Mit viel Wind ins neue Jahr! Von Sydney nach Hobart segeln.
2014 geht zu Ende. 2015 steht in den Startlöchern, erste Termine stehen schon in meinem Kalender. Der Alltag wird fast übergangslos weiter gehen. Aber halt! Ein neues Jahr kommt selten ohne Vorsätze – habt Ihr schon welche? Melanie Blankenstein trifft in Sydney eine beeindruckende Frau, die in den letzten Zügen steckt, ihren Vorsatz für 2014 zu realisieren. Deana Henn VanOver wird am 26.12. 2014 die Segel setzen für eines der spektakulärsten Segelrennen der Welt von Sydney nach Hobart in Tasmanien.
Die Sydney–to-Hobart Regatta. Eine der schwierigsten Hochsee-Segelregatten der Welt. Durch die Gefährlichkeit des Wetters und der See haben bereits viele Segler ihr Leben verloren. 1998 kamen in einem fürchterlichten Sturm mit Windböen von bis zu 150 km/h sechs Teilnehmer ums Leben; mehrere Yachten mussten aufgeben.
Wer schon mal am 26.12. in Sydney war, weiß, wie schön es am Boxing Day dort ist. Beim Anblick des Hafens bekommt man Gänsehaut. Schon früh am Morgen machen wir Sydneysider uns auf, um eine gute Sicht auf die sogenannten Heads zu ergattern. Diese beiden Felsvorsprünge markieren die Port Jackson Bucht. Hier werden die teilnehmenden Yachten wenige Minuten nach dem Startschuss des Rolex Sydney Hobart Yacht Race ihre ersten taktischen Züge preisgeben: Segeln sie raus ins offene Meer und wenden später gen Süden oder versuchen sie sofort eine scharfe Kurve möglichst nah am Festland zu nehmen? Dann geht die Fahrt weiter Richtung Süden entlang der Südostküste des australischen Festlands über die Bass Strait, die das Festland von dem Insel Bundesstaat Tasmanien trennt, entlang der Ostküste von Tasmanien bis zur Hafenstadt Hobart.
Die Crew besteht aus gewöhnlichen Menschen, die Ungewöhnliches tun. Eine der teilnehmenden Yachten, Eureka II, wird von Deana Henn VanOver und ihren 16 Crewkollegen gesegelt. Von ihrem Mann bekommt Deana vor einem Jahr einen Segelkurs geschenkt. Das letzte Mal sass Deana als Teenager auf einem Boot. Es folgt ein Intensivkurs und eigentlich nur aus Spaß fragt sie, ob eine 40jährige Mutter wohl das Rennen nach Tasmanien segeln könne? Aus Spaß wurde Ernst: Die Bedingungen waren wöchentliches Training, sehr anspruchsvolle Qualifikationszertifikate und eine saftige Registrierungsgebühr. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Deanas Aufgabe auf dem Weg von Sydney nach Hobart 2014 wird sein, das Hauptsegel auf ca. 18 Meter langen Eureka II zu hissen und zu adjustieren.
„Segeln ist ein unvorhersehbarer Sport. Das Wasser und die ständig sich ändernden Windrichtungen sind eine Herausforderung für sich, und man wird eins mit der Natur! Adrenalin Pur.“
Rain or shine. Die Vorbereitungen laufen seit letztem Januar, 1-3 mal die Woche wird trainiert, egal bei welchem Wetter. Die Crew muss sehr viele, sehr anspruchsvolle Prüfungen bestehen um zu beweisen, dieses Schiff durch die trickreichen Winde der Tasmanischen See manövrieren zu können. Von unterschiedlichen Überlebensstrategien bei Kentern der Yacht, Rettungsmanöver per Hubschrauber bis hin zum Bewältigen von Teamkonflikten auf engsten Raum, bei wenig Nahrung und schlechtem Wetter. Wenn andere Crewteilnehmer z.B. krank werden, müde sind oder Angst bekommen, das ist der Zeitpunkt, wo die wahre Stärke zählt. Nach Luxussegelurlaub hört sich das jedenfalls nicht an.
Vor der Nacht davor hat Deana jetzt schon Respekt. Sie weiß, dass sie nicht schlafen wird. Und Weihnachten wird eher gefastet als geschlemmt. Der Vertrag über die Teilnahme enthält sogar eine Fitnessklausel: Wenig Alkohol und wenig fettreiches Essen stehen auf dem Menüplan für die festlichen Tage.
Wohl ist der Mutter von 2 Kindern (5 und 7 Jahre) nicht immer. Einmal dauert die Hochseeprüfung wegen schlechter Windlage länger als gedacht. Die Crew muss per Satellitentelefon nach Hause telefonieren. Die Angehörigen im Ungewissen zu lassen, macht ihr am meisten Sorge. Immer hinterfragt sie in den letzten 12 Monaten ihre Motivation: Der Zeitaufwand, das Risiko, Gewissensbisse quälen sie. Doch ihre Familie steht hinter ihr und: Aufgeben ist nicht ihr Ding.
„Ich möchte, dass meine Kinder inspiriert werden: Man erreicht alles, wenn man nur will.“
Am 26.12. um 13 Uhr, Sydney Zeit, ist es soweit, ein Kanonendonner kündigt den 70. Start der Regatta an. Die Crew besteigt um 8 Uhr morgens das Boot und fährt sich warm. Der Abschied von der Familie wird ihr schwer fallen, obwohl sie weiß, dass alle Freunde und die Familie mitfiebern.
Die Distanz von Sydney nach Hobart beträgt ca. 630 Nautische Meilen, was ca. 1170 km entspricht und Deana und ihre Crew hoffen, ihr Ziel in maximal 3,5 Tagen erreicht zu haben. Auf jeden Fall noch vor Silvester!
Wer die Eureka II verfolgen möchte, kann dies auf dem Liveticker machen.
Und wer zusätzlich in ein bisschen Adrenalin schnuppern mag, sollte hier reinschauen.
Foto: Melanie Blankenstein, Deana Henn VanOver
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