Wilde Rezepte samt Liebesgewürz!
Wir haben zwei neue, wilde Rezepte für Euch – sowie Angela Schult, von der sie stammen, zu ihrer „grünen Kocherei“ befragt. Denn was genau ist das Besondere an dem, was bei ihr auf den Teller kommt? Schon einmal von der betörenden Wirkung des Brennnesselsamens gehört? Plant Based Cooking ist mittlerweile auch bei uns in Deutschland ein Begriff und Angela wirbt geradezu dafür, ihre Rezepte „ruhig wild und nach Eurem Gusto“ zu verändern!
Als Angela angefangen hat ihre Rezepte aufzuschreiben, sie mit Fotos zu dokumentieren und immer neue Wildgemüse- und Kräuter aus der Natur auszuprobieren, war es nicht ihre Absicht, auf die fleischlose oder gar vegane Schiene zu kommen. „Wenn man sich mit diesen wilden, natürlichen Lebensmitteln und der Kombination mit exotischen Gewürzen und Gemüsen vom Markt beschäftigt“, sagt die 52jährige, „findet diese Entwicklung jedoch fast von alleine statt.“ Es fehle einfach nichts, wenn man Grünes und Getreide kreativ, farbig und neu zusammenstelle und würze.
Brennnesselsamen als Aphrodisiaka
Glauben wir ihr – aber wer doch gern Fleisch dazu isst? Den ermutigt Angela, ihre Plant Based Rezepte lustvoll zu kombinieren, zum Beispiel so:
„Ein Kalbsschnitzel lässt sich auch hervorragend mit Brennnesselsamen in der Panade brutzeln!“
Brennnesselsamen? „Nie gehört?“, fragt Angela zurück, lacht und gibt ihr Wissen preis: „Brennnesselsamen gelten als echtes Liebesgewürz: sie gehören zu den besten natürliche Aphrodisiaka und gelten sogar als potenz- und fruchtbarkeitssteigernd!“
Am Waldrand hat sie kürzlich noch „schöne Brennnesseln mit hohen Blütenständen“ gefunden, die Samen gesammelt und getrocknet. „Das ist ganz einfach“, erklärt Angela:
„Einfach mit Handschuhen die Blütenstände in eine große Tüte biegen und kräftig schütteln, voila!“
Die Samen der Brennnessel-Blüten bezeichnet sie als „eine nussig-aromatische und super gesunde Zugabe für viele Gerichte“. Vor allem für Veganer und Sportler seien sie durch ihren hohen Eiweißgehalt eine hervorragende pflanzliche Proteinquelle. Sie wirkten anregend und könnten bei Müdigkeit und Konzentrationsschwäche helfen; zu den enthaltenen Vitaminen gehörten Vitamin A, B, C und E.
Minze – auch jetzt noch wild sammeln
Was aber tun, wenn die Ausbeute im Garten langsam immer weniger wird und sich auch auf Streifzügen durch Wiesen und Wäldern immer weniger Wildkräuter finden lassen? „Ich habe noch frische Sellerieknollen“, erzählt die Wahl-Münchnerin und rät dazu auf Wiesen weiter nach Löwenzahn, Brennnesseln und Spitzwegerich Ausschau zu halten. „Auch an vielen Bachufern gibt es noch Minze – zumindest bis zum ersten Schneefall.“ Preiselbeeren habe sie bereits im September eingekocht, mit etwas Glück finde man noch welche auf dem Markt – oder man kauft sie einfach fertig im Glas.
Wer bereits länger mit Angela kocht, kann wie sie vielleicht auch noch auf diverse Vorräte zurückgreifen. Bei ihr sind das Trockenpilze, Kapern, diverse Pesto-Variationen, Brennnesselspinat, getrocknete Kräuter aller Art, Holunderblüten- und Minzsirup, Sauerkraut, Salzgurken, Marmeladen… Möglichst wild sammeln, das gehört zu Angelas Lebensweise, aber eben auch gern wild mischen. „Man darf sich gern trauen, gute Lebensmittel mal anders zu mixen. Wer gerne kocht, der spürt nach einiger Zeit, was zusammen passen, also schmecken könnte.“
Also, ran ans Werk, ausprobieren und: Guten Appetit!
REZEPTE
Sellerieschnitzel mit Brennnesselsamen paniert
1 Knolle Sellerie
Olivenöl
Schwarzer Pfeffer
Meersalz
1-2 EL getrocknete Brennnesselsamen
So geht es:
Die Knolle schälen und in ca. 1 cm dicke Scheiben schneiden. In kochendem Wasser 15 Minuten al dente kochen.
Mit Küchenpapier trocken tupfen und in einer Pfanne im Olivenöl golden braten.
Mit Pfeffer und Salz würzen.
Auf einem Teller anrichten, dabei jeweils die Oberseite mit den Brennnesselsamen bestreuen.
Kartoffelstampf mit Zwiebel-Apfelgemüse, gehacktem Wildkräuterpesto und Preiselbeeren
800 gr mehligkochende Kartoffeln
Olivenöl
4 EL Sahne oder Sojasahne
Ein Bund Wildkräuter (je nach Jahreszeit Bärlauch, Löwenzahn, Brennnessel, Spitzwegerich, Brunnenkresse oder eine beliebige Mischung davon)
2 EL Zitronensaft
Schwarzer Pfeffer
Meersalz
100 gr Preiselbeeren
Weißwein
1 EL brauner Zucker
4 Zwiebeln, geschält und gewürfelt
2 Äpfel, geschält und gewürfelt
Gemüsebrühe
Muskatnuss
So geht es:
Die Kartoffeln schälen und im Dampfgarer garen.
Währenddessen für das Pesto die Wildkräuter mit einem großen Messer sehr fein hacken und in einer Schüssel mit 6 EL Olivenöl, Zitronensaft, Pfeffer, und Salz mischen und abschmecken.
Die Preiselbeeren in wenig Weißwein und braunem Zucker 5 Minuten kochen und beiseite stellen.
Die Zwiebeln in etwas Olivenöl kräftig anbraten, die Apfelwürfel dazugeben und braten bis alles eine schöne goldene Farbe angenommen hat. Mit etwas Gemüsebrühe ablöschen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Die Kartoffeln durch die Kartoffelpresse in einen Topf pressen und mit Muskatnuss, Salz, 3 EL Olivenöl, und der Sahne glatt rühren. Die Hälfte des Zwiebel-Apfelgemüses mit 2/3 vom Wildkräuterpesto mit dem Kartoffelstampf grob vermischen (nicht glatt rühren) und in eine Schüssel geben. Das restliche Zwiebel-Apfelgemüse darauf verteilen und mit dem restlichen Pesto dekorieren. Dazu die Preiselbeeren servieren.
Fotos: Angela Schult
Eine wilde Mischung von Wildkräutern ist das Beste, was wir in unserer Küche verarbeiten können. Und dank des Klimawandels dauert die Wildkräuter- und Beerensaison auch immer länger: Letzten Dezember etwa haben wir auf 1600 Metern Höhe noch Preiselbeeren gefunden …
Danke Dir lieber Michael, Preiselbeeren im Dezember ist ja eine Seltenheit!! Ja da macht sich der Klimawandel wohl bemerkbar…Letzte Woche gab u.A. noch Brennnesseln mit Blütenständen, aber am Wochenende soll es in Bayern schneien, dann heißt es auf Eingemachtes zurückzugreifen. Viel Freude weiterhin in Deiner wilden Küche 🙂