Hochzeit in Dubai: Abgang Bühne links
Mein letztes Jahr stand irgendwie unter dem Zeichen ‚Hochzeit’. Bei vier erwachsenen Söhnen kann das ja mal vorkommen. Ich musste dafür auch ganz schön viel reisen, denn eine Hochzeit fand im australischen Melbourne statt, eine im tiefsten Hessen und die dritte Hochzeit in Dubai. Letztere ist für Euch wahrscheinlich die Spannendste. Also hier ein kurzer Bericht.
Mein Sohn Majid und seine Frau hatten beschlossen das Thema Hochzeit in Arabien nicht zu übertreiben. Normalerweise feiert man eine Hochzeit ja einige Tage und es ist häufig eine Mischung aus Religion und örtlichen Traditionen. Es ist auch in Dubai traditionsgemäß üblich, dass Männer und Frauen getrennt voneinander feiern, damit die Frauen ungestört tanzen können.
Ein Fest für die Frauen – natürlich mit neuer Robe
Da nun meine Schwiegertochter eine bekannte Geschäftsfrau in der Modebranche in Dubai ist, war eine Frauenhochzeit unverzichtbar. Ihre Freundinnen und Fans hätten ihr wahrscheinlich nie vergeben, wenn es kein Fest für die Frauen gegeben hätte. Denn Hochzeiten sind einfach ein wunderbarer Anlass sich eine neue Robe zu kaufen. Natürlich waren auch alle Damen meiner Familie in Deutschland zu dieser typisch arabischen Frauenhochzeit eingeladen. Meine Mutter war sichtlich aufgeregt und begann sofort Ihren Kleiderschrank zu inspizieren, ob denn da was Taugliches dabei sei.
Zur besagten Frauenhochzeit wurden etwa 1,000 Frauen erwartet und selbst ich, die diese Zeremonien kennt, war bei diesem Gedanken doch leicht gestresst. Nicht so meine zukünftige Schwiegertochter. Sie hatte mit ihren Schwestern alles im Griff. Es waren elaborate Einladungen versandt worden, die alle ein kleines Kärtchen beinhalteten, was den Eintritt zum Fest möglich machte. Denn auch bei Hochzeiten in Dubai gibt es ‚gate-crashers’. Frauen, die einfach zu den Hochzeiten mit Ihren Freundinnen auftauchen, um dort gut Abend zu essen und ein bisschen Spaß zu haben.
Meine Schwiegertochter erschien in zauberhaftem weißen Tüll
Die Dekoration des riesigen Saals war märchenhaft. Die Decke war bogenförmig in hellem Frühlingsgras geschmückt und eine Bühne am hinteren Ende des Raums war mit kleinen weißen Streublumen verziert. Rechts und links eines ‚Catwalks‘ standen große, runde Tische auf denen ein wahrhaft köstliches Abendessen, natürlich nur von Frauen, serviert wurde.
Der Anblick der Gäste war umwerfend – die Designerroben in leuchtenden Farben wie rot, gold, smaragd, blau wurden komplimentiert von tollen Frisuren und Make-ups. Keine Modewoche in Europa könnte da mithalten.
Nach dem Abendessen erschien meine Schwiegertochter in einem zauberhaften, weißen Tüllkleid auf der Bühne und wartete auf ihren Bräutigam, nämlich meinen Sohn. Der erschien auch kurz darauf im traditionellen Gewand, einer weißen ‚Kandoura‘ und einer schwarzen ‚Bisht‘, ein aus Kamelhaar gewebtem Mantel. In seinem Gefolge waren seine Brüder und Cousins. Als die Männer angekündigt wurden und den Saal betraten, verhüllten sich sofort alle einheimischen Frauen mit Ihren schwarzen ‚Abayas‘, denn Frauen ist es traditionell nicht gestattet, dass fremde Männer sie unverschleiert sehen. Außer natürlich der Braut.
Majid musste im Hinterzimmer auf das Ende der Feier warten
Langsam schritt Majid mit seinem Gefolge zur Bühne hin. Ich konnte sehen, wie aufgeregt sie alle waren um nur nichts falsch zu machen. An der Bühne angekommen küsste Majid seine Braut. Die beiden nahmen die Glückwünsche der Gäste entgegen und stellten sich dann mit der ganzen Familie für das große Hochzeitsfoto auf.
Tja, und dann war’s das auch schon für die Jungs. Abgang Bühne links! Die Männer mussten den Saal verlassen, die Frauen entledigten sich Ihrer ‚Abayas’ und begannen nun richtig zu feiern. Dazu kam eine berühmte libanesische Sängerin auf die Bühne und die Damen begannen zu tanzen. Majid musste derweil in einem Hinterzimmer warten, bis die Feier zu Ende war, um dann endlich gegen vier Uhr morgens mit seiner Frau in die lang ersehnten Flitterwochen zu fliegen.
Hättet Ihr das gewusst?
- Laut dem Koran hat ein Muslim das Recht, bis zu vier Ehefrauen zu haben – vorausgesetzt, er ist fähig, allen genau denselben Lebensstandard zu bieten und sie völlig gleich zu behandeln. Dies ist jedoch fast unmöglich, was selbst im Koran steht (Sure 4:129):
„Und ihr könnt zwischen den Frauen keine Gerechtigkeit üben, so sehr ihr es auch wünschen möget“
- Ein muslimischer Mann darf eine nicht-muslimische Frau heiraten, wenn sie einer monotheistischen Religion angehört, also eine Christin oder Jüdin. Es besteht für die Braut keine Verpflichtung zum muslimischen Glauben überzutreten. Gemeinsame Kinder müssen aber nach islamischer Tradition erzogen werden.