Die Moldau-Klöster: wahre Juwelen in Rumänien
Ich war noch nie in Rumänien und habe mich irrsinnig auf diese Reise gefreut. Unser Plan war, die Moldau-Klöster, eine Gruppe von rumänisch-orthodoxen Klöstern in der südlichen Bukowina zu besuchen. Iasi, die Universitätsstadt im Osten Rumäniens, ist der perfekte Ausgangspunkt für so ein Unterfangen.
Von Wien aus landeten wir in einer kleinen Propellermaschine auf dem Flughafen von Iasi, den man als ‚petite‘ bezeichnen kann, trotz seiner zwei Terminals. Ein befreundeter Professor der Apollonia Universität hatte uns eingeladen und chauffierte uns vier Tage lang durch die Bukowina. Er könnte als Touristenführer durchaus eine zweite Karriere starten. An dieser Stelle möchte ich die außerordentliche Gastfreundschaft der Rumänen hervorheben und mich herzlich bei unseren Gastgebern bedanken.
Kloster Voronet
Nach einem sonnigen Tag in Iasi, wo mir insbesondere der Kulturpalast mit seiner imposanten Fassade sehr gut gefallen hat, ging es dann auch schon los. Unser erstes Ziel war das Kloster Voronet. Es gehört mit sieben anderen Kirchen und Klöstern zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die meisten Moldau-Klöster der Bukowina wurden im 15. und 16. Jahrhundert im damaligen Fürstentum Moldau von Stefan dem Großen und seinen Nachfolgern gebaut. Überlieferungen zufolge versprach Stefan der Große für jeden Sieg auf dem Schlachtfeld die Errichtung eines Gotteshauses. Seine nicht unerheblichen Erfolge über die Ungarn, Polen und Türken führten somit zur Stiftung von über 40 Kirchen und zur größten Ausdehnung des Fürstentums Moldau im heutigen Rumänien, Moldawien und der Ukraine.
Mehr Moldau-Klöster
Von Voronet aus fuhren wir weiter über Gura Humorului und Moldovitza nach Sucevita. Diese vier Klöster, die auch heute noch von Nonnen bewohnt und bewirtschaftet werden, zeichnen sich durch ihre detaillierte Wandmalereien auf den Außenmauern aus. Diese sollten dem damals des Schreibens und Lesens unkundigen Volk Szenen und Gleichnisse aus der Bibel vermitteln. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ausdrucksvolle Szenen aus der biblischen Geschichte in blau, rot, grün und natürlich gold lesen sich wie ein Buch. Man kann stundenlang vor den Wänden stehen und findet immer wieder neue Szenen zum Betrachten.
Fresken und Wandmalereien
Laut unserem Reiseführer gehört die Architektur der von quadratischen Schutzmauern umgebenen Klosterkirchen als auch die Freskenmalereien zur byzantinischen Kunst der Ikonenmalerei. Die Kirchen, die sich im Grundriss alle sehr ähneln, sind nicht besonders groß und bestehen aus einem Vorschiff, dem Kirchenschiff und dem Altar. Die am besten erhaltenen Außenmalereien findet man im Kloster Sucevita. Dort hat mich vor allem das Gemälde der ‚Leiter der Tugend‘ sehr beeindruckt. Es nimmt fast die ganze Seite des Klosters ein und zeigt rechts die geordneten Engelsscharen und links das Chaos der Hölle.
Weiter ging es dann zu den Klöstern Varatic, Agapia und Dragomirna
Die zeigen zwar keine Außenmalereien, sind aber innen auch bemalt und mit großem Prunk versehen; goldene Altäre mit Silber verzierten Ikonen, Reliquien und Gräbern von Heiligen. Unser kundiger Führer erzählte uns dazu die Geschichte, dass frühere Eroberer die Kirchen oft anzündeten um das Gold in den Altarschiffen zu schmelzen – was zum Glück nicht gelang.
Die Königin der Moldau-Klöster: das schlichtere Kloster Putna
1466-1469 in einem Karpatental errichtet, liegt in Kloster Putna seit 1504 auch Stefan der Große begraben. Putna wird von Mönchen bewohnt und ist für die Rumänen eine wichtige Pilgerstätte. Jedes Jahr am 2. Juli strömen Menschen in Scharen nach Putna um Stefan dem Großen zu gedenken. Wir hatten das große Glück und durften bei den Mönchen speisen. In einem Saal, der die Portraits der verschieden Bischöfe der Kirche zeigt, wurde uns eine einfache aber köstliche Mahlzeit serviert. Es gab eine Gemüsesuppe, danach einen Bohneneintopf und als Dessert einen Apfelkuchen. Dazu trinkt man den in Rumänien obligatorisch Wein.
In jedem der Klöster, die wir besuchten, gibt es einen kleinen Shop in dem man Broschüren, Ikonen und religiöse Andenken kaufen kann. Alles kostet nur ein paar Euro und ich frage mich, wie diese Klöster überleben, denn wir waren als Besucher oft allein auf weiter Flur. Eintritt bezahlt man auch keinen, nur eine kleine Gebühr zum Fotografieren.
Die Klöster der Bukowina sind einen Besuch wert
Sie sind einzigartig und sie haben mich tief in ihren Bann gezogen mit ihrer Stille, den liebevoll angelegten Gärten und ihrer Kunst. Wahre Juwelen, die es lohnt einmal besucht zu werden.
Fotos: Sonja Ohly.