„Was Du wolle, Jeck?!“
Sven Hansel, Karnevals-Experte, Urkölner und einer unserer Gastautoren, versteht schon, warum das Festkomitee Kölner Karneval den Bau des geplanten Charlie-Hebdo-Wagens gestoppt hat. Dessen Entstehungsgeschichte findet er allerding „hochnotpeinlich“. Mehr dazu schildert er aktuell bei ohfamoos.com. Und findet abschließend: Wir sind noch spießiger als vor 20 Jahren!
„Wir möchten, dass alle Besucher, Bürger und Teilnehmer des Kölner Rosenmontagszuges befreit und ohne Sorgen einen fröhlichen Karneval erleben. Einen Persiflagewagen, der die Freiheit und leichte Art des Karnevals einschränkt, möchten wir nicht. Aus diesem Grund haben wir heute entschieden, den Bau des geplanten Charlie-Hebdo-Wagens zu stoppen und den Wagen nicht im Kölner Rosenmontagszug mitfahren zu lassen.“
Diese Aussage des FKs ist nachvollziehbar und – aus Sicht der Karnevalsoberen – sicher auch richtig. Die ganze Entstehungsgeschichte des dann doch nicht mehr mitfahrenden Charlie Hebdo-Wagens ist allerdings hochnotpeinlich und nicht der erste Zwischenfall dieser Session.
- (Nicht)passend zum Motto „social jeck – kunterbunt vernetzt“ lässt man die Jecken den Persiflage-Wagen auswählen – um dann doch abzusagen.
- Man wählt ein modernes Motto – um dann dem Dreigestirn zu verbieten, eigene Social Media-Aktivitäten zu starten.
- Viel schlimmer allerdings, sind die wahren Gründe der Absage, die man sich in Kölner Jeckenkreisen zuraunt: Aufgrund gezielten medialen Drucks sei der Wagen nicht zum Einsatz gekommen, denn Karneval und politische Brisanz müsse man trennen, so die Forderung, die an das Festkomitee herangetragen worden sei.
Meine Meinung: Damit zeigt sich leider auch, dass wir heute spießiger sind als noch vor 20 Jahren. Und dass wir Angst vor uns selbst und vor unserer eigenen Courage haben. Oder meint Ihr, dass eine Rede wie diese heute auch nur ansatzweise denkbar wäre?
Mein Fazit: So bestätigt man leider ein Vorurteil gegenüber dem Karneval – wovon es noch weitere gibt. Schade.“
Gastautor Sven Hansel ist nicht nur Wirtschaftsjournalist, sondern bringt als Urkölner auch eine große Leidenschaft für die kölsche Tradition und viel Wissen darüber mit. Er hat das Standardwerk über die kulturgeschichtliche Bedeutung der Büttenrede geschrieben, war mehrere Jahre lang Lokaljournalist und kennt einige originäre Zusammenhänge des Karnevals wie kein anderer.
Text: Sven Hansel
Foto: von www.koelnerkarneval.de
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