Südafrika, eine Weinreise nach Buitenverwachting
Über das Wort Buitenverwachting bin ich das erste Mal in Freiburg gestolpert – in einer Bar. Da stand Buitenverwachting auf der Weinkarte: südafrikanischer Rotwein, eine Empfehlung des Hauses. Damals hab ich mir noch nicht viel dabei gedacht. Ein paar Wochen später bringt mein Freund dieses Männermagazin mit nach Hause: Beef. Tja, und da war doch schon wieder dieses Wort – Buitenverwachting. Aus dem Artikel ging hervor, dass es sich bei Buitenverwachting um ein Weingut in Kapstadt handelt. Da traf es sich ja gut, dass ich bald nach Südafrika reisen würde, und mir war klar – ich muss nach Buitenverwachting.
In Kapstadt angekommen, habe ich mich sofort bei Freunden erkundigt, und, wie vortrefflich, Buitenverwachting war nicht weit entfernt. Ein Anruf von Bruce, einem Freund und wahren südafrikanischen Gentleman, und ein Tisch zum Lunch in Buitenverwachting war reserviert.
Buitenverwachting liegt im Bezirk Constantia, wo der Weinbau in Südafrika seinen Anfang hat. Unser Taxi fuhr an grünen Weiden mit Schafen vorbei, die um die Mittagszeit friedlich grasten. Inmitten mehrerer typisch weißer, kleiner Häuser begegneten uns Federvieh und zutrauliche Eichhörnchen. Eine sehr malerische Umgebung. Im Restaurant angekommen, kannte man unsere Namen, und wir wurden an einen Tisch in einem Wintergarten geführt. Als ich an unserem Tisch Platz nahm, verschlug es mir die Sprache. Uns bot sich ein absolut atemberaubender Blick. Wie eine Fototapete erstreckte sich der Berg vor blauem Himmel. Davor die grüne Vegetation Afrikas und direkt vor uns die schon bräunlichen Weinblätter der Reben von Buitenverwachting.
Den Anfang machte Maximus, ein Weißer, und zum Springbok wollten wir dann Christine probieren. Klingt kryptisch? Aber nur, wenn man von Buitenverwachtings Weinen noch nichts gehört hat. Maximus, ein Weißwein aus 95% Sauvignon Blanc und 5% Semillon-Rebsorten, wird nur in besonders guten Jahren produziert, wenn die Trauben absolut perfekt und makellos ausgereift sind. Christine ist ein im Bordeaux-Stil gemachter Rotwein mit internationalem Ruf und vielen internationalen Auszeichnungen.
Nach unserem absolut köstlichen Menu, kreiert von Edgar, dem österreichischen Küchenchef, besuchte uns der Winzer höchst persönlich und stellte sich vor. Brad Paton, braun gebrannt und mit einem leichten Akzent, begrüßte uns auf Deutsch – Buitenverwachting war einfach voller Überraschungen. Er lud zu einer Tour durch die Weinkeller ein. Ein Angebot, was wir sehr gerne annahmen.
Wir gingen nur kurz über den Hof und betraten nach wenigen Schritten sein Reich. „Wir sind kein Tourismus-Weingut und machen normalerweise keine Führungen, wir sind ein profitabler Betrieb”, erklärte Brad uns gleich zu Anfang. Dazu muss man verstehen, dass nur 3 bis 5% der Weingüter in Südafrika wirkliche Gewinne erwirtschaften.
In seinem Kontrollzentrum inmitten der riesigen Halle schnappte sich Brad drei Weingläser, und schon ging es los. Wir betraten einen Raum mit riesigen Aluminiumtanks, in denen Trauben unterschiedlicher Reifegrade zu Wein fermentieren. Wir durften drei verschiedene Stufen des Weins probieren, und, was kann ich sagen, mit Wein hatte das wenig zu tun. Saure Brühe wäre eine bessere Bezeichnung. Hier aber setzt die Kunst des Winzers an, die Noten aus dem rohen Wein erkennen, sein Potential einzuschätzen.
Dann ging es zu den Rotweinen, die lagerten in riesigen Holzfässern, die alle mit einem Pfropfen locker verschlossen waren. Das war mir auch neu, ich dachte immer, die Fässer wären richtig verschlossen, so wie eine Flache. Weit gefehlt – Brad löste den Pfropfen und fuhr mit einer langen Pipette in das Fass, um dann den Wein in unsere Gläser fließen zu lassen. Hier schmeckte es nach Christine, und Brad bestätigte, dass sei der Wein, den wir zum Lunch getrunken hatten. Die Kunst sei es, die Qualität und Note des Weins Jahr für Jahr, Flasche für Flasche zu halten.
Den Schluss und für mich die Krönung war das Probieren des Dessertweins ‚1769‘. Goldene Süße im Glas, ein Tröpfchen, was einen die Augen verdrehen lässt – einfach köstlich, der Geschmack von reifen Aprikosen, süßer Melone und Apfel. Davon wollte ich unbedingt eine Flasche mit nach Hause nehmen. Kaum hatte ich den Gedanken gefasst, schon stand Brad mit einer Tüte vor mir und überreichte mir eine Flasche des süßen Tropfens. Welch ein wundervolles Abschiedsgeschenk. Danke Brad, danke Buitenverwachting für einen supertollen Tag in Kapstadt!
Hättet Ihr’s gewusst:
- Buitenverwachting, heißt auf Deutsch „Jenseits aller Erwartungen”, und ist Teil des ersten Weingutes am Kap.
- Buitenverwachting ist seit 1980 in deutschem Besitz und wird von Lars Maack geleitet, der mit seiner Familie auf dem Gut lebt.
Text und Fotos: Sonja Ohly.