Müll – I like!
Eine Eco-Designerin erzählt, was man mit Müll alles anstellen kann.
Dienstagmorgen, 9 Uhr. Die Kinder sind in der Schule und im Kindergarten. Herbstliche Luft kommt vom Süden. Süden, dass heißt für mich von der Antarktis. Das Café am Manly Beach bei Sydney mit seinem europäischen Namen Dolce Terra ist gut besucht. Süße Erde. Australien, das Land der roten Erde, welches im Economist Pollution Ranking auf Platz 16 der größten CO2 Emittenten liegt. Tendenz steigend.
Ich treffe Angela van Boxel, eine Eco Designerin, die alles tut um diese Erde zu schützen. Sie träumt von einer besseren und nachhaltigeren Welt. Dafür sammelt sie Müll und verarbeitet diesen wieder zu Kunst. Nicht selten bleibt man beim Anblick verwundert stehen: Straßenkunst aus alten Flip Flops? Vertikale Gärten an Straßenlaternen aus Konserven? Teppiche, Skulpturen, Bademode gehäkelt aus Mülltüten? Die Liste ist lang. Das Angebot und die Vielfalt an Abfall steigen.
So viel Müll
Angela wuchs auf einer Farm in Holland auf. Dort lernte sie früh den wertvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und ihrer Umwelt. Als gelernte Medien- und Kommunikationsdesignerin kommt sie nach Australien, bleibt da hängen. Heute lebt sie mit ihren 4 Kindern und ihrem Mann in Manly bei Sydney am Pazifik. Der Ozean und Strand vor ihrer Haustüre sind ihre größten Ressourcenlieferanten: Plastiktüten, alte T-Shirts, Angelleinen. Was sich binden und biegen lässt, wird sofort verarbeitet.
Wütend erzählt sie von den Tüten am Strand und im Ozean. Australien mit 23 Millionen Einwohnern und 6, 5 Millionen Touristen im Jahr produziert 5 Milliarden Plastiktüten im Jahr. Diese, zusammen gehäkelt, könnte man siebenmal um die Welt wickeln. Das sitzt.
Was also tun mit soviel Rohstoff? Eine lebensgroße Rentierskulptur aus gehäkelten Plastiktüten – Ornamenten erregt Aufsehen in der Fußgängerzone eines Stadtteils von Sydney. Dies ist nur eines von zahlreichen Kommunenprojekten, die sie leitet. Es ist kein großes Ding die dafür notwendigen 2000 weißen Plastiktüten zu finden. Ihre Freunde und die Gemeinde laden ihren Müll bei ihr ab. Und Angela häkelt und häkelt.
Ist Müll somit gut? Ich möchte wissen: Wenn man aus Abfall so schöne Sachen produzieren kann – plagen sie keine Gewissenskonflikte? Nein! Angela van Boxel ist eine Geschichtenerzählerin. Mit ihrer Kunst möchte sie Aufmerksamkeit erwecken und zum Nachdenken anregen. Ihre Geschichten klären auf und täglich fallen ihr neue ein. Sobald sie die Aufmerksamkeit des Publikums bekommt, hat sie gewonnen! Jeder Funken kann zu einem Feuer werden. So hofft sie – so hoffe ich! Zum Schwimmen trägt sie übrigens einen selbst entworfenen Bikini – natürlich gehäkelt aus Plastiktüten.
Wer die Arbeiten von Angela van Boxel im Internet verfolgen möchte:
https://www.facebook.com/pages/Eco-Art-Design-by-Angela-van-Boxtel/136697216379955
http://greenwithenvyideas.blogspot.com.au
Text: Melanie Blankenstein
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