Es gibt eine ganz neue Therapie bei Brustkrebs
Das Wort Brustkrebs erzeugt bei vielen Frauen Angst und Schrecken. Man liest die Geschichten von Angelina Jolie, die sich wegen einer genetischen Belastung zur Vorsorge die Brustdrüsen entfernen ließ. Um Vorsorge zu betreiben und zu wissen, welche Therapien es gibt, muss Frau sich aber informieren. Das ist nicht immer angenehm und manchmal recht erschreckend. Ich warne deshalb vorsorglich, dass dieser Blogpost medizinisch anschaulich ist.
Seit ein paar Jahren ist eine neue Methode zur brusterhaltenden Behandlung von Brustkrebs verfügbar, die so genannte intraoperative Strahlentherapie (IORT). Hierbei wird eine relativ hohe Bestrahlungsdosis noch während der Operation auf die Tumorbettregion gegeben, d.h. das Areal, welches nach der Entfernung des Tumors in der Brustdrüse das potentiell höchste Risiko für ein Wiederauftreten des Tumors trägt.Zum Glück habe ich in meinem Freundeskreis gleich mehrere Gynäkologen und Gyn-Onkologen, die mich zu diesem und vielen anderen Themen auf dem Laufenden halten. Einer dieser Freunde ist Prof. Dr. Elmar Stickeler, der Ärztlicher Leiter des Brustzentrums des Universitätsklinikums Freiburg ist, und der kürzlich in einer Veranstaltung für Ärzte und Betroffene die Bedeutung und klinische Anwendung der intraoperativen Strahlentherapie sehr explizit erklärte.
Bei dieser Form der Strahlentherapie, die direkt nach der Entfernung des Tumors und noch vor dem Verschließen der Wunde erfolgt, wird die Strahlenquelle mittels eines mobilen Linearbeschleunigers in das verbliebene Tumorbett gebracht. Dann erfolgt die Bestrahlung mit einer sehr hohen Strahlendosis, einem so genannten „Boost“, direkt in der Wunde. Dabei schädigen die Strahlen die eventuell verbliebenen Tumorzellen so stark, dass sie absterben. Gesunde Zellen jedoch reagieren weniger empfindlich und können Schäden weitgehend ‚reparieren’.
„Die frühzeitige Bestrahlung mit der hohen Strahleneffektivität ermöglicht einen raschen Behandlungsbeginn, ohne dass Wundheilung oder Chemotherapie abgewartet werden müssen“, sagt Prof. Stickeler. „Das Operationsverfahren wird durch eine intraoperative Bestrahlung nicht verändert, lediglich die Dauer der Narkose verlängert sich um die Zeit der Bestrahlung. Das sind etwa 30 Minuten.“
Als äußerst positiv sehen Ärzte auch, dass diese Therapie eine Verkürzung der gesamten Strahlenbehandlung ermöglicht, die Heilungschancen der Frauen erhöht und vor allem gesundes Gewebe (insbesondere die Haut) schont, das bei herkömmlicher, post-operativer Bestrahlung oft gereizt und in Mitleidenschaft gezogen wird.
Es gibt auch eine wissenschaftliche Studie zu dieser neuen Form der Therapie von Brustkrebs, die internationale TARGIT-Studie, an der über 2.000 Frauen mit frühem Brustkrebs teilgenommen haben. Diese Studie zeigt, dass eine einmalige intraoperative Bestrahlung bei ausgewählten Patientinnen mit einem Alter von mindestens 50 Jahren genauso effektiv, sicherer und nebenwirkungsärmer ist wie eine herkömmliche Strahlentherapie nach der Operation. Voraussetzung ist allerdings, dass nur ein Tumorherd mit nicht mehr als zwei Zentimeter Durchmesser in der betroffenen Brust vorhanden ist.
Dadurch, dass Prof. Stickeler den erwähnten Linearbeschleuniger mit verschiedenen Aufsätzen im Saal vor Ort zeigte, konnten wir uns das Gerät genau ansehen und bekamen alle Fragen fachkundig beantwortet. Wer selbst Fragen hat oder Informationen zu IORT sucht, bekommt sie hier: Brustzentrum Freiburg.
Wusstet Ihr?
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Text: Sonja Ohly
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