Ja, wir machen Urlaub in Ägypten!
Das Rote Meer ist ja für Taucher ein absolutes Eldorado und ein warmes Urlaubsziel für die kalte Jahreszeit in Deutschland. Aber etwas mulmig war mir diesmal schon, als wir Ende April unseren Flug nach Ägypten antraten. Die Nachrichten des letzten Terroranschlags in Kairo und der Ausnahmezustand im Land waren mir gegenwärtig. Den 300 anderen Menschen in der Maschine nach Hurghada war das scheinbar egal. Die waren in bester Urlaubsstimmung – und das war gut so!
Ankunft Hurghada
Unser Zielflughafen Hurghada liegt etwa 500 km von Kairo entfernt an der Küste. Das neue Terminal ist zwei Jahre alt und extrem gut organisiert. In Windeseile hatten wir das Visum und unser Gepäck. Ich war erstaunt, wie viele Flüge aus Deutschland hier jeden Tag landen.
So schnell lassen sich die Deutschen wohl nicht von Terrormeldungen beeindrucken.
Und wie immer wenn es ans Meer geht, hatten wir unser Tauchgepäck dabei. Als die schweren Taschen auf dem Dach des Busses verstaut waren und wir losfuhren, bedankte sich der Reiseleiter ausdrücklich bei uns. Die Deutschen seien die einzigen, die das Land weiterhin besuchen. Urlaubsgäste aus Russland hätte man kaum mehr und auch andere Nationalitäten würden nicht mehr so zahlreich erscheinen.
Makadi Bay
Die Hotelanlagen von Makadi Bay sind ungefähr eine halbe Stunde von Hurghada entfernt und umfassen mindestens neun Hotels, einen Golfclub und einen großen Wasserpark.
Bei der Einfahrt zur Anlage wurde die Unterseite unseres Busses mit Spiegeln an langen Stangen nach Sprengsätzen oder ähnlichem untersucht.
Das war aber auch die einzige, wirklich ersichtliche Sicherheitsvorkehrung, die ich bis dahin wahrgenommen hatte. Im Hotel angekommen, wurden wir besonders freundlich vom Hoteldirektor persönlich begrüßt. Alle bemühten sich wirklich sehr um die Gäste. Unser Hotel, Iberotel Makadi Beach, liegt direkt am Strand. Schön angelegte Gärten, diverse Swimmingpools, mehrere Restaurants und ein vielfältiges Sportangebot erwarteten uns.
Man spricht Deutsch
Fremd kamen wir uns zu keiner Zeit vor, denn jeder hier spricht Deutsch. Angefangen beim Hoteldirektor bis hin zu unseren Zimmerpflegern. Zimmermädchen gab es keine. Das gesamte Personal im Hotel war männlich. Die einzige Ausnahme waren die Stars der Unterhaltungsdarbietungen am Abend.
Beim Frühstück am ersten Tag bot mein Arabisch dann gleich Grund für viele Fragen. Die Kellner freuten sich, dass ich sie in ihrer Sprache begrüßte; das Rätselraten über meine Herkunft begann. Libanon oder vielleicht doch Syrien? Auf Deutschland kam niemand. 🙂 Oft habe ich schmunzelnd erklärt, dass man in Deutschland Arabisch und Islamkunde studieren kann.
Sehr deutlich zu sehen war, wie eine gemeinsame Sprache ein Miteinander vereinfachte.
Bei vielen Gästen hatte ich den Eindruck, dass sie mit den Kellnern befreundet waren, dank ihrer außerordentlich guten Deutschkenntnisse.
Tauchen am Haus Riff
Gleich nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Tauchcenter. Zu unserer großen Freude darf man hier am Haus Riff ohne Guide tauchen. Nachdem unsere Logbücher und Zertifikate sehr gewissenhaft geprüft wurden, erkundeten wir sogleich die Unterwasserlandschaft. Mit Flossen, Jacket und Atemregler gingen wir den Steg entlang, an dessen Ende man die Tauchflaschen bekommt. Schnell waren wir ‚angerödelt‘ und tauchten ab. Das Navigieren zu den verschiedenen Tauchplätzen war einfach, denn von Riff zu Riff waren Unterwasser Seile gespannt, so dass wir die verschiedenen Tauchplätze sicher finden konnten. Der Fischreichtum und die Vielfalt im Roten Meer überwältigen mich immer wieder: Große Muränen, Feuerfische, Rochen und Schildkröten waren ohfamoose Highlights. Die großen blauen Quallen hatten es mir besonders angetan. Graziös schwammen sie durch das Wasser – durchsichtig und schwerelos.
Folklore und Sturm
Nach zwei Tauchgängen genossen wir die Pools und den exzellenten Service. Nach dem Abendessen erwartete uns das Abendprogramm. Jeder Abend hatte ein anderes Thema und so sahen wir landestypische Derwische, die sich 30 Minuten lang in eine Richtung drehen können und mit ihren bunten Kleidern eine Geschichte erzählen. Wir konnten an einem Webstuhl ausprobieren wie man Teppiche knüpft – übrigens eine sehr mühsame Arbeit. Spannend waren auch die Folkloretänze mit dem Stab und der Bauchtanz.
Hier muss ich jetzt aber meinem Unmut etwas Luft machen, denn das Publikum zeigte wenig Wertschätzung gegenüber den Künstlern. Kaum jemand klatschte nach den Darbietungen. Ich finde das sehr schade, beobachte ohnehin immer öfter, dass wir Deutschen uns mit der Lobkultur sehr schwer tun.
Was wäre eine Wüste ohne Sandsturm?
Auch der wurde uns an zwei Tagen geboten. Gleich morgens hörten wir das Rauschen der Palmwedel vor unserem Fenster. Feinster Sand hatte sich über alles in unserem Zimmer gestäubt und im Garten neigten sich die Schlangenkakteen in einem gefährlichen Winkel. Mit 57 km pro Stunde raste der Wind über die Berge auf die Küste zu und brachte Sand aus der Wüste mit sich. Die Sonne war kaum mehr zu sehen. Die Swimmingpools hatten plötzlich einen braunen Boden und der Strand war wie leer gefegt. Kein Tauchboot oder Glasbodenboot durfte mehr aufs Meer. Nur die Kitesurfer kamen voll auf ihre Kosten. Sie flogen mit ihren Schirmen die Küste entlang, wendeten in halsbrecherischem Tempo in drei Metern Höhe ihre Surfboards und boten uns ein sagenhaftes Spektakel. Nach zwei Tagen war der Spuk vorbei. Ich kenne das aus Dubai, und das Hotelpersonal tat mir sehr leid. Unermüdlich waren ihre Putzaktionen, um den Sand aus allen Ritzen zu entfernen.
Ma’a Salama – Auf Wiedersehen
Am Ende dieser wunderbaren Woche sagten wir dem Kamel am Strand Adieu, packten unser Tauchgepäck wieder ein und traten die Heimreise an. Hier sei noch gesagt, wie gründlich das Prozedere der Ausreise vor sich ging. Unsere Pässe wurden sechs Mal gecheckt. Das letzte Mal beim Einstieg in das Flugzeug. Das Trauma des Flugzeugabsturzes der russischen Maschine im Oktober 2015 hat seine Konsequenzen hinterlassen. Trotzdem reisen Menschen weiterhin nach Ägypten und genießen ihren Urlaub in vollen Zügen. Und das ist gut so. Ich finde es ganz ohfamoos, dass Menschen sich von Terror und Anschlägen nicht einschüchtern lassen und mutig ihren Weg gehen.
Fotos: privat