Sehenswert: „Cabalgata Reyes Magos“ in Barcelona
Wer das neue Jahr einmal anders beginnen möchte, dem sei Barcelona ans Herz gelegt. Ohfamoos Gastautorin Silvia Schanze war jetzt im Januar dabei und hat mit den Katalanen “Dia de los Reyes“ gefeiert. Vermutlich ist den kundigen Lesern geläufig: Zum einen spielt der erste Weihnachtstag in Spanien eine eher untergeordnete Rolle, zum anderen kamen die Heiligen Drei Könige nach Bethlehem, um dem Jesuskind wertvolle Geschenke darzubringen. Auf dem Rückweg beschenkten sie die Kinder. Geschenke, die die Kinder in Spanien am Morgen des 6. Januar erhalten.
Am 5. Januar gleicht Barcelona einem Ameisenhaufen – emsige Menschen, die spätestens jetzt die Präsente für ihre Lieben einkaufen. Und: Gegen 17 Uhr treffen die Drei Heiligen alljährlich mit einem alten Segelschiff im Hafen der Stadt ein. Der Bürgermeister empfängt die ehrenvollen Gäste mit Kanonendonner und Feuerwerk. Anschliessend begeben sich die Könige mit grossem Gefolge auf einen Umzug durch die Innenstadt von Barcelona.
Karneval? Nein, aber Alt und Jung sind auf den Beinen!
Besonders für Kinder ist dieser Tag sehr wichtig, denn wenn man es vorher noch nicht geschafft hat, so gibt man hier noch eiligst seinen Wunschzettel ab, damit man am nächsten Tag auch die Herzenswünsche erfüllt bekommt. So sind Alt und Jung auf den Beinen, zum Teil mit Leitern bewaffnet. Es ähnelt entfernt dem Karneval, zumindest von der Anzahl der Menschen, denn bis zu 500.000 Menschen soll man schon gezählt haben. Allerdings sind die Katalanen eher zurückhaltend was das Tanzen und Singen angeht, zumindest war dies die Auskunft unserer katalanischen Freunde und das, was wir selbst erlebten.
Ein Wort beschreibt den Umzug perfekt – Illusion. Und das war auch das Wort, was die professionellen Tänzer und Schauspieler immer wieder riefen: Illusion!
Die Schlagworte, die man mit Barcelona in Verbindung bringt: Kreativität, Künstler, Lebenslust… all dies findet sich wieder. Der Umzug erzählt die Geschichte der Drei Heiligen mit zum Teil modernen Elementen. Die Kavallerie in rotem Prunk macht den Anfang, im Anschluss sieht man Bäcker, die Brot backen, das man vor die Tür stellt als Wegzehrung für die Könige, saubere Schuhe nicht zu vergessen… unartige Kinder erhalten übrigens „Carbon dulce“, eine Süssigkeit, die aussieht wie Kohle… es laufen Menschen durch die Gegend, die aussehen wie Briefe, mit angelähnlichen Instrumenten. Sie werden in die Massen gehalten, so lange bis alle Wunschzettel eingesammelt sind.
Schnuller gegen Geschenke? Bei manchen klappt’s.
Wunderlicherweise sieht man einen Wagen mit „Schnullerfiguren“ und auch einem einzelnen goldenen Schnuller. Die Eltern nutzen das Ereignis scheinbar, um die Schnullerabgewöhnung zu beschleunigen, denn die Geschichte, die die Kleinen aufgetischt bekommen, lautet: Schnuller abgeben, dafür Geschenke – es soll Fälle geben, in denen dies klappt. Melchior, Caspar und Balthasar fahren auf Wagen durch die Stadt und winken der Menge, umgeben mit passendem Gefolge in aufwendigen Kostümen und viel Musik.
Es ist ein Moment, um sich bezaubern zu lassen und in das Glitzern und Blinken, die Geräusche und Musik zu versinken.
Am Ende des Zuges werden „Kamelle“ geworfen. Nicht nur unsere kleine Tochter war bezaubert und klatschte und winkte von unseren Schultern zu den Königen. Auch wir gaben uns der Illusion dahin. Ein Moment, der Glück und Dankbarkeit schenkt. Beendet wird der Umzug am berühmten Wahrzeichen, dem Magischen Brunnen an der Placa Espanya.
Übrigens: Traditionell isst man einen Festtagskuchen „Roscon de Reyes“, eine Art Hefezopf in dem einer der Drei Heiligen versteckt ist und eine grosse Bohne; wer die Bohne erwischt, kommt für den Kuchen auf, wer den Weisen im Kuchen hat, trägt die Krone und wird behandelt wie ein König. Wer hat da nicht Lust einmal dabei zu sein?
Text: Silvia Schanze
Fotos: Silvia Schanze
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