Mexiko kann Umweltschutz
Gestern erreicht uns die Meldung, dass Deutschland sein CO2 Budget für dieses Jahr schon aufgebraucht hat. Ich staune, denn Frau Merkel war von 1994 -1998 Bundesministerin für Umwelt und Naturschutz. Warum klappt das in Deutschland nicht? Umso bewundernswerter finde ich die Verantwortung, die Mexiko gegenüber der Umwelt zeigt. Ich war in Mexiko auf der kleinen Insel Cozumel unterwegs. Natürlich zum Tauchen, aber davon will ich nicht berichten, sondern von den ohfamoosen Initiativen in Sachen Umweltschutz, die ich auf Cozumel mit eigenen Augen gesehen habe.
Wenn man Mexiko hört, denkt man ja zuerst mal an Schwellenland, große Städte und Überbevölkerung, aber auch an Urlaub, tolle Landschaften, Maya Tempel, Cenoten und azurblaues Meer. All das findet man in diesem riesigen Land, das mit zwei Millionen Quadratkilometern das fünftgrößte auf dem amerikanischen Doppelkontinent ist. Wusstet ihr, dass Mexiko eines von zwölf Ländern ist, das zu den sogenannten Biodiversität-Hotspots zählt?
Biodiversität-Hotspot
Biodiversität-Hotspots sind Regionen der Erde in denen eine große Zahl endemischer Pflanzen- und Tierarten vorkommen, die stark bedroht sind. Mexiko beheimatet 200.000 verschiedene Spezies. Das sind fast zwölf Prozent aller weltweit vorkommenden Arten! Daher liegt Mexiko auch in Sachen Artenvielfalt bei Reptilien (763) auf Platz 1, auf Platz 2 bei Säugetieren (448) und auf Platz 4 bei Amphibien (290). Dazu kommt noch die Flora, die in Mexiko 26.000 verschiedene Spezies umfasst. (Quelle Wikipedia) Das sind gewaltige Zahlen.
Von der Artenvielfalt der Reptilien konnte ich mich während meines Aufenthalts jeden Tag überzeugen. Im Hotel sind die grünen Leguane überall zu sehen und man muss höllisch aufpassen nicht über einen der Gesellen zu stolpern. Und auch auf den Straßen und in den Parks sieht man immer wieder Schilder, die den flinken Reptilien die Vorfahrt einräumen.
Bei all dieser Artenvielfalt verfügt Mexiko, im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Ländern, zum Glück auch über eine vorbildliche Umweltgesetzgebung. Es gibt ein staatliches Umweltministerium, sowie Umweltbehörden in den einzelnen Staaten. Dort versucht man die 68 Nationalparks, 37 Biosphärenreservate und die vielen Naturdenkmäler zu schützen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auch auf der einzigartigen Unterwasserwelt und den traumhaften Korallenriffen vor Mexikos Küsten. Cozumel ist ein wunderbares Beispiel dafür. Am Tauchplan der Woche sieht man wieviel Abwechslung an Riffen und Tauchspots in unmittelbarer Nähe zu finden sind.
Schutz der Unterwasserwelt
Aber der Schutz dieser einzigartigen Unterwasserwelt ist ebenfalls eine gewaltige Aufgabe und nicht einfach, denn gerade Cozumel ist der Kreuzfahrthafen Nummer 1 in ganz Mexiko. Über 5 Millionen Touristen kommen jedes Jahr auf die Insel – für die knapp 100.000 Einwohner gleicht es einer Invasion. So wichtig der Tourismus für die lokale Wirtschaft auch ist, er hinterlässt krasse Spuren: Gewässer werden verschmutzt, Riffe zerstört und enormer Müll verursacht.
Mein Tauchguide warnt mich gleich bei der Ankunft, dass man am Wochenende lieber nicht in die Stadt fahren solle, da die riesigen Kreuzfahrtschiffe mit bis zu 5,000 Menschen an Bord meistens am Wochenende in Cozumel anlegen. Da können dann schon mal sieben dieser schwimmenden Riesen im Hafen liegen und an einen Platz im Café an der Hafenpromenade ist da nicht zu denken.
Umweltschutz im Hotel
In meinem Hotel ist es ruhiger. Das Iberostar Cozumel liegt ungefähr 10 Fahrminuten außerhalb der Stadt und ist eine wunderschön gepflegte Anlage mit kleinen Bungalows und viel indigener Flora und Fauna. Den Pink Flamingos, in der Nähe des Restaurants, kann man stundenlang zusehen.
Aus einer Broschüre in meinem Zimmer erfahre ich, dass das Hotel Green Globe zertifiziert ist. Für alle die das nicht kennen, Green Globe ist das erste weltweite Zertifizierungsprogramm das speziell für die Reise- und Tourismusindustrie entwickelt wurde. Green Globe hilft Hotels ihre wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit zu verbessern. Man analysiert den Leistungsstand eines Hotels hinsichtlich seines Umgangs mit Energie, Abfall und Wasser, aber auch die Interaktion mit dem sozialen und gesellschaftlichen Umfeld.
Ich bin beeindruckt und abends beim leckeren Cocktail sehe ich auch gleich die ersten Anzeichen des Programms. An der Bar prangt ein großes Poster.
Ich freue mich, dass man hier der Umweltverschmutzung durch Plastik auf die Pelle rückt, denn das Foto des Seepferdchens, das sich an ein Wattestäbchen klammert werde ich so schnell nicht vergessen. Als Taucherin lässt mir gerade die Wasserverschmutzung durch Plastik keine Ruhe.
Ein Spaziergang durch die Hotelanlage verrät mir mehr über das Streben nach mehr Nachhaltigkeit. Auf einer Tafel sehe ich, dass das Hotel die Verbraucherzahlen aus den Bereichen Energie, Wasser und Recycling jedes Jahr überprüft. Jeder Gast kann sich informieren. In Übereinstimmung mit den Standards von Green Globe will man hier die Verwendung von Rohstoffen optimieren und das Umweltbewusstsein auch unter den Gästen fördern.
Umweltschutz im Hotel
Ich hake nach und erfahre, dass man mit Hilfe des Programms „Piensa Verde“ (Denk Grün), mit der Umsetzung von verschiedenen Aktionen im Hotel begonnen hat. Der Fokus liegt auf diesen Punkten:
– Kontrolle der Abfallprodukte und Förderung einer Recycling-Kultur unter den Gästen
– Wiederverwendung des Wassers durch Abwasseraufbereitung für Bewässerungszwecke
– Verwendung biologisch abbaubarer Reinigungsprodukte
– Automatisierung des Stromnetzes und der Klimaanlage durch Bewegungsmelder
– Regelmäßige Studien zur Senkung des Energieverbrauchs
– Verringerung der Treibhausgase durch optimierte Technologien
– Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung durch eine nachhaltige Einkaufspolitik
Auch wenn es nicht wie ein weltbewegender Schachzug aussieht, indem man Mehrwegflaschen für Duschflüssigkeiten in den Zimmern anbietet, verhindert das Hotel so mehr als eine halbe Million Plastikflaschen, die ansonsten jedes Jahr auf Deponien entsorgt werden müssten oder im Meer landen!
Deutsche Kooperation zum Umweltschutz auf Cozumel
Aber nicht nur in meinem Hotel setzt man sich für den Umweltschutz ein. Es gibt noch eine ohfamoose Initiative auf Cozumel: Gemeinsam mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) macht die lokale Naturschutzbehörde auf den Wert der geschützten Gebiete aufmerksam. Ziel ist es, den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wert der Riffe und Regenwälder auf der Karibikinsel auch in Zukunft zu erhalten und einen nachhaltigen Tourismus aufzubauen.
Ein Film von Christian Roman zum Umweltschutz auf Cozumel
Ich finde es ohfamoos, dass es deutsche Institutionen gibt, die sich auf der ganzen Welt für den Umweltschutz einsetzen.
Und was können wir tun?
Wir reisen gern und viel und sind zuhause, in unserem Alltag, schon sehr umweltbewusst. Daher wird es Zeit, dass wir auch bei unserer Urlaubsplanung mehr an Umweltschutz und Nachhaltigkeit denken. Damit das in Zukunft klappt, gibt es bei Utopia.de die 12 besten Öko-Reiseportale . Wer also in Zukunft auch im Urlaub mehr tun will, als nur die Handtücher mehrmals zu benutzen, der kann sich informieren und vielleicht beim nächsten Urlaub einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Das wäre ganz ohfamoos!
Fotos: Sonja Ohly