Ein Danke macht nicht satt. Aber glücklich.
„In diesen unruhigen Zeiten ist ein Danke für das, was einfach gut und richtig ist, wie eine Festung.“ Der 1. Beitrag von Cornelia Lütge gefällt uns so gut, dass wir ihn noch mal nach vorne holen. Denn das Thema Dankbarkeit ist aktueller denn je.
Bald raschelt’s wieder unter den Schuhen. Tonnenweise Laub will weggeharkt werden. Gerade Norddeutsche kramen schon bald ihre hippen Mützen hervor. Denn die Herbsttürme werden immer heftiger.
Diesen Herbst bin ich überraschend bereit: Es ist ja Erntezeit! Und ich habe Lust sie zu feiern. Die Festumzüge und Feierlichkeiten sind ein liebgewordenes Ritual für einen Familienausflug.
Darum geht es mir jedoch nicht. Als ‚moderne Christin‘ schaue ich mich eher um, was ich gesät und wie zufrieden ich mit dem Ertrag bin. Wie sehr Andere ihre Ernte schätzen. Es ist wie eine Nabelschau, die nach einer quirligen Zeit des Schaffens mit allem Brimborium des alltäglichen Wahnsinns deutlich macht, ob ich mit der Saat, der Pflege, der Zusammenarbeit und den eingesetzten Mitteln im Reinen bin. Und nein, das ist kein vorgezogener Silvesterblick. Das ist der Wunsch, das Gute zu sehen und bewusst dankbar zu sein.
„In diesen unruhigen Zeiten ist ein Danke für das, was einfach gut und richtig ist, wie eine Festung. Die Sicherheit in ihr macht erst mutig für das Neue, dem wir uns stellen müssen. Mit Hinblick auf die Digitalisierung, die Flüchtlingskrise und pubertierende Töchter jedenfalls sehe ich das so.“
Dankbare Menschen sind glücklicher, heißt es. „Dankbarkeit ist das Gefühl des Staunens, des Dankbar-Seins und der Feier des Lebens“, so formuliert es Robert Emmons, einer der wenigen Forscher, dessen Schwerpunkt die Dankbarkeit ist. So ist das, was nach Großmutters Ratschlag klingt, mittlerweile stichhaltig. Mit langfristigem Effekt, wie auch andere Forscher ermittelt haben:
Dankbare Menschen können ihre positiven Erfahrungen mehr genießen und empfinden weniger Ärger, Eifersucht oder Schuld. Und wer dankbar ist, ist hilfsbereiter und pflegt bewusster seine Freundschaften, Familienbande und beruflichen Beziehungen.
Dankbarkeit und Handeln – das gehört zusammen
Fast jeder aus meinem Dunstfeld hat schon Unstimmigkeiten erlebt: Die Schwiegermutter, die zum dritten Mal die Enkel übernimmt. Der Kollege, der für seine spontane Unterstützung keine Erkenntlichkeit empfangen hat; der Nachbar, dessen Rasen man hätte im Gegenzug mähen sollen, was man aber vergessen hat. Dankbarkeit drückt sich eben auch in Handlungen aus.
Ich bin fast sicher – das überrascht dich nicht. Gleichwohl berichten einige, die ich gefragt habe, dass die Aufmerksamkeit dafür im täglichen Miteinander verstrudelt. Sie verpassen es z. B. nach einem Bewerbungsgespräch, das sehr freundlich verlief, ein „Danke für…“ zu mailen. Oder den Nächsten für viele Selbstverständlichkeiten im Alltag ein anerkennendes Wort zu gönnen.
Die Fingermethode für das Glück
Eine ganz einfache Methode, die eigene Dankbarkeit zu befragen, empfiehlt die Expertin Elsbeth Martindale. Ihre Fingermethode geht so: Zähle deine Finger durch und erinnere dich an ermutigende und schöne Dinge:
Kleiner Finger Eine Sache, für die du zutiefst dankbar bist.
Ringfinger Erinnere dich an einen Moment/eine Zeit und einen Menschen, den du sehr liebst/geliebt hast oder dem du dich sehr verbunden fühlst.
Mittelfinger Finde eine Sache, die du für jemanden getan hast mit einem guten Gefühl. Für wen könntest du heute Ähnliches tun?
Zeigefinger Zeig‘ mal auf etwas Schönes in der Natur, das dich begeistert!
Daumen (hoch) Worauf bist du stolz? Was kannst du gut? Nenne eine Sache und klopfe dir auf die Schulter, wenn du magst.
So gesehen fällt meine Ernte nach einem Sommer, der Herrliches sowie Bestürzendes mit sich brachte, reich aus. Einiges davon wird mir helfen, bei Nordwind standfest zu bleiben. Für alle Fälle krame ich bald die hippe Mütze raus, die meine Lieblingstante mir gestrickt hat.
Erntedank, du buntes Fest. Herbst, du ungestümer Genosse – ihr seid mir willkommen! Und allen Lesern ein Danke, dass Ihr neugierig auf diesen Beitrag ward! Wenn Ihr die Fingermethode ausprobieren solltet, könnte es sein, dass Ihr einen dieser Glücksmomente erntet. Ob das so war, das lesen wir gerne in unseren Kommentaren!
Fähigkeiten zu wecken – das treibt Cornelia Lütge an. Sie lebt seit 2007 im nördlichen Niedersachsen, ländlich und weltstadtnah. Nach zwei Jahren Ausland weiß sie, was ‚Heimat‘ bedeutet. Zum Ausgleich reitet, läuft und liest die zweifache Mutter so viel sie kann, gräbt von Zeit zu Zeit den Garten um und kocht mit guten Lebensmitteln.
Text: Cornelia Lütge
Fotos: Antonia Lousie (fast 14 Jahre jung)
Schöner Text. Ich finde auch, dass „Danke“ sagen sehr gut tut!
Und es honoriert und freut den anderen.
Es macht dann auch mehr Spaß, mehr für den anderen zu tun.
Komme gerade vom Herbstspaziergang zurück und habe deinen Text bei einer Taffee heißen Kakao getrunken. Schön geschrieben und tolle Fotos! Herbstliche Grüße, Nikola
Beim Schreiben der Buchstaben Taffee ist mir gerade die Tasse umgekippt. Ich sag mal danke dafür, dass es nur auf dem PC gelandet ist. LG, Niko
Liebe Nikola,
ach, so ein bisschen herbstbraune Süße auf dem PC mag so manchem Blogbeitrag zu seiner Lieblichkeit verhelfen. Das probiere ich mal aus.
Ich möchte noch ganz oft wenigstens kurz in die umliegenden Herbstwälder huschen, bevor sie nackig sind. Dem nordischen Schmuddelwetter, wenn’s quer schifft und in alle Löcher pustet, habe ich nur das Warten auf das Frühjahr zu verdanken. Und die vielen Kerzen-Gebäck-Musik-Lese-und-Schreibstunden in der heimischen Höle bestimmt.
Danke, dass du gern gelesen und kommentiert hast!
Cornelia