Ich interessiere mich sehr für Religionen. Ein spannendes Thema, das oft und gerne die Gemüter erhitzt. Evangelisch getauft und erzogen ist mir die katholische Kirche jedoch fremd. Ich kenne die Rituale des Gottesdienstes nicht sehr gut und kann mit der Beichte nichts anfangen. Während meines Studiums der Orientalistik lernte ich den Islam kennen – aber die Faszination der Katholischen Kirche kann ich nicht leugnen. Und da stehe ich am Flughafen, habe einen 12 Stunden Flug vor mir und sehe das Buch Konklave von Robert Harris. Na, das war schnell gekauft 🙂

Der Papst ist tot. Ein neuer Papst muss gewählt werden und genau darum geht es im Buch. Das Konklave ist eine der ältesten und geheimsten Wahlen der Welt. In ihm bestimmen die Kardinäle der katholischen Weltkirche mit ihren rund 1,2 Milliarden Gläubigen in geheimer Wahl den nächsten Papst.

Das Konklave wählt den Papst

Die Weltöffentlichkeit bekommt fast nichts von diesem Wahlkampf mit, weil die Wahlberechtigten im Vatikan regelrecht abgeschottet werden. Sie werden zu den Wahlgängen in die  Sixtinische Kapelle eingeschlossen und sogar die Fenster ihrer Zimmer in der Santa Marta werden verbrettert und vernagelt. Als sich die Pforten für das Konklave hinter den 117 Kardinälen schließen, trifft ein unbekannter Nachzügler ein. Der verstorbene Papst hatte den Bischof von Bagdad im Geheimen zum Kardinal ernannt.

Robert Harris gewährt uns mit seinem Buch einen interessanten Blick hinter die Mauern des Vatikans und eine Kirchenpolitik im Zeitalter der Globalisierung. Mit jedem Wahlgang erfährt man mehr über die vielfältigen Traumata der katholischen Kirche.

Konklave informiert in höchst spannender Weise, wie sich die um den Heiligen Stuhl buhlenden Kirchenmänner während den Wahlgängen formieren: Traditionalisten, Modernisten, Schwarzafrikaner, Südamerikaner und natürlich Italiener.

Ich habe das Buch während meines Fluges regelrecht verschlungen. Es beruht auf sehr gut recherchierten Fakten über dieses uralte Wahlverfahren sowie über die Geschichte des Konklaves, der Kirchengeschichte und den verschiedenen Päpsten.

Überraschung zum Schluss: Gegen Ende dieses mitreißenden Romans erwartet man definitiv keinen weiteren Höhepunkt mehr. Doch der kommt ganz ohfamoos daher!

Ein sehr lesenswertes Buch. Ich habe viel gelernt!

Foto: Sonja Ohly