Hunde Touren – braucht man dafür einen Wanderführer?
„Und wann schreiben Sie einen Katzen-Wanderführer?“ Die Frage der verdutzten Hugendubel-Verkäuferin an den Autor des Hunde-Wanderführers liegt nahe. Auch Freunde von Michael Reimer, einem erfahrenen Reisejournalisten, sagen gern: „Hunde können doch überall spazieren gehen, da brauch ich doch kein Buch dafür!“ Wir haben unseren Gastautoren gebeten seine Empfehlungen aufzuschreiben, warum man mit seinen geliebten Vierbeinern auf Wanderschaft gehen sollte; ganz fernab von heimischen Straßen und Parks…
Beispiel gefällig? Conny öffnet die Autotür, Sekunden später hört man ein geräuschvolles Plätschern aus dem nahen Gebüsch: Hündin Mona hat den versteckten Tümpel auf Anhieb entdeckt.
Augenblicke später gesellen sich ihre Freundinnen Gina und Sema dazu und springen voller Freude in das kühle Nass. Die Rundwanderung am sommerlich warmen Hackensee wird dem temperamentvollen Damen-Trio noch reichlich Gelegenheit für spritzige Wasserbäder bieten. Beispielsweise im braunen Moorwasser des Kirchseebachs! Am Seeufer achtet Conny aus Rücksichtnahme auf die Badegäste darauf, dass die Hunde ihren Tatendrang etwas kontrollierter ausleben.
Wenn sich alle Hundehalter diszipliniert verhalten, muss man nicht befürchten, dass der reizvoll in einer Moorlandschaft gelegene Hackensee in Zukunft für Hunde gesperrt wird.
Mona ist mit einem Jahr die Jüngste im Bunde und dementsprechend übermütig. Sie gibt – verspielt wie ein kleines Kind – eindeutig das Tempo und den Rhythmus der Balgereien vor. Vielleicht ist das muntere Temperament des Mischling-Weibchens das Resultat ihrer spanischen Herkunft; möglicherweise hat sie auch griechisches Blut in ihren Adern. Ihre beiden Freundinnen hingegen stammen aus der Türkei. Gina, eine Kreuzung aus Schakal und weißem Schäferhund, ist im Prinzip ein scheues Wesen mit damenhafter Tugend und geht auch bei den „Wasserschlachten“ eher in Deckung.
Ganz anders Sema, was auf türkisch übrigens so viel wie „Himmel“ bedeutet: Sie lässt sich von Mona liebend gern zum Toben und Balgen verleiten. Wie Gina ist sie ein Schäferhund-Mischling. Connys Mutter hat sie einst bei Antalia in ihrem Ferienhaus aufgefunden und später vom Tierheim nach Deutschland geholt. Ohne diese Aktion wäre das arme Tier wohl eingeschläfert worden.
Ob mediterraner oder alpenländischer Herkunft – warum sollte ein Hund weniger Freude am Erkunden einer neuen Landschaft haben als wir Menschen? Natürlich, auch wir neigen ja manchmal zur Trägheit, fahren immer dort in den Urlaub, wo wir schon einmal waren. Vertreten uns aus Zeitmangel die Füße immer auf denselben Wegen. Aber ist der Reiz des Neuen, des Unentdeckten, nicht wesentlich spannender, aufregender?
Ist für den gut trainierten Hund, für den 30 Kilometer am Tag im normalen Wandertempo kein Problem sind, das Erschnuppern fremder Gerüche im Gelände nicht das Höchste der Gefühle?
Doch was ist bei einer Wanderung mit Hund zu beachten? Bitte keine Gegend aufsuchen, in der man vor lauter Hundeverbotsschildern den Wald nicht mehr sieht. Es gibt viele Einschränkungen für den Hund, Badeverbot inklusive. Dabei liebt der Hund das spritzige Wasser vor allem im Sommer doch genauso wie wir Menschen. Natürlich ist eine gewisse Rücksichtnahme auf unsere Umwelt unabdingbar – der Hund darf beispielsweise im Gelände aus Rücksicht auf Reh, Gämse oder Murmeltier nicht wildern! Aber rechtfertigt das die Verbotskultur? Sicher nicht, sofern der Hund uns wenigstens im Ansatz so gehorcht wie der eng am Fuß geführte Ball einem Messi …
23 Hunde mit auf Tour
Also bitte: Man kann, wenn man will und weiß wo. Wir haben 23 grundverschiedenen Hunde – ob groß oder klein, glattfellig oder struppig, schwerfällig oder filigran – auf unsere Wanderungen mitgenommen. Das Ergebnis war stets einhellig: Ausflüge in die Natur begeistern Vier- wie Zweibeiner vollauf.
Und Conny, die ich eingangs erwähnte? Sie wohnt mit Hündin Mona übrigens in Ottobrunn bei München, nicht gerade ein Paradies für ausgedehnte Hundespaziergänge. Dass sie sich mit anderen zusammen auf ausgedehnte Spaziergänge freuen kann, ist für sie richtig wichtig. Wie würde es ihr, aber auch dem ganzen Damen-Trio, ohne regelmäßigen Auslauf im Alpenvorland oder in den Bergen seelisch ergehen?
„Die schönsten Wanderungen mit Hunden“ ist in 4. aktualisierter Auflage im Verlag frischluft-edition erschienen.
Michael Reimer ist ein erfahrener Reisejournalist, Fotograf und Lektor mit zahlreichen veröffentlichten Büchern und Fachartikeln für namhafte Verlage und Printmedien. 2004 hat er mit Katrin Susanne Baur den Verlag frischluft-edition gegründet. Sein Schwerpunkt liegt auf naturnahem Reisen in Oberbayern und Tirol, wobei sein Pioniergeist danach verlangt, immer wieder neue Wege und Herausforderungen zu suchen.
Text und Fotos: Michael Reimer
Sehr interessanter Artikel! Ich war letzten Sommer mit Freunden in den Bergen, mit Hund, der sogar leichte Klettersteige bewältig hat! Es war allerdings schwierig die richtigen Hütten zu finden, auf denen auch mit Hund übernachtet werden konnte. Stehen solche Tipps auch in dem neuen Hunde-Wanderführer?
Ja, es werden 10 Hütten (5 mit konkreter Wanderung) vorgestellt bzw. genannt, auf denen man mit Hund übernachten kann, außerdem 25 Taladressen als Übernachtungstipps mit Hund in den jeweiligen Tourengebieten.