La Grande Bellezza – ein Filmtipp
Wie dekadent sind wir modernen Menschen? Fragt sich Sonja Ohly, denn sie hat den Film La Grande Bellezza gesehen – und empfiehlt diesen vor allem allen Rom-Liebhabern.
Neulich sonntags, wieder mal Dauerregen in Deutschland, fiel mir diese DVD in die Hände. Ich hatte mir ‚La Grande Bellezza‘ noch nicht angeschaut, weil man 136 Minuten dazu braucht – die hat man ja nicht unbedingt jeden Tag zum DVD gucken. Ich wusste, der Film war viel gekrönt: 66. Internationale Filmfestspiele Cannes, Oscars 2014, Golden Globe, Europäischer Filmpreis. Also muss der ja gut sein, dachte ich mir.
Der Anfang war für mich etwas verwirrend. Party, moderne pulsierende Musik, ästhetische Menschen feiern in pompösem Stil, dann eine Zwergin, die während der Party einschläft. Bin ich hier bei Schneewittchen, war mein erster Gedanke. Ein modernes Märchen?
Die prächtige Stadt Rom als Kulisse
Paolo Sorrentino nutzt Rom als Hintergrund für seine Geschichte. Diese prächtige Stadt mit Dachterrassen, die über das Kolosseum blicken, Palazzi mit auserlesenen Kunstwerken, blühende Gärten hinter alten Mauern, gefilmt mit viel Schatten und goldenem Licht. Eine Stadt mit tiefen Wurzeln, die herrlich in sich ruht – in vielen Szenen wirkt sie absolut menschenleer.
Und in diese großartige Stadt setzt Sorrentino die Dekadenz unserer heutigen Gesellschaft. Durch den Film geführt werden wir von Jep Gambardella (Toni Servillo), ein alternder Journalist und Charmeur, dessen Leben aus Partys und schillernden Festen besteht, der aber immer noch sein große Liebe sucht.
Die Menschen, denen er begegnet, gehören alle zur High Society Roms: eine unverstandene Gestaltungskünstlerin, die gegen eine Wand läuft; eine alternde Stripperin, die ihren Beruf nicht aufgeben will; ein junger Mann, der sich unverstanden fühlt und am Ende selbst umbringt; Prinzessinnen, die im Dunkeln Karten spielen. Sie wirken allesamt unglücklich.
Mit jedem Menschen, dem Jep begegnet, wird die Opulenz, die Dekadenz und die Oberflächlichkeit dieser Gesellschaft klarer. An seinem 65. Geburtstag beschließt er, seine Liebe wiederzufinden.
Ein Film, der mich der mich zum Nachdenken anregt hat, denn ich sehe große Parallelen zu Dubai. Dort gibt es auch viel Dekadenz, nur eben in einer modernen, High Tech-City.
Ich empfehle den Film La Grande Bellezza allen Rom-Liebhabern!
Text: Sonja Ohly
Foto: moviepilot.de und Filmausschnitt