Waldorf Astoria in Ras Al Khaimah?
Wenn ich Waldorf Astoria höre, denke ich sofort an Manhattan, New York. Da war ich Anfang der 80er Jahre einmal Gast und total begeistert von diesem riesigen Betrieb. Neulich meint meine Schwiegertochter zu mir, wir sollten mal ein Wochenende ins Waldorf Astoria fahren. Ich schaue sie verdutzt an. Wie, wir alle nach New York?
„Natürlich nicht nach New York, nein, nach Ras Al Khaimah“, erklärt Hind mir lächelnd. Gebucht war schnell und schon nahte das Wochenende. Wer Hotels in den Vereinigten Arabischen Emiraten kennt, weiß, was einen erwartet. Große Betonklötze in riesigen Anlagen, in den Hotellobbys verläuft man sich schnell mal, und überall wuselt ein reiches Aufgebot an Personal herum. Das krasse Gegenteil zu den eher bescheiden gestalteten Herbergen Deutschlands.
Das Waldorf Astoria in Ras Al Khaimah
Das Hotel befindet sich in der Vienna Street, was mir, da ich ja häufig in Wien arbeite, einen kurzen Lacher abringt. Wer sich auskennt, fährt vom Highway durch das Industriegebiet Ras Al Khaimahs und kann so ein paar Minuten Reisezeit einsparen. Keine schöne Strecke aber schneller.
Check-in im Waldorf Astoria
Da stehen wir nun, drei meiner Söhne mit ihren Frauen, mein Enkel und ich. Das Einchecken dauert geraume Zeit, so dass ich gleich mal auf Entdeckungstour gehen kann. Im Mittelpunkt der Lobby thront eine riesige Uhr, Marke: Big Ben, zur Linken erschließt sich eine Ladengalerie und rechts ein riesige Sessellandschaft in Beige mit punktuellem Türkis. Nett, aber nicht außergewöhnlich – nichts anderes hatte ich erwartet.
Mein Zimmer ist die Wucht in Tüten.
Jetzt aber mal genug auf hohem Niveau gejammert… Mein Zimmer ist die Wucht in Tüten. Ankleidezimmer mit Schminktisch, Schlafzimmer und Wohnzimmer, mit je einem Flachbildschirm TV und ein Bad, das in London, quadratmeter-mäßig, eine kleine Wohnung ergeben würde. Alles für mich allein, wie wunderbar.
Schnell umgezogen und raus in die Sonne – und hier kommt jetzt das große Lob: Der Garten. Eine wunderschöne Anlage mit vielen schatten-spendenden Palmen und Grasflächen, die den Aufenthalt am Pool auch bei 38 Grad noch angenehm machen. Der Pool mit separatem, überdachtem Kinderbecken und für die Erwachsenen eine Swim-up Bar – das Wochenende im Waldorf Astoria in Ras Al Khaimah konnte beginnen.
Leider hatten wir versäumt das Steak Restaurant für den Abend zu reservieren (meine Jungs mögen Fleisch), also fiel die zweite Wahl auf das Japanische Restaurant. Minimalistisch und dunkel wäre meine Beschreibung des Ambiente.
Ich sehe ja mein Essen gern auf dem Teller; hätte ich mein iphone mit Lampen-App nicht, könnte ich die Speisekarte nicht entziffern. Also überlasse ich die Bestellung den Jüngeren, deren Augenlicht noch besser funktioniert.
Das Essen ist aber vorzüglich, Kimchi, knuspriges Tempura, frisches Sushi und Sashimi von hervorragender Qualität. Und ganz besonders köstlich sind die Moshi, in Reis eingehüllte Eiscremekugeln, zum Dessert.
Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen, und dieser Spruch bestätigt sich dann auch am nächsten Morgen beim Frühstück. Als Frühaufsteherin bin ich eine der ersten Gäste auf der Terrasse, um bei noch angenehmen Temperaturen das Frühstücksbuffet zu erkunden. Arabisch, Japanisch, Spanisch, Deutsch, Englisch, Amerikanisch, jede Art von Obst, Brot und Joghurt, die man sich vorstellen kann. Hier wird jeder Frühstückswunsch erfüllt. Beeindruckt verbringe ich die nächsten zwei Stunden mit viel Kaffee, diversen Köstlichkeiten und meinem Buch auf dieser herrlichen Terrasse.
Dort habe ich auch Zeit mal zu reflektieren, wie sich das Hotelgewerbe in Deutschland doch von dem der Emirate unterscheidet.
So erzählte mir eine Freundin, dass sie jetzt mit ihrem Handy eincheckt; wie beim Boarding in ein Flugzeug eben auch. Nicht mehr lange an einer Rezeption anstehen, keine Computermasken mehr füllen mit Daten, die man ohnehin schon beim Buchen eingegeben hat.
Das hätte mir im Waldorf Astoria in Ras Al Khaimah auch gefallen. Schließlich bucht man ja online, bezahlt per Kreditkarte, also warum dann noch das ewige Einchecken, was die Zeit am Pool schmälert?
Das wünsche ich mir für meinen nächsten Trip. Paris!
Text und Foto: Sonja Ohly