Musik für’s Gehirn

Warum kauft man sich ein Tongerät, um in Dänemark Meeresrauschen aufzunehmen? Musiker? Romantiker? Nein, dahinter steckt eine grandiose Idee, die Daniel Bicking und Elmar Lins in ein Start Up haben einfließen lassen. Sie wollen für bessere Konzentration sorgen, für mehr Entspannung und guten Schlaf – mit Musik. Denn wie sagte J.A. Hadfield, der Pionier der psychodynamischen Psychotherapie in Großbritannien, einmal: „Der größte Teil der Müdigkeit, an der wir leiden, ist geistigen Ursprungs.“

Als mir Daniel, in Vorbereitung unseres Interviews, von binauralen Beats erzählt, muss ich mich konzentrieren ­– und lese später bei Wikipedia nach: Handelt es sich dabei doch um „eine akustische Täuschung, die wahrgenommen wird, wenn beide Ohren Schall mit leicht unterschiedlicher Frequenz hören“. Mit gehöriger Wirkung für’s Gehirn, erklärt Daniel anschaulich:

Das ist eine medizinische Technik – Gehirnwellen werden zusätzlich stimuliert. Du setzt Kopfhörer auf und bekommst ins rechte und linke Ohr zeitgleich verschiedene Frequenzen eingespielt. Das führt dann zu einem Delta. So können Gehirnregionen zusätzlich stimuliert werden. Für eine bessere Konzentration zum Beispiel.

Besser konzentrieren, relaxen und schlafen

Konzentration, Entspanning, Meditation, Ruhe findenWer Daniel kennt, weiß: Hier redet kein Hobbypsychologe, hier redet ein Mensch, der mit beiden Füßen auf dem Boden steht. Schon 2016 überraschte er mich, als er mir vom Sozialunternehmen Gyalpa berichtete, das er zusammen mit Lanna Idriss führt. Und so sehr er die Arbeit mit der dynamischen Bankerin schätzt, umso deutlicher wurde ihm: Er selbst möchte auch ein Start Up gründen. Die Zeit wurde reif, als er seinen Schulfreund Elmar wieder traf. Denn Elmar hatte gerade am Center for Entrepreneurship Düsseldorf seine Ausbildung abgeschlossen – und beim Studieren eben auch binaurale Beats genutzt! Sehr erfolgreich sogar.

Heute führen Elmar und Daniel Focus.FM. „Focus on what you want“, heißt es auf der Focus.FM-Facebook-Seite und: „Enhance your concentration, relaxation or sleep.“ Es geht also gleich um drei Riesen-Themen in der heutigen Zeit. Um Konzentration, Entspannung und Schlaf. Ich linse noch mal auf Wikipedia, wo es über die Anwendung eben genau dieser binauralen Beats heißt: „Sie werden bei bestimmten Methoden eingesetzt mit dem Ziel, die Gehirnwellen zu stimulieren, um Entspannung, Schlaf, Meditation oder Konzentration zu fördern.“

Der Mega-Markt ADHS

Was für ein Mega-Markt, denke ich, und stelle mir gleich die Heerscharen verzweifelter Eltern vor, deren Kinder an ADHS leiden. Denn mal ganz unabhängig davon, warum die Kinder nun so hyperaktiv sind – beruhigende Töne schaden sicher nicht. Oder, frage ich Daniel? „Richtig. Mit unserer Idee sind wir bewusst auch im gesundheitlichen Segment unterwegs. Denn das Interessante ist, es wird schon länger auch bei Kindern angewendet, die unter Konzentrationsstörungen leiden, genau.“

Aber was ist dann der Unterschied, hake ich nach…

Heutzutage kaufen Eltern für teures Geld CDs, damit ihre Kinder dann diese Musik mit Kopfhörern hören sollen. Wir verwenden genau die gleiche Technik, via unserer App ist das Ganze aber viel einfacher zu haben und natürlich wesentlich günstiger.

Ich schaue nach, was es kostet. Der Test ist selbstverständlich kostenlos: 14 Tage stehen eine ganze Reihe von Audio-Treatments zur Verfügung. Man hört rein und braucht nicht zu kündigen. Danach kann man wählen zwischen Monats- und Jahresabo, alles zu sehr zivilen Preisen, wie ich finde.

Musik für’s Gehirn

Musik designed for your brain – ich muss sagen, es macht echt Spaß, sich die Klänge anzuhören. Und ich hätte mir solche Klänge wirklich anders vorgestellt. Genau das war es auch, was Daniel anfangs selbst abschreckte, erzählt er mir zurückblickend:

Ursprünglich waren diese binauralen Beats für mich wie ein komisches Surren oder Rauschen. Nicht super angenehm. Deshalb kam ich auf die Idee, sie mit Trägermusik zu koppeln, meine Vorstellung war, sie mit Piano- oder Gitarrenmusik zu kombinieren. Oder mit Naturgeräuschen, denn davon bin ich ein ganz besonders großer Fan.

 Und das habt Ihr dann gemacht? Ich wundere mich, möchte mehr wissen …

 „Genau“, sprudelt Daniel weiter, „ich habe mir ein Tongerät gekauft und angefangen, gute Töne aufnehmen; z.B. das Meeresrauschen aus Dänemark oder ich habe einfach mein Tongerät in einen Baum gehängt und so vor Ort aufgenommen, wie sich Blätterrauschen anhört.“

konzentration verbessern, Entspannung, ADHS, MusikBeats für das Großraumbüro

Hört es Euch mal an – ich finde allein das Probe-Hören dieser Beats, gekoppelt mit Trägermusik, spannend und teilweise wunderschön inspirierend. Und dass sie zudem auch wirken, beschreiben bereits erste Kunden. So meldet Alexandra B. als Feedback: „Bei meinem neuen Job sitze ich jetzt in einem Großraumbüro. Eine Kollegin, die zwei Reihen weiter sitzt tippt aber irgendwie so extrem laut, dass es echt nerven kann. Aber mit den Konzentrationssounds kann ich das super ausblenden“

Focus, relax, sleep – drei spannende Schwerpunkte von Focus.FM. Soweit sind die Produkte fertig. Für’s Erste. Und wie finanziert sich das Ganze? „Wir konzentrieren unsere Suche gerade nach einem Business Angel“, sagt Daniel, „denn wir sind schon weit, aber wollen unsere Angebote noch weiter treiben.“

ohfamoos wünscht gutes Gelingen!

Fotos: privat und Focus.FM

Elke Tonscheidt
Elke Tonscheidt, die selbsternannte Energiebündlerin, liebt und lebt in Köln. Neben ihrer Arbeit bei ohfamoos schreibt sie auch für andere Medien, besonders gern Porträts und Reportagen. Sie vernetzt sich gern, hat ein Start-Up mit gegründet und war einige Jahre in der politischen Kommunikation tätig.
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Dieser Beitrag wurde erstmals am 13. März 2017 veröffentlicht
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Die Kommentare zu “Musik für’s Gehirn”
  • Sonja Ohly

    Was für eine tolle Idee. Die Anmeldung ist problemlos und man kann gleich loslegen. Sitze jetzt mit meinem Rechner im Wald 🙂

    • Daniel Bicking

      Hallo Sonja, das freut mich sehr zu hören. Wir sind gerade dabei noch mehr Audio treatments zu erstellen und arbeiten an der ios app. Also es passiert noch viel. Schön, dich als Focus.fm Nutzer begrüßen zu können. LG Daniel von Focus.fm

  • Dieter

    Das klingt wirklich nach einer absolut fantastischen und guten Sache!
    Stutzig macht mich aber die Ankündigung, dass dies über eine App läuft: Denn dies würde doch bedeuten, dass die „Treatments“ online zur Verfügung gestellt werden? Also in Form von mp3-Dateien (da sonst die Datenmenge für eine Übertragung im Netz zu groß wäre)?
    Sollte ich dies richtig interpretieren, so läuten nun bei mir alle Alarmglocken, denn mittels der mp3-Kompressions-Technologie werden ja alle für den Menschen nicht hörbaren / üblicherweise nicht wichtigen Frequenzen herausgefiltert, eben um die zu übertragende Datenmenge zu reduzieren und so überhaupt erst internetfähig zu machen. Wenn ich mir dann die medizinischen, in Tests geprüften Anwendungsformen zu binauralen Therapien ansehe, kommt es für eine Wirkung aber gerade auf solche anderen Frequenzbereiche an – über mp3 kann es (nach diesen Fachpublikationen) also gar nicht klappen… es sei denn, man setzt auf den Placebo-Effekt :))

    • Elmar Lins

      Lieber Dieter,
      vielen Dank für diesen fachkundigen Hinweis! In der Tat werden nicht hörbare Frequenzen, welche i.d.R. unter 20Hz und über 18kHz liegen bei mp3s „abgeschnitten“. In den von Ihnen genannten Fachpublikationen sind grundsätzlich nicht hörbare Frequenzen in Bereich <20Hz genannt, um den von uns gewollten Effekt zu erzielen. Allerdings verwenden wir Frequenzen zwischen 200Hz und 450Hz (individuell je nach Musikstil damit es auch so angenehm wie möglich klingt), und beschallen beiden Ohren dabei mit unterschiedlichen Frequenzen, z.B. mit einem Unterschied von 10Hz. Darüber entsteht der binaurale (und hörbare) Ton, der auch über mp3s erzeugbar und dessen Wirkung über EEG Tests nachweisbar ist.
      Darüber hinaus bin ich grundsätzlich der Meinung, dass ein autosuggestiver (Placebo-) Effekt bei der Nutzung unseres Produkts häufig vorkommen kann und meiner Meinung auch soll – sie haben hier also durchaus recht! Denn dieser autosuggestive Effekt verstärkt die Wirkung, die unser o.g. Ansatz mit sich bringt. Denn binaurale Töne sind kein Allheilmittel ohne eigenes Zutun – vielmehr können nur bestimmte Bewusstseinszustände positiv beeinflusst werden. Diese Bewusstseinszustände müssen von der Person auch gewollt und begünstigt werden, d.h. sie muss z.B. konzentriert arbeiten und dabei entsprechende Musik hören, welche die Konzentration erhöhen und Konzentrationslevels "hoch halten".
      Viele Grüße!
      Elmar von focus.FM


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