Wie Du im neuen Jahr mehr Du selbst bist
Fühlst Du Dich manchmal wie ein blinder Passagier in Deinem Leben? Dann kommt hier das richtige Buch für Dich. Denn dann hast Du bestimmt viele „To-Do-Listen“, die To-Be-Liste aber noch nicht entdeckt. Shirley Seul hat darüber ein Buch geschrieben, das Elke durch ‚geackert’ hat .
Nein, das ist nicht neu, dass wir uns gern wie folgt beklagen: Für nix ist wirklich Zeit. Oder der gute Vorsatz im neuen Jahr: Nicht mehr so viel auf die To-Do-Liste! Besser easy going. Und dann klappt das grad mal ne Woche, wenn überhaupt. Dazu das Thema Technologie: Eigentlich müssten all die Geräte das Leben einfacher machen, weil sie Zeit sparen. Und doch ist das Konto Lebensfreude oft im Minus. Das ganze Leben eine einzige Pflicht?
Das Leben ausquetschen bis zum letzten Tropfen
Nein, ruft Shirley Seul (auf dem Foto bei der Arbeit mit Hund) fast auf jeder Seite ihres Buches ‚Das Leben ist keine To-Do-Liste’. Schon der Untertitel ist deutlich: ‚Endlich Zeit für das, was wirklich wichtig ist – mit der To-Be-Liste’. Die im Fünfseenland bei München lebende Autorin findet: Zu viele Menschen quetschen ihr Leben bis zum letzten Tropfen aus. Sie haken ihr Leben ab, statt es zu leben: Das geschafft, und das. Und das auch noch. Puh. Und manche, schreibt sie, machen gleich drei Kreuze, nämlich dann, „wenn die Freizeit endlich vorbei ist und sie wieder ins Büro dürfen.“
Es soll Menschen geben, die sich sogar zu privaten Events schleppen. Um ‚auch das noch’ zu erledigen. Selbst wenn man sich ausklinken müsste: Man schafft den Notausgang nicht.
Und das, obwohl man weiß: Wann immer man gewohnte Bahnen verlässt, wird man lebendig – der Urlaub lässt grüßen. Mensch, hat man es sich am Pool gut gehen lassen. Die Nase gebräunt, die Seele beschwingt, aber kaum ist man zurück aus den Ferien, beginnt sich das Hamsterrad des Alltags erneut zu drehen. Shirley Seul beschreibt diesen Wahnsinn detailliert. Man muss schlucken, weil man sich absurderweise selbst erkennt. Oder zumindest erinnert, wie man mal drauf war.
Du willst aufhören nur zu funktionieren?
Leistung, Tempo, Funktionieren. Immer online, oft die Floskel „mal eben“ oder „nur mal schnell“ auf den Lippen. Gehörst Du zu denen, die glauben, anders ginge es nicht? Dagegen setzt die Autorin eine andere Welt:
Innehalten im Jetzt. Mal nicht nebenbei googeln, wenn man telefoniert. Richtig zuhören, sich wirklich Zeit nehmen.
Ich kenne Leute, die gleich innerlich anfangen zu rasen, wenn sie so was lesen. Wartesituationen sollen „blühende Zeitwiesen“ sein? Ja hat die Frau den Anschlag denn nicht gehört? Wie soll man Tempo raus nehmen, wenn alle anderen permanent auf der Überholspur sind?
Wer in seinem Leben angekommen ist – und das hat meines Erachtens nach viel mit Lebenserfahrung zu tun –, tut sich leicht mit den vielen Ratschlägen, die das Buch offenbart. Dann muss man nicht mehr lernen, freundlich Nein zu sagen. Dann weiß man, wie man alten Ballast los wird und auch, wie man „Regisseur des eigenen Lebens“ ist.
Shirley Seul gibt all denen gute Tipps, die es sich leisten können los zulassen. Aber auch für die, die an der Schwelle stehen: Kann ich mich trauen eine Gewohnheit abzulegen, die für eine gewisse Sicherheit steht? Sind ich und mein Umfeld bereit für etwas Neues?
„Es gibt nun mal Dinge, die laufen schief, wenn das W vor der Eile fehlt.“ Stimmt. Wer so weit ist, hat Glück. Und sicher auch den einen oder anderen Unterstützer im Leben gefunden. Aber gibt es diese Menschen nicht immer, nur man übersieht sie oft vor lauter Tatendrang oder Erwartungshaltungen anderer?
Auch Du kannst Chefin der Häkchen-Liste werden!
Shirley Seul sagt klipp und klar: Es geht, Chefin der Häkchen-Liste zu werden. Wenn man sich selbst als den wichtigsten Menschen betrachtet und so auch mit sich selbst umgeht. Im Kleinen kann man immer bei sich selbst anfangen, so ihr Credo.
Ich empfehle das Buch denen, die entdeckt haben, dass es überhaupt andere Möglichkeiten gibt. Die offen sind, die auch nicht alles bierernst nehmen, was so geschrieben wird. Und die einen langen Atem haben. Das Buch hat immerhin über 240 Seiten. Ich hätte mir manches Mal gewünscht, Shirley Seul wäre schneller zum Punkt gekommen – aber vielleicht ist das genau dieses alte Spiel, das ich ja auch nur zu gut kenne. Vielleicht hilft die Wiederholung, seine eigene To-Be-Liste überhaupt mal erst aufzustellen…
Text: Elke Tonscheidt
Fotos: Elke Tonscheidt und Shirley Seul