Tauchen mit Mantas oder Marketing ist alles
Es ist wieder soweit – Urlaubszeit! Für diesen Sommer hatte ich mir was ganz besonderes vorgenommen. Tauchen mit Mantas – den großen Rochen. Die gibt’s angeblich auf Madeira. Also nix wie hin.
Taucher sind man ja immer auf der Suche nach neuen Tauchspots, neuen Herausforderungen und Erlebnissen. Bei mir ist das ganz genauso. Nach der obligatorischen Recherche auf diversen Tauchseiten im Internet stand dann schnell fest, es geht diesen Sommer nach Madeira. Meine Schwester meinte zwar, nach Madeira fliege nur das Krampfader-Geschwader zum Wandern, aber davon lasse ich mich natürlich nicht abhalten. Ich will ja tauchen und Manta Rochen sehen.
Die Anreise ist super easy. Die Insel im ewigen Frühling ist von Gebirgen und sehr steilen Küsten geprägt. Die Berge bilden jedoch nur das oberste Viertel eines Vulkansystems, was sich bis auf 4000 Meter Tiefe fortsetzt. Außerdem gibt es im Süden Madeiras den Unterwasser-Nationalpark „Riserva Natural Parcial do Garajau“, der 1981 auf Initiative eines Deutschen gegründet wurde. In weniger als vier Stunden (von Basel) bin ich dort und der Transfer zum Hotel dauert keine halbe Stunde. Schon am Weg zum Hotel bestaune ich die wundervollen Pflanzen, die rechts und links die Schnellstraße säumen. Das Hotel ist klein aber fein, man spricht Deutsch. Das erstaunt mich ein bisschen, dachte ich doch, es sei eine ehemalige britische Kolonie.
Tauchen mit Mantas
Zum Manta-Diving Tauchcenter fahre ich mit einem Lift die Klippen hinab. Hier ist alles in deutscher Hand. Stefan Maier leitet die gut organisierte Tauchschule seit 18 Jahren. Die Einführung der Basis macht Marco, ein Schweizer mit herrlich viel Humor. Nachdem ich mein Gerödel ausgepackt habe, geht es auch schon gleich zum ersten Check Dive – das finde ich übrigens gut, denn die Tauchlehrer können sich davon überzeugen, dass man das Wichtigste beherrscht. Dann weiter zum Hausriff: Lavafinger.
Der Tauchgang ist herrlich: Muräne Esmeralda, die dort heimisch ist, begrüßt uns mit offenem Maul, und Zackenbarsch Erwin lässt sich schön fotografieren.
Prima, denke ich, und wo sind jetzt bitte die Mantas? Ich will euch nicht auf die Folter spannen, es gab keine Mantas! Die letzte Sichtung war vor vier Jahren. Soll ich mich jetzt ärgern? Nein, absolut nicht, denn ich komme ja aus der Marketing Branche und verstehe das Geschäft. Außerdem habe ich andere wunderschöne Tiere und Pflanzen gesehen und tolle Ausflüge gemacht. Ich bin das erste Mal in einer Höhle aufgetaucht, habe Gespensterkrabben entdeckt, Keulenanemonen fotografiert und mir die Insel angesehen, die wahrlich wunderschön ist.
Aber es gibt auch die Nörgler, die das mit dem Marketing noch nicht verstanden haben. Bei unserem Boots-Tauchgang am Cap de Garajau, einer der 100 schönsten Tauchspots der Welt, hat sich ein Taucher wirklich lauthals beschwert, dass er nichts gesehen hat. Verblüffte Gesichter beim Kapitän und den anderen Tauchern an Bord. Da war dann die Erwartungshaltung des Tauchers doch ein wenig zu hoch. 🙄
Madeira Tauch Fakten:
Tiefe : 3-35 m
Sichtweite: 10-30 m
Wassertemperatur: 18-24 Grad Celsius
Beste Jahreszeit: Mai-Okt.
Ich empfehle Madeira allen Tauchern, die gerne ohne Guide tauchen.
Text: Sonja Ohly
Fotos: privat