötzlich geweint habe und gar nicht mehr aufhören konnte. Dieser Stunde vorausgegangen war eine schwierige Trennungssituation, als meine Söhne mal wieder nicht in die Betreuung wollten.
Plötzlich wurde mir klar, dass das Abgeben meines Sohnes an der OP-Schleuse Jahre zuvor ein Trauma hinterlassen hatte, das sich an diesem Tag besonders deutlich in der Kunsttherapie zeigte.

Ich habe gespürt, dass das kreative Beschäftigen mit einem Thema so viel besser bei mir funktioniert als nur ein Gespräch. Aus dem Wunsch heraus anderen Müttern helfen zu wollen, habe ich dann einige Jahre später eine zweijährige berufsbegleitende Weiterbildung in Ressourcen- und Prozessorientierter Kunsttherapie und eine Ausbildung zum Kreativen Life-Coach gemacht. In Zusammenarbeit mit „Süße Zitronen e.V. Köln – Unterstützung für Familien mit Handicap“ konnten wir bereits zwei kreative Workshop-Reihen durchführen, die dritte ist ausgeschrieben.
In den kreativen Workshops können sich die Teilnehmer*innen über einen Zeitraum von fünf Wochen eine Zeit nur für sich nehmen, sich mit kreativen Methoden ihre persönlichen Themen visualisieren und so neue Sichtweisen gewinnen. Außerdem haben sie hier einen geschützten Raum.


Es wird geweint und gelacht und alle profitieren vom Austausch untereinander.
Was mich immer wieder erstaunt: Es ist ein riesiges Wissen, das sich Mütter medizinisch als auch zu Themen wie Schulen, Anträge stellen oder Pflegestufen aneignen. Sie sind wirkliche Experten fürs Kind und es ist so wertvoll, wie sie sich austauschen. Welchen Satz ist immer wieder höre: Dass die Teilnehmer*innen früher gerne kreativ waren, aber diese Energie dann irgendwann verloren haben.
Umso mehr freuen sie sich, mit verschieden Farben und Materialien zu arbeiten, nehmen aus den Treffen wertvolle Erkenntnisse für sich mit. Manchmal kommen Mütter völlig fertig von der Woche, in der sie ein krankes Kind neben ihrem Job organisieren mussten, unschöne Diagnosen mitgeteilt bekommen haben oder Anträge z.B. für eine Pflegeunterstützung wieder einmal abgelehnt wurde. Im Laufe der Zeit, die wir dann zusammen am Vormittag verbringen, merkt man einen großen Unterschied: So, wie die Frauen ankamen, gehen sie nicht wieder.
Mein Fazit ist glasklar:
Wer dauerhaft für andere da ist, braucht selbst einen geschützten Ort zum Auftanken. Hier setzt kreatives Coaching und kunsttherapeutische Begleitung an. Sie bieten Müttern einen Raum, in dem sie einfach sein dürfen. Ohne Rolle. Ohne Funktion. Ohne Erwartung. Mehr über mich und meine Arbeit findet Ihr hier.
Für die kommende Workshop-Reihe, Start am 29.08.2025, sind noch zwei Plätze frei.
Weitere Infos darüber, wie Familien mit Handicap gut unterstützt werden, findet Ihr bei den Süssen Zitronen.