Klimawandel – gibt es Lösungen?
Mein Sohn Fahim moderierte kürzlich eine Podiumsdiskussion in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit Al Gore, dem ehemaligen US-Vizepräsidenten, Nobelpreisträger und Gründermitglied des Climate Reality Projekts. Mit dem Titel „Klimawandel gibt es echte Lösungen?“ beleuchtete man die Rolle von Regierungen bei der Erziehung der Gesellschaft über die existenzielle Bedrohung durch den Klimawandel und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für nachhaltige Klimaschutzlösungen.
Ein spannendes Thema. Hatte ich doch schon vor einigen Monaten meine eigenen Fragen zum Klimagipfel und die Stellung der Nationen hier im Blog erörtert. Der Weltklimavertrag wurde ja im April 2016 nicht von allen Nationen unterschrieben. Und jetzt hatte mein Sohn die Möglichkeit mit Gore darüber zu reden. Sehr ohfamoos 🙂
Verstörenden Zahlen läuten die Alarmglocken
Gleich zu Beginn der Diskussion berichtet Gore, der Klimawandel sei nicht nur ein Umweltproblem, sondern auch eine Bedrohung für Weltfrieden und Ordnung. Im September 2016 hatte die Weltbank in Zusammenarbeit mit dem Institute for Health Metrics and Evaluation einen Bericht veröffentlicht, in dem es heißt, dass die Luftverschmutzung die Weltwirtschaft über 225 Milliarden US-Dollar pro Jahr kostet. Der Bericht stellt auch fest, dass über 5,5 Millionen Todesfälle im Jahr 2013 die direkte Folge der Luftverschmutzung waren. In anderen Prognosen rechnen Experten mit 72 Millionen Klimaflüchtlingen, sollte der Wasserspiegel um 50 cm steigen. 2016 war bis jetzt das heißeste Jahr seit Aufzeichnung der durchschnittlichen Welttemperaturen. Wenn Verschmutzungsraten nicht verringert werden, wird z.B. das Emirat Sharjah in fünf Jahren um fünf Grad heißer sein. Das würde Sommertemperaturen von bis zu 55 Grad Celsius bedeuten.
Laut Gore ist die Klimakrise anders als jede Krise, mit der wir jemals konfrontiert wurden. Er bezeichnet die Klimakrise als eine Bedrohung für die menschliche Zivilisation: „Die Bevölkerung hat sich vervierfacht und die Technologien entwickeln sich weiter. Da bietet das vorherrschende Muster des kurzfristigen Denkens keinen Impuls, Investitionen in langfristige Infrastruktur Veränderungen zu tätigen. Die jedoch erforderlich sind, um eine nachhaltige Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu erreichen.“
Weltuntergang?
Diese und andere Weltuntergangsprojektionen, im Zusammenhang mit Umwelt und Weltklima, tauchen in den Medien ja immer wieder auf. Der einzige Hoffnungsschimmer ist vielleicht die Tatsache, dass Menschen sich zunehmend fragen was sie tun können, um die durch menschliches Handeln ausgelösten Umweltauswirkungen zu mildern.
Die Hürden liegen hoch! Denn es geht darum Menschen zu überzeugen, ihre Gewohnheiten und Lebensstile zu ändern – um die globale Erwärmung zu reduzieren und noch schlimmere Konsequenzen zu vermeiden.
„Die Aufklärung der Öffentlichkeit ist eine große Herausforderung für alle Regierungen dieser Welt“, so Gore. Eine Umfrage des Pew Forschungszentrums, ein Meinungsforschungsinstitut in Washington, stellte fest: Zwei Drittel der befragten Personen glauben, dass große Änderungen des Lebensstils erforderlich sind um Treibhausgasemissionen zu begrenzen; jedoch ist ihre Bereitschaft verfügbare Lösungen anzuwenden immer noch sehr gering.
Die öffentliche Debatte zum Thema Klimawandel und Umweltschutz enthält leider immer noch sehr viel Falschinformation und wirtschaftliche Bedenken untergraben oft Wissenschaft und Vernunft. Wie wir gerade in den USA sehen, negieren Regierungen die Problematik. Aber können wir es uns wirklich leisten, dass politische Meinungsverschiedenheiten den Schutz unserer Umwelt verhindern?
Vorbildlich
Während der Diskussion lobt Gore die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate, die als Öl und Gas Produzent ihren Fokus auch auf erneuerbare Energien setzt. Das Großprojekt Masdar City, eine Ökostadt inmitten der Wüste, gilt als einzigartig. Hier beträgt der Energieaufwand, verglichen mit heutigem Verbrauch, nur 25 Prozent pro Kopf. Zudem ist die Stadt nach einer strengen Nachhaltigkeitsleitlinie ausgerichtet, sodass sie CO2-emissionslos und, durch konsequentes Recycling, nahezu abfallfrei ist. Gore hofft, dass andere Regierungen dem Beispiel der VAE folgen: „Wir brauchen einen soliden Konsens bei der Festlegung von Umweltzielen. Wir sehen diese Katastrophen und verdeutlichen die Ursachen und daraus ergeben sich drei Fragen zur Klimakrise, die wir uns alle stellen müssen: Müssen wir uns ändern? Können wir uns ändern? Wollen wir uns ändern?“
Der Wille, sich selbst zu verändern, ist eine erneuerbare Ressource.
Zum Abschluss der Diskussion betonte Gore ausdrücklich, dass die Technologie und Ressourcen, um die Flut des Klimawandels zu stemmen, heute verfügbar seien. Aber es bedürfe eines globalen Konsenses, um nachhaltige Lösungen auch zu implementieren. Dabei müsse jeder Mensch in seinem alltäglichen Leben eine Rolle spielen, um die Erhaltung der Ressourcen zu fördern.
Ich bewundere Al Gore für sein Engagement und seinen Einsatz. Gerade in den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde über Umweltschutz bislang nicht sehr viel nachgedacht. Die Skihalle im Mall of the Emirates und der pro-Kopf Wasserverbrauch sind nur zwei Beispiele. Aber auch in Dubai gibt es Initiativen. Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum strebt bis 2050 den kleinsten CO2-Footprint der Welt an und will 75% des Energiebedarfs aus sauberen Quellen generieren. Ein ohfamooses Ziel, und wie ich ihn kenne, wird er es erreichen. Ich persönlich wünsche mir aber, dass weltweit Menschen Al Gore’s drei Fragen mit JA beantworten und wir alle unseren persönlichen Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Die Podiumsdiskussion mit Al Gore und Fahim Al Qasimi fand am 22. März 2017 in Sharjah, Vereinigte Arabische Emirate, während des Internationalen Regierungskommunikationsforum (IGCF), statt.
Fotos: Privat