Polaroid Passion? Die Fotografin Tanja Deuß
Du denkst ein Polaroid ist out? Dann kennst Du Tanja Deuß nicht. Die Düsseldorfer Fotografin ist eine professionelle Polaroidkünstlerin. Und eine nette dazu. Eine, die ihren eigenen Kopf hat und sehr verlässlich ist. Und mit der ich eins am allerliebsten mache: Lachen! Denn auch wenn Tanja sehr wohl die Tiefen des Lebens kennt, so kann man mit ihr das Leben genießen. Auch lästern, ok, aber nur so mittel-böse ☺
Tanja hat gerade einen richtig schönen Lauf. Sie hat eine erfolgreiche Ausstellung hinter sich. Sie plant die nächste, die „mehr crazy, ein bisschen upgespacter“ sein soll. Ihre Polawalks, z.B. durch den Düsseldorfer Medienhafen, sind beliebt, denn so ein „Sofortbild-Foto-Spaziergang“ hat was. Tanja bringt die richtigen Kameras mit – und dann wird sehr achtsam und mit Bedacht fotografiert, also nicht wild drauflos. Weil jeder Film nur 8 Bilder enthält – undenkbar, wie viele man sonst so macht, wenn es nicht limitiert ist…
Zwei Fragen zum Thema Polaroid
Tanja Deuß hat sich vor Jahren infiziert – an der „Polaroid Passion“. So nennt sie ihre Leidenschaft. Und auch, dass das „ein bisschen irre“ sei. Aber die Düsseldorferin weiß, dass das eh niemanden so richtig stört; vielleicht sogar im Gegenteil.
Tanja, was bedeutet die Polaroid-Kunst für Dich?
Sie ist so schön unperfekt. Nie kommt das raus, was man denkt, was raus kommen müsste. Weil man sich überraschen lassen kann. Weil das Bild immer erst der Anfang ist und ich es dann weiter verarbeiten kann. Polaroids kann ich auf analogem Wege verfremden, und ja, auch künstlerisch manipulieren. Zusätzlich ist Analog und Digital im Einklang kein No-Go. Ein SEHR breites Feld!
Warum ist das Unperfekte so faszinierend für Dich?
Weil ich im richtigen Leben, im Beruf, perfekt sein muss. Die Bilder, das Layout, das muss sitzen. Mit den Polaroids kann ich mich dagegen selber überraschen lassen…
2016 bin ich auf Tanja aufmerksam geworden. Bei einem Meetup der Düsseldorfer Mompreneurs (MOMs). Zusammen mit ihrer Fotografin-Freundin Michi Grönnebaum bot sie damals etwas Besonderes an: Business-Porträts zu MOMs-Freundschaftspreisen. Das Shooting mit den beiden Profis war höchst professionell. Und Tanja bleibt mir im Gedächtnis hängen.
Auch Tanja ist ohfamoos
Seitdem hat mich Tanja, und damit ohfamoos, mehrfach unterstützt. Bei offiziellen Terminen. Das 1. Mal bei einem Interview mit dem Jungunternehmer Daniel Bicking; dann bei einer Veranstaltung, die ohfamoos mit der Offenen Gesellschaft durchgeführt hat. Und auch beim Interview mit der Flüchtlingsbeauftragten der Stadt Düsseldorf, Miriam Koch, ist Tanja dabei. Es entstehen Fotos, die ich sehr schätze. Sie unterstreichen meine Texte, sie sind bestechend im Sinne von: Tanja zieht aus Situationen raus, was auch ich spüre. Ohne aufdringlich zu sein. Man merkt nicht dass sie fotografiert, denn sie spielt sich nicht in den Vordergrund. Gar nicht so einfach mit einer Kamera!
Interview mit Tanja Deuß über die Kunst zu fotografieren
Tanja, hast Du ein Lieblingsmotiv?
Die Hitzemanipulation von Gamze mit dem Toaster ist immer noch eins meiner Lieblinge.“
Du meinst den Pola-Toast?
Genau. Aber es gibt aus jeder Stadt, die ich fotografiert habe, ein Lieblingsbild, aus Venedig, aus New York… und auch aus jedem Projekt gibt es immer ein Highlight.“
In ein ganz besonderes Herzensprojekt hast Du die letzten Monaten besonders viel Power rein gesteckt…
Ja. Alles entstand, weil ich nach einer Möglichkeit zur breiteren Präsentation meiner Polaroids suchte. Das Medium „Fotobuch“ finde ich gähnend langweilig und einfach nicht mehr zeitgemäß. Kauft doch kein Mensch mehr. Deswegen habe ich mich entschieden, verschiedene ArtMagazine unter dem Dach „IN an INSTANT“ heraus zu bringen.
Wie unterscheidet sich das von anderen Fotomagazinen?
Es soll nicht das X-te mit dem üblichen Blabla sein. Ich habe mich für eine sehr persönliche Auswahl meiner liebsten Polaroids entschieden. Ganz schlicht gehalten. Ein Vorwort und dann geht es los. Minimalistisch. Eventuell nehme ich für spätere Ausgaben noch jeweils einen zusätzlichen Polaroidkünstler in Portraitform mit herein. Es wird sich ergeben.
Hast Du besondere Themen im Kopf?
Vielfältige. Momentan gibt es die Ausgabe zu Düsseldorf und Venedig. Das klingt jetzt erst einmal nach Reise aber ich denke auch in thematischen Bereichen. Porträt, Elemente, Emotionen.
Machst Du Self-Online-Publishing oder arbeitest Du mit einer Druckerei?
Beides. Das Düsseldorf Magazin wird von der Theissen Mediengruppe gedruckt. Wow, war die Druckabnahme spannend. Hundertmal für Kunden aber nie für mich selbst gemacht. Die Webseite mit Shop habe ich von meiner Knusperfarben-Seite abgekoppelt. Infomaterial, Postkarten und Poster drucken lassen. Das alles in der irren Zeitspanne von drei Monaten. Es hat geklappt. Ich bin unendlich stolz auf alle, die das Projekt mit mir gerockt haben.
Auf Juist wart Ihr ja auch viel, das Gegenteil von unserer Schnelllebigkeit?
Jetzt antwortet Tanjas Mann, den ich zum Interview dazu gebeten hatte. Manfred Schmidt ist selbst ein großer Juist-Fan!
Manfred: „Ja, Juist ist ein Kontrapunkt, da kann man ausspannen, da gibt es keine Autos, keinen Stress; man kann durch den Tag fließen, auftanken. Da geht nicht in Venedig und auch nicht in New York.“
Nach einer schlechteren Phase auftanken – ein Gefühl, das Tanja gut kennt. Und nicht von sich weist. Wo willst Du sonst Deine Kreativität hernehmen, fragt sie in den Raum hinein, wenn nicht aus Ups und Downs? Wäre es nur schön, würden Künstler vermutlich beliebigere Sachen machen, meint sie.
„Wenn es mal schlecht geht, dann denkst Du auch daran: Ok, es kann im nächsten Moment vorbei sein.“
Dann fange man an, ganz anders zu denken. Nach dem Regen komme die Sonne, das sei halt so und das brauche ein Künstler. Tanjas Fazit: „Wer nicht down war, wird auch nie hoch kommen.“
Wir wünschen Tanja Deuß viele weitere ohfamoose Augenblicke, ob mit oder ohne Kamera!
Tanja Deuß macht Businessfotografie, porträtiert Firmen und Events und hat die Polaroidkunst entwickelt. Die Düsseldorferin quietscht vor Lebensfreude, wenn sie ihr Ding machen kann, und kann sich hervorragend in ihr wichtige Menschen hineinversetzen. Dann entstehen einzigartige Bilderwelten, wie zum Beispiel das Shooting von Ulrike Zecher. Ich bin ein Fan von Tanjas Fotos – und wer etwas ganz Besonderes haben möchte: Dafür gibt es die Spcl. Editions. Mit einem Original-Polaroid.
Fotos: via Tanja Deuß; Elke Tonscheidt