Stadtbild statt Feindbild

Wir bringen Lichtblicke, streichen Schwarzmalerei

Ach, müssen wir denn auch noch? Ist ohoo wirklich die Plattform, all dem Geschrei über das Stadtbild noch eins draufzusetzen? Wir müssen nicht. Nein. Aber wir wollen – jedoch gewohnt mit einem anderen Dreh. Wir werden den Bundeskanzler nicht zum 499. Mal zitieren und auch nicht interpretieren. Wir werden das Nebulöse seiner Aussage nicht auflösen.

Was wir aber tun, ist das: Uns gibt es nun im 12. Jahr, und wir haben zig schöne Städte präsentiert. Auch deutsche. Ja, Sonja war natürlich stärker international unterwegs, doch auch sie mag das deutsche Stadtbild. Und Elke, die aufgrund ihrer „Brut“ (ein Lieblingswort unter uns Freundinnen) einige Zeit familiär stärker „angebunden“ war, hat ebenfalls in ihren Erinnerungen gekramt, um schöne Stadtbilder zu finden.

Habt Ihr Lust auf schöne Stadtbilder? Dann lasst Euch gern mit drauf ein.
Das Modell vom IPAI in Heilbronn – hier entsteht gemeinsam Zukunft
Heilbronn und die Stadtbilder

Ich beginne mit einem Modellbild, das ich erst kürzlich gemacht habe – auf einer KI-Tagung in Heilbronn. So rosarot wird selbst die Stadt, die sich gerade rasant zu einem Zentrum für Bildung und Angewandte Künstliche Intelligenz entwickelt, nicht; doch kann sich Heilbronn City durchaus sehen lassen und auch das dortige uih! trägt mit seiner Innovationskraft dazu bei – ein offenes Innovations- und Erlebnis­labor in der Heilbronner Innenstadt, betrieben vom Fraunhofer IAO.

Heilbronn – Elke war sehr überrascht, wie innovativ sich diese Stadt zeigt und noch stärker wird.
Das Stadtbild von Düsseldorf

Weiter nach Düsseldorf. Die Stadt am Rhein glänzt als rheinische Mischung aus elegant und entspannt – und fragt man die KI, welches Stadtbild Düsseldorf prägt, so ist die Antwort: Düsseldorf habe „eine luftige, gut bewegliche Note“, wirke „kompakt, wassernahe, designaffin – mit einer ruhigen Skyline und starken Quartiersidentitäten“. Welche Töchter sich hier wohlfühlen, könnte man sich fragen … 🙂

Die Landeshauptstadt von NRW setzt bewusst mit Offenen Bücherschränken leuchtende Akzente im Stadtbild.

Mir gefallen in Düsseldorf auch die fast 40 goldig glänzenden Offenen Bücherschränke, an denen viel positives Leben tobt.

Berlin und ein Brandbrief

Berlin ist dagegen natürlich sehr viel rauher. Hier müssten wir vermutlich 99 Stadtbilder zeigen. Eine aktuelle Besonderheit: Gerade haben sich die Leiter der Ordnungsämter der Berliner Bezirke mit einem Brandbrief an die Senatskanzlei gewandt, Tenor: Berlin verfüge „derzeit faktisch über keine funktionierende Gewerbeüberwachung mehr – mit gravierenden Folgen für Rechtsstaat, Sicherheit und fairen Wettbewerb“.

Sicher zeigt das Foto von Thomas Rietig aus „der hochsympathisch unprätentiösen Fußgängerzone von Spandau“ nicht das gesamte Stadtbild Berlins und ganz sicher nicht das schönste. Dass politisch Verantwortliche jedoch nicht ohne Verantwortung für gesellschaftliche Verwahrlosung sind, dürfte ein solcher Brandbrief zeigen.

ohoo-Gastautor Thomas Rietig lebt in Berlin Spandau – hier „seine“ Fußgängerzone.

Die Stadtbilder von Leipzig und Dresden

Bleiben wir im Osten, schauen wir nach Leipzig. Sonja hat über die sächsische Metropole viel Lob verteilt, fühlte sich im „Paris des Ostens“ pudelwohl. Und Dresden präsentiert ebenfalls prächtige Stadtbilder, wenn auch hier natürlich gilt: Es gibt sogenannte „Hotspots“ im Stadtbild einer Landeshauptstadt: So berichten sächsische Lokalzeitungen von problematischen Straßenzügen (Wiener Platz), führen hier speziell Ladendiebstahl und die Trinker-/Drogenszene an – andere Lagen hätten „sich zuletzt eher entspannt“.

München – ein problematisches Stadtbild?

Und Bayern? Natürlich darf in unserer Stadtbild-Sicht München nicht fehlen. Wie wohl habe ich mich stets in dieser Metropole gefühlt, ob im Münchner Süden oder, zuletzt, mitten in Schwabing.

Da ich länger nicht mehr in der bayrischen Landeshauptstadt lebe, habe ich die KI nach „Problemen mit Migranten“ in München gefragt … Und bekomme zur Antwort: Diese Frage „lasse sich seriös nur als kommunale Aufgabe rund um Zuzug, Unterbringung und Integration beschreiben“. Münchens Probleme seien „vor allem Raum-, Organisations- und Ressourcenfragen einer wachsenden Metropole: Unterkunft, Schule/Sprachförderung, Verwaltungsprozesse und Finanzierung.“

Biergarten in München, abends. Das Foto von Martin Falbisoner zeigt den Taxisgarten im Stadtteil Neuhausen.
Subjektive Stadtbilder

Natürlich ist uns bewusst, dass unsere Stadtbilder sehr subjektiv sind. Wenn aber Robin Alexander (die meisten kennen den WELT-Journalisten aus diversen TV-Runden) zur Stadtbild-Debatte den „klassischen Merz“ zur Sprache bringt und damit meint, der Bundeskanzler nehme in Kauf, „wegen Unschärfen bewusst missverstanden“ zu werden und dann nicht einsehe „sich rituell zu entschuldigen“, dann verfahren wir heute auch mal so 🙂

Worte sind Macht – und Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, sollten Worte mit größtem Bedacht wählen. Ob Journalist oder Autorin, ob Lehrer oder Künstlerin, ob Bundespräsidentin oder Bundeskanzler: Dürfen wir nicht mit Recht gerade von Menschen, die der Sprache von Berufs wegen mächtiger sein sollten als andere Berufsgruppen, verlangen, sich prägnant zu äußern? Dass sie sich genau überlegen, was sie wann wie sagen?

Ralph Brinkhaus (CDU) und LinkedIn

Und während ich dies schreibe und noch einmal auf LinkedIn linse, welche Neuigkeiten sich dort gerade ausbreiten, fällt mir ein kurzer Beitrag des Bundestagsabgeordneten Ralph Brinkhaus ins Auge. Ich möchte ihn zitieren, er schreibt Wort für Wort:

„Politik muss sagen was ist. Sachlich, präzise und dabei immer zugewandt und menschlich bleibend. Wer aber in kritischen Situationen zuspitzt, vereinfacht und unpräzise argumentiert, sagt nicht, was ist. Er redet im Gegenteil, der Wut das Wort. Das ist einfach und verspricht Aufmerksamkeit. Letztlich ist es aber Gift für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und für die Demokratie. Das gilt ganz besonders für die CDU Deutschlands. Denn wir sind nicht nur Christdemokraten, sondern tragen auch das ’U‘ für Union in unserem Parteinamen. Union, weil wir uns wie keine andere Partei dem Zusammenhalt in diesem Land verpflichtet fühlen. Wir sollten deswegen immer wieder überprüfen, ob wir diesem Anspruch durch unser Reden und Handeln gerecht werden.“

Auch so kann ein Stadtbild aussehen.

Ansgar Wimmer und sein Stadtbild

Und einen ebenso wunderbaren, kleinen fast „Aufsatz“ hat der mir unbekannte Ansgar Wimmer geschrieben, ebenfalls auf LinkedIn. Er setzt sich damit auseinander, wer das Stadtbild eigentlich präge. Der Vorstand der Alfred Toepfer Foundation F.V.S. schreibt zunächst einleitend:

„Marktplätze, Fußgängerzonen, öffentliche Räume finde ich spannend – und in ihrer Aufenthaltsqualität zuweilen herausfordernd. Manchmal machen mir Menschen Angst oder verunsichern mich, die ich im Alltag an solchen Orten treffe, weil sie sich aggressiv oder unangemessen verhalten, oftmals bin ich bedrückt und nachdenklich, wenn im öffentlichen Raum auch die Armut, die Ausgrenzung oder das persönliche Scheitern von Menschen sichtbar wird.“

Und er denkt dann darüber nach, wem das Stadtbild eigentlich gehöre, wer es gestaltet …

Das ist sehr spannend und gerade in der Kürze sehr gut lesbar sowie verständlich. Ich folge ihm absolut in dem Gedanken, wie wirkungsvoll es sei, Städte und Gemeinden dabei zu unterstützen, ein Stadtbild positiv zu prägen – ob zum Beispiel Schulen, Jugendzentren oder öffentliche Bibliotheken. Und Ansgar Wimmer denkt auch über die personelle und fachliche Ausstattung von Ausländerämtern und der Obdachlosenhilfe nach, die finanziell gut auszustatten seien. Es lohne sich, „in Solidarität aufeinander zuzugehen und auf wechselseitige Neugier und Respekt, statt auf Ausgrenzung zu setzen“.

Gemeinsam mit ihm möchte ich schließen und diese Führungsaufgabe benennen. Den gesamten Beitrag findest Du hier.

  • 1Weitere Stadtbilder
    Wer weitere Städte in Deutschland sucht, die wir in unserem Blog für #volldasguteLeben beschreiben, dem empfehlen wir, einfach unsere Suchfunktion zu nutzen :-)
  • 2... und natürlich Köln und Lich
    Auch über diese Städte, in denen wir zuhause sind, findest Du einige Artikel.
  • 3Diesen Fotografen danken wir besonders
    Thomas Rietig und Martin Falbisoner
Elke Tonscheidt
Elke Tonscheidt, die selbsternannte Energiebündlerin, liebt und lebt in Köln. Neben ihrer Arbeit bei ohfamoos schreibt sie auch für andere Medien, besonders gern Porträts und Reportagen. Sie vernetzt sich gern, hat ein Start-Up mit gegründet und war einige Jahre in der politischen Kommunikation tätig.
Alle Beiträge von Elke sehen
Dieser Beitrag wurde erstmals am 26. Oktober 2025 veröffentlicht
Schon gelesen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.