Fair Pay – eine Petition für mehr Gleichberechtigung
Das Thema Frauen, Führungspositionen und Gehältergleichheit muss wieder mal auf den Tisch, weil ich das Gefühl habe: da geht nicht viel voran. Letztes Jahr habe ich schon mal über das Thema berichtet: Frauen sind Weicheier. Damals waren die Schlagwörter Equal Pay und Gender Gap. Heute heißt das FairPay.
Kürzlich schreibt mir meine Freundin Bettina vom UN Women Nationales Komitee Deutschland e.V. eine Mail in der sie mich fragt, ob ich eine Online-Petition unterschreiben würde. Sie schreibt:
„Es ist nicht nur eine Sache der Fairness, dass Menschen für gleichwertige Arbeit auch gleich bezahlt werden. Es steht schon im staatlichen Gleichstellungsgebot gemäß Art. 3 Absatz 2 Satz 2 GG. Darum unterstützen wir die Forderung nach einem Gesetz für Entgeltgleichheit und eine Auskunftspflicht für alle Unternehmen. FairPlay ist Fairpay!“
Der Link führt zur Petition. Entgeltgleichheit, heißt es da, dafür stehe man im FairPay-Bündnis ein. Erreicht sei das Ziel, wenn jede und jeder an 365 Tagen im Jahr sagen könne: HEUTE werde ich fair bezahlt. HEUTE bezahle ich fair.
Wo bitte geht es zur Gleichberechtigung?
Die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen steht als imperativer Auftrag an den Gesetzgeber schon seit 1949 im deutschen Grundgesetz. Ratifiziert wurde das Gesetz jedoch erst nach langen Debatten am 1. Juli 1958. Sieht man sich das Gesetz an, so geht es im Wesentlichen um Entscheidungen in Eheangelegenheiten, wie z.B. die Versorgungspflicht des Ehemannes für die Familie, die Zugewinngemeinschaft und ähnliches. Vielleicht ist es auch deshalb zu verstehen, dass es Frauen in den letzten 60 Jahren nicht gelungen ist, eine Gleichheit in der Bezahlung ihrer Arbeit durchzusetzen.
Frauen an die Front!
Um sich genau diesem Thema zu widmen, entsteht 2011 ein von Frauen initiiertes, überfraktionelles Bündnis: die Berliner Erklärung. Das Bündnis setzt sich als Ziel, mehr Frauen in die Entscheidungsprozesse der Wirtschaft einzubeziehen – paritätisch und gleichberechtigt. Mit dem sogenannten Quotengesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen im März 2015 war der erste Erfolg verzeichnet. Jetzt, so die Initiatorinnen, gehe es in die nächste Runde. Das FairPay-Bündnis will
Transparenz für alle herstellen. Es fordert weiterhin die Verpflichtung, eine festgestellte ungleiche Bezahlung zu beheben und verlangt die Aufwertung sozialer Berufe.
#Aufschrei
Während ich diesen Artikel recherchiere komme mich nicht umhin zu denken, wie rückständig Deutschland auf mich wirkt. Warum machen deutsche Frauen von ihrem Recht nicht Gebrauch? Geht es den Frauen in Deutschland zu gut?
Im EU-Gleichstellungsbericht 2007 spricht der Deutsche Frauenrat von einer „grundlegenden Diskriminierung“: Verdienen Frauen in Europa durchschnittlich 15 Prozent weniger als Männer, sind es in Deutschland gut 20 Prozent.
Auf der Statements Seite der Online-Petition finde ich auch folgendes:
Sigmar Gabriel, SPD-Parteivorsitzender
„Es ist einer der größten sozialpolitischen Skandale in unserem Land, dass Frauen so viel schlechter bezahlt werden als Männer. Das Gesetz für Lohngerechtigkeit muss so schnell wie möglich beschlossen werden. Und es muss für alle Frauen gelten.“
Wo er Recht hat, hat er Recht – aber das im Jahr 2016?
Und Manuela Schwesig, die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sagt dazu folgendes:
„Die Entscheidung für Kinder, pflegebedürftige Angehörige oder einen sozialen Beruf ist Privatsache. Aber wenn Frauen durch die Folgen ihrer Entscheidungen lebenslang benachteiligt werden, ist das keine Privatsache mehr. Gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit sicherzustellen, ist eine gemeinsame Aufgabe von Politik und Wirtschaft. Wir brauchen ein Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit!“
Die Lage ist klar, jeder ist dafür – und wenn es für das Gesetz eine Petition braucht, dann bitte ich alle ohfamoosen Menschen diese hier zu unterschreiben.
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