Volle Dröhnung durch Drohne
Seit wenigen Wochen sind wir zu fünft. Mein Mann, die beiden Kinder, ich und die Drohne. “Ein selbstgemachtes Weihnachtsgeschenk”, so verteidigt mein Mann den Spontankauf. Die darauffolgende Diskussion bei uns zu Hause könnt Ihr Euch in etwa vorstellen…
Muss das sein? Das Ding ist zu gefährlich, zu laut, zu groß.
Ich konnte mich gar nicht halten vor negativen Vorurteilen. Habe ich doch für mich noch keine Informationslücke aus der Welt von oben entdeckt. Zu aufdringlich: Was passiert mit der Privatsphäre der anderen? Was, wenn das Ding jemanden auf den Kopf fällt? Alles durchaus berechtigte Fragen.
Unseren Kindern haben wir den Namen der Neuanschaffung erst mal nicht verraten. Sie sprachen von dem „Roboter“, dem „Rasenmäher“, dem „UFO“, dem „Ding“. Tja .. und genau da liegt die Krux. Drohne ist nicht gleich Drohne, und doch scheren wir alle über einen Kamm. Im Bereich der Hobby-Fotografie findet man hauptsächlich Multi- und Quattrocopter. Im Profi-Drohnenbereich kommen Hexa- und Octocopter zum Einsatz. Grundsätzlich gilt: Je mehr Rotoren umso größer ist die Ausfallsicherheit und Tragfähigkeit. Zum Beispiel werden Octocopter oft mit Spiegelreflexkameras (DSLR) oder Videokameras für Profifotografie ausgestattet und eingesetzt.
Das fliegende Foto-Auge darf immer mit
Auf unserer Reise durch Neuseeland machen wir einen Feldversuch. Zugegeben, auf die Bilder von oben bin ich neugierig. Doch so einfach ist das nicht. Der Wind hat andere Ideen – die Drohne bleibt oft eingepackt im Auto. In viel besuchten Naturparks in Neuseeland sind außerdem sogenannte ‚No Drone Zones’ ausgewiesen. Doch irgendwann lässt der Wind nach und wir sind gespannt auf die Perspektive von oben.
Aha – da kommen sie, die Kritiker. Sehr kommunikativ ist das Hobby auf jeden Fall. Mein Mann fliegt die Drohne und ich beobachte die Reaktionen der Beobachter. Doch ich liege falsch. Wir lernen auf unserer Reise sehr viele Menschen kennen und bekommen ausschließlich positiven Zuspruch. Trotzdem wir mitten in der Natur sind und sich das summende Geräusch nicht wegleugnen lässt.
Follow-me: Wie der Hund dem Herrchen
Dank GPS, Kompass und Höhenmessung kennt unsere Drohne jederzeit ihre eigene Position und steuert die von uns vorgegebenen Flugziele präzise an. Mit einem Bildschirm an der Fernbedienung (via Smartphone) verlieren wir außerdem nie die Orientierung, selbst wenn sich das Gerät nicht mehr in unserem Sichtbereich befindet. Mit einer Follow-me-Funktion folgt sie uns sogar autonom – wie der Hund seinem Herrchen – oder in unserem Falle dem Campervan. Die Come-Home-Taste könnte dem Luftikus die sofortige Rückkehr befehlen, wenn wir zum Beispiel unsere Drohne aus den Augen verlieren würden. Das haben wir jedoch nicht riskiert.
100% der Männer, die wir kennenlernen, beenden übrigens unser Gespräch mit dem Wunsch, selbst so eine Drohne fliegen zu können!
Beim Wort Drohne denken wir zuerst an militärische Bedrohung – selten an Chancen und Möglichkeiten für zivile Nutzung. Drohnen werden z.B. seit einigen Jahren in der Landwirtschaft eingesetzt. Doch auch in Europa verwendet man Drohnen nicht nur für fotografische Luftaufnahmen. Technische Kontrollen (z.B. Hochspannungsmasten / Gebäude), Vermessungstechnik oder für Gutachten (z.B. Schätzung von Windschäden / Wildschwein Schäden auf den Feldern) usw. Aber auch in der Dienstleistungsbranche (z.B. Tests bei der Post oder Amazon als Lieferdienstlogistik) oder bei Facebook als solarbetriebene Wifi Hotspots in der Luft. Ich spinne die Idee weiter: Den Weg zur Schule als Aufsichtsperson kann ich mir wohl bald sparen.
In 2015 wurden $450 Millionen in Drohnen Start-ups investiert, 300% mehr als in 2014. Die US Technologiebranche und Top Universitäten sind Vorreiter, aber auch insbesondere Frankreich, Deutschland und China sind den USA dicht auf den Fersen. Innovationsbereiche sind Batterietechnik, intelligente Steuerung und Hardware.
Und wir Verbraucher finden Drohnen offensichtlich sehr spannend. 2015 wurden doppelt so viele Drohnen verkauft wie in 2014. Die Europäische Union erwartet, dass Drohnen in 2025 10% des weltweiten Umsatzes in der Fliegerei ausmachen werden.
Bei uns darf die Drohne erst mal weiter dröhnen, denn das ohfamoose Ergebnis lässt sich auf jeden Fall sehen!
Wusstet Ihr?
- Der technische Oberbegriff für Drohne ist eigentlich UAV (Unmanned Areal Vehicle).
- In Deutschland brauchen Drohnen ab 5kg eine Aufstiegsgenehmigung durch die jeweils zuständige Landesbehörde.
- In Deutschland bedarf es keiner Qualifikation oder einem Mindestalter für einen „Drohnenführerschein”.
- Drohnen, die von selbst aus Ziele anfliegen, sind in Deutschland verboten.
- Bei Schaden ist der Halter der Drohne haftpflichtig. Die meisten Haftpflichtversicherungen schließen jedoch derartige Schäden vertraglich aus. Es empfiehlt sich daher eine spezielle Versicherung abzuschließen, wie sie zum Beispiel die Modellflugverbände anbieten.
- Tüftler einer amerikanischen Universität haben bereits eine Fang-Drohne entwickelt, um Hobbydrohnen in gesperrten Lufträumen abzufangen.
- Mehr rechtliche Informationen findet Ihr hier.
Text und Fotos: Melanie Blankenstein
lesenswerter und informativer Beitrag, Melanie. Danke!
Sehr interessanter Artikel und auch ein super Film, der dabei herausgekommen ist. Allerdings immer aus einer Perspektive, in der man eigentlich selber nie war. Schade. Wenn ich mich draufschnallen könnte, wär ne Drohne auch was für mich 😉
Wer wollte es den „großen Kindern“ in uns Männern (und auch in einigen Frauen) verübeln, wenn viele der Faszination dieses Spielzeugs erliegen? Was früher Modelleisenbahnen und später ferngesteuerte Miniautos waren, sind nun diese High-Tech-Flugobjekte. Mit einem riesigen Unterschied: Einem exorbitant höheren Risiko anderen gegenüber und indirekt (finanziell) auch sich selbst. Wenn man die bereits jetzt in den Medien berichteten Unfälle und Schäden verfolgt, ergibt sich ein ernüchterndes Bild, das den Spaß rasch sehr relativiert. Einige Beispiele gab bereits vor einem Jahr die Münchner Abendzeitung bekannt:
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.unfaelle-mit-flugkoerpern-risiko-drohne-was-erlaubt-ist-wer-haftet-wer-zahlt.acd4554e-957e-430c-bbfc-6c68287fcb9c.html
Und es ist nicht weniger gefährlich geworden, eher problematischer. Hier gilt also, noch mehr als bei Adrenalin-Funsportarten (die in der Regel nur die Aktiven selbst gefährden): Abwägen, was man seiner Umwelt, seinen Mitmenschen und seinem eigenen Gewissen zumuten will und kann!
Lieber Dieter, dazu haben die Holländer sich etwas ausgedacht: Adler! Viele Grüße, Cornelia
Hallo Cornelia, ja, super, ich hatte den TV-Bericht hierüber auch schon gesehen, genial! Obwohl ich es bei besonders drastischen Fällen bevorzugen würde, stattdessen eine Schrotflinte einzusetzen – um diese schönen Vögeln keiner Gefahr der Verletzung auszusetzen. Und es wäre billiger 🙂
Liebe Cornelia, lieber Dieter.
Diese Thema ist Neuland für alle und sicherlich ein interessantes Feld für Regulierer und Versicherungen. Sichere Rahmenbedingungen für alle Beteiligten (Firmen und Nutzer) würde allen guttun. Ob es Vögel sind, die sich wahrscheinlich eher durch die Rotoren verletzen ist fraglich.
Schade, dass wie bei jeder Innovation mal wieder nur die Gefahr als das Potential betrachtet wird.