Wildgrün kochen oder: Wie publiziere ich ein Kochbuch?
Wie bringt man ein Projekt auf den Markt? Ein Kochbuch zum Beispiel. Mit Hilfe guter Freunde, Crowdfunding-Plattformen wie Startnext und Förderprogrammen. Vor allem aber mit Herzblut und der Bereitschaft seine Idee weiterzuentwickeln. Angela Schult, die auf ohfamoos ihre Wildkräuter-Rezepte empfiehlt, will jetzt ein Buch darüber raus bringen: ‚Wildgrün – Slow & Spicy’. Elke hat Angela befragt, wie sie das vorbereitet.
Angela ist keine, die direkt auftrumpft. 2000 lernen wir uns in München kennen – sie die zierliche Übersetzerin, die lieber im Hintergrund agiert; ich die 1,82-m-Frau, die im Start-Up Fieber schwebt. Anknüpfungspunkte? Erst wenige. Schon bald haben wir jedoch erste Projekte, beruflich wie privat. Insieme, das italienische Wort für zusammen, prägt uns bis heute.
Wer Angela kennt, weiß: Die gebürtige Berlinerin, die mehr als ihr halbes Leben in Süddeutschland verbracht hat, ist zielsicher. Auch wenn sie manchmal Umwege geht. Der richtige Zeitpunkt ist ihr wichtig. So ist es auch mit ihrer „Kocherei“, wie es früher hieß. Nun ist die Wahl-Münchnerin auf dem Weg, ihr 1. Kochbuch zu veröffentlichen. ohfamoos-Leser kennen sie ja bereits aus unserer Koch-Serie.
Wie fühlt sich das an, frage ich sie.
Ich bin sehr aufgeregt, dass sich mein jahrelanges Kochen, Wildkräuter sammeln, Rezepteschreiben und Fotografieren jetzt in einem Buch zusammenfügt. Anfangs dachte ich: Mache ich für meine Freunde die kleine Version. Jetzt ist aber so eine Dynamik entstanden, dass ein „richtiges“ Buch angesagt ist.
Wie macht man das, ein Buch herausbringen?
Alleine würde ich das nicht schaffen. Aber alle, die mir wichtig sind, ermutigen mich seit langem, das Kochbuch zu wagen. Es gibt ein Team – und es kommen immer mehr Unterstützer, aus ganz unterschiedlichen Bereichen.
Schon sehr aktiv sind: Ulinka Wagner und Birgit Hannwacker. Die Freundinnen aus München inspirierten sie zur Startnext-Kampagne, die bald anläuft. Ohne die beiden Power-Frauen würde diese Kampagne nicht stattfinden. Ulinka als Kreative für alle grafischen Themen, Birgit die Frau hinter der Kamera. Beide kennen die Medien- und Werbebranche aus dem Effeff.
Was bringt Startnext?
Du bekommst eine echte Marktanalyse. Wie viele Menschen kann ich begeistern? Ich komme in Kontakt mit Leuten, die meine Küche noch nicht kennen. Ich finde weitere Interessenten für mein Buch – auch Käufer, die es schon vorbestellen. Erscheinungstermin ist Frühjahr 2019.
Und warum gerade diese Crowdfunding-Plattform?
Weil dort auch kleinere Projekte, gerade die aus dem Kreativbereich, gefördert werden. Zahlreiche ähnliche Projekte im Food-Bereich wurden dort beispielsweise erfolgreich abgeschlossen.
Was machst Du noch um das Buch zu pushen?
Seit dem 1. März 2018 gibt es ein nagelneues Förderprogramm der Landeshauptstadt München, Referat für Arbeit und Wirtschaft. Dabei wird die Kreativ-Arbeit von Münchner Freiberuflern/Unternehmen zur Vorbereitung von Crowdfunding-Kampagnen unterstützt. Mein Beratungsgespräch hatte ich bereits, der Antrag ist raus. Jetzt heißt es Daumen drücken!
Beteiligen sich auch Kunden am Buch?
Ja. So wird z.B. der geniale Laden „Gewürze der Welt“ in der Münchner Innenstadt, für den ich Rezepte schreibe und Gerichte fotografiere, hochwertige Bio-Gewürzmischungen sponsern – zur Auswahl als Dankeschöns für die, die sich am Crowdfunding beteiligen.
Wildgemüse mit Curry kochen: Schön exotisch
Eine Rolle spielt auch der leidenschaftliche Hobby-Koch Alex Kegel. Er war so begeistert davon, Wildgemüse und Curry-Pasten zu kombinieren, dass er die besten seiner exotischen Spezialrezepte für das Buch beigesteuert hat.
So erklärt sich auch der Buchtitel: ‚Wildgrün – Slow & Spicy’ soll es heißen. Damit bringt Angela wilde Zutaten aus der Natur in unsere Küchen. Wenn man die Augen offen hält, kann man sie überall finden: Wildkräuter und Blüten wie Brennnessel, Brunnenkresse, Spitzwegerich, Knoblauchrauke, Gundermann, Wiesenschaumkraut. Und wenn man dann diese (oder andere) Wildkräuter gesammelt hat, zeigt Angela, wie man diese Naturschätze kombinieren kann – hauptsächlich mit saisonalen, regionalen Marktzutaten und orientalischen Gewürzen. So entstehen ganz neue, einfache und schnelle Rezepte für jeden Tag. Und sie gibt Tipps, wie diese Wildkräuter zu konservieren sind – durch Fermentieren, Trocknen und Einlegen.
In ihrer Freizeit ist Angela ständig in der Natur – als Bergsteigerin und auf ihrem eigenen Acker, wo sie Gemüse und Kräuter anbaut. Den Frühling, wo es endlich wieder auch wilde Kräuter zum Sammeln gibt, kann sie gar nicht erwarten. Immer wieder wird sie übrigens auch für Caterings angefragt. Denn was Angela kocht, schmeckt Freunden schon lange und via Mundpropaganda hat sich das natürlich herum gesprochen. Nur konsequent, ihren Weg jetzt weiter zu gehen.
Die Kombination mit orientalischen Zutaten ist das, was uns von ohfamoos besonders anspricht. Deshalb will ich zuletzt wissen:
Welche Rolle spielt das Exotische – neben all dem regionalen „Unkraut“?
Ja, das Exotische. Ich habe länger mit meiner Familie in Dubai gelebt und in dieser Zeit viele arabische Länder bereist. Die Gewürze des Orients sind so immer stärker in meinen Rezepten in den Vordergrund gewandert – ich kombiniere z.B. eine Curry-Paste mit Brennnesselspinat, in einer tomatigen Kokossauce, das müsst Ihr probieren!
Versprechen wir. Wird ausprobiert sobald das Kochbuch auf dem Tisch unserer ohfamoosen Redaktion liegt. Viel Glück, liebe Angela!
Fotos: privat